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6.2 Biografischer Kontext

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Thomas Robert Malthus wird 1766 in der englischen Grafschaft Surrey als Sohn wohlhabender Eltern aus dem Mittelstand geboren (vgl. Barth 1977; Winkler 1996). Der Vater ist Jurist, schwärmt für die französische Aufklärung und verehrt Jean-Jacques Rousseau. Zunächst unterrichtet er seinen Sohn selbst, später bereiten ihn verschiedene Privatlehrer, darunter anglikanische Geistliche, auf den Studienbeginn vor. Malthus soll nach dem Willen der Eltern Geistlicher werden. 1784 beginnt Malthus ein breit angelegtes Studium mit Schwerpunkten in Mathematik und Theologie an der Universität in Cambridge. Nach seinen mit Auszeichnung bestandenen Examina wird er 1788 zum anglikanischen Priester geweiht. Malthus übernimmt kurz darauf eine Stelle als Hilfsgeistlicher. Dieser einträgliche Posten in der Staatskirche gibt ihm eine finanzielle Absicherung, ist mit wenigen Aufgaben verbunden und ermöglicht ihm seine weiteren Studien.

Vor allem der Bevölkerungszuwachs und das Elend der Armen in England bewegen ihn – nicht zuletzt deswegen, weil seine wohlhabende Familie infolge der Armengesetze Arme finanziell unterstützen muss.

Die Sozialtheorien seiner Zeit, nach denen die Armut die Folge einer falschen gesellschaftlichen Ordnung ist, fordern den jungen Geistlichen, der sich in seinen Studien vor allem mit nationalökonomischen Fragen befasst, zu einer polemischen Stellungnahme heraus. Malthus veröffentlicht 1798 als 32-Jähriger anonym „An Essay on the Principle of Population as it Affects the Future Improvement of Society, with Remarks on the Speculations of Mr. Godwin, Mr. Condorcet, and Other Writers“ (Versuch über das Bevölkerungsgesetz und seine Auswirkungen auf die künftige Verbesserung der Gesellschaft. Mit Bemerkungen über die Theorien Mr. Godwins, Mr. Condorcets und anderer Autoren). Sein Hauptziel ist es, darauf aufmerksam zu machen, wie das Entstehen von Armut verhindert werden kann. Seine plakativ-polemischen Thesen hat er in Diskussionen mit seinem Vater entwickelt, einem Anhänger der progressiven Lehren von William Godwin. Die heftigen Angriffe auf seine Thesen und weitere Studien veranlassen Malthus, seine Streitschrift später mit Datenmaterial aufzubereiten. 1803 veröffentlicht Malthus dann als zweite Auflage eine revidierte und „entschärfte“ Fassung unter seinem Namen und mit einem leicht veränderten Titel.

Von 1804 an ist Malthus Professor für Geschichte und politische Ökonomie an der Akademie der Ostindischen Kompanie in Hertfordshire; zugleich übernimmt er eine neue Pfarrstelle, die er bis zu seinem Lebensende innehat. In demselben Jahr heiratet er mit 38 Jahren; er hat mit seiner Frau drei Kinder.

Malthus ist von der Ungleichzeitigkeit der Lebenslagen fasziniert: In China ist ein Arbeiter froh, irgendwelche faulen Abfälle als Nahrung zu ergattern, während auf deren Genuss europäische Arbeiter verzichten und lieber verhungern würden. Ein Wunschtraum von Malthus ist es, eine Kultur vergleichende Geschichte der Sitten ärmerer Chinesen zu schreiben (vgl. Lepenies 1984, 126–129). Für ihn ist die bisherige Geschichtsschreibung lediglich eine Darstellung der Ereignisse aus der Sicht der oberen Schichten; das will er ändern. Der politisch engagierte Wissenschaftler ist ein entschiedener Gegner der englischen Armengesetzgebung und wird deswegen von der Labour Party heftig bekämpft.

Das recht konventionelle und bürgerliche Leben des Gelehrten und Familienvaters wird nur von kurzen Reisen unterbrochen. Malthus stirbt 1834 und wird in Bath Abbey beerdigt. Ein Jahr vor seinem Tod werden in England neue Armengesetze erlassen, danach besteht für alle Armen Arbeitszwang, und in den Armenhäusern sind die Geschlechter voneinander zu trennen.

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