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5.5 Theorie

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Pestalozzis Pädagogik basiert einerseits auf anthropologischen und soziologischen Setzungen, die durch Polarisierungen und Widersprüchlichkeiten gekennzeichnet sind und von ihm im Laufe seines Lebens immer wieder verändert werden, andererseits finden sich bei ihm auch weithin konstante Grundaussagen. So besteht der Mensch nach Pestalozzi aus den beiden Substanzen „Natur“ und „Geist“ und das „Individuum“ steht der „Gesellschaft“ gegenüber, für die Erziehung eines Kindes betont er sein Leben lang die herausragende Bedeutung der Mutter (Muttertrieb).

(1) Anthropologische Grundannahmen: Das Wesen des Menschen ist nach Meinung Pestalozzis der Ordnung der Natur zu entnehmen; und der einzelne Mensch ist individual bestimmt. Der Mensch ist zum einen das Werk der Natur, zum anderen der Gesellschaft und dann schließlich seiner selbst. Die Individualbestimmung des Menschen folgt aus dem Zusammenspiel von Natur, Gesellschaft und dem jeweiligen Menschen selbst.

Pestalozzi erkennt – wie er in seinem Werk: „Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts“ von 1797 darlegt – sowohl bei der Entwicklung der gesamten Gesellschaft als auch bei der Entwicklung der einzelnen Individuen drei Entwicklungsstufen: den Naturzustand, den gesellschaftlichen Zustand und den sittlichen Zustand (vgl. Pestalozzi 1946a, 377–564). Die Entwicklungsstufen lassen sich zwar voneinander unterscheiden, sind aber nicht voneinander unabhängig und können beim einzelnen Menschen und bei der Gesellschaft ineinander übergehen. Daraus folgt für Pestalozzi, dass man den Menschen nur als Ergebnis eines Zusammenspiels von Natur (Naturzustand), Gesellschaft (gesellschaftlichem Zustand) und seiner selbst (sittlichem Zustand) ansehen kann.

(a) Der Naturzustand des Menschen (Pestalozzi nennt diesen Zustand auch „tierisch“) ist zu unterscheiden in einen unverdorbenen und in einen verdorbenen Zustand. Der unverdorbene Naturzustand ist gekennzeichnet durch einen völligen Ausgleich zwischen den Bedürfnissen des Menschen und ihrer Befriedigung sowie zwischen dem Individuum und der Gesellschaft. Der Mensch ist ein mit viel Liebe und Wohlwollen versehenes Wesen, das zwar völlig ungebildet ist, damit aber unwissend gut und in völliger Unschuld harmonisch mit der Natur lebt. Der verdorbene Naturzustand beginnt dann, wenn beim Menschen die Bedürfnisse ins Unendliche wachsen und die Kräfte, die dieses verhindern können, fehlen. Der Mensch wird so zum Barbaren, egoistisch, selbstsüchtig. Die Menschen konkurrieren miteinander, und dadurch schlägt der unverdorbene Naturzustand in einen verdorbenen um. Die Menschen verhalten sich zunehmend egozentrisch und überlassen sich ihren Begierden und ihren (Macht- und Besitz-)Trieben.

(b) Aus Sorge um das eigene Selbst und um die egozentrischen Interessen abzusichern, vereinigen sich die Menschen und sprechen Verträge miteinander ab, denn – so Pestalozzi – erst aus der Verdorbenheit entsteht der Wunsch nach Recht und Vertrag. So entsteht der gesellschaftliche Zustand, in dem zwar Freiraum und Schutz gewährt, aber viele Freiheiten weggenommen werden. Es bleibt jedoch beim Krieg aller gegen alle, der gegenüber dem verdorbenen Naturzustand lediglich seine Form geändert hat. Der gesellschaftliche Zustand kann für den Menschen niemals das sein, was er erhofft hat.

(c) Erst im sittlichen Zustand wird es dem Menschen möglich, sich von egozentrischen Beweggründen zu lösen, sittliche Verhaltensnormen zu entwickeln und sich auch danach in seinem Verhalten zu richten. Der sittliche Zustand ist deshalb erreichbar, weil jeder Mensch eine Kraft in sich selbst besitzt, alle Dinge dieser Welt sich selbst, unabhängig von seiner tierischen Begierlichkeit und von seinen gesellschaftlichen Verhältnissen, gänzlich nur unter dem Gesichtspunkt, was sie zu seiner inneren Veredelung beitragen, vorzustellen, und dieselbe nur in diesem Gesichtspunkte zu erlangen oder zu verwerfen (vgl. a. a. O., 449–511). Gott ist für Pestalozzi die „nächste Beziehung der Menschheit“, denn alle innere Kraft der Sittlichkeit, der Erleuchtung und Weltweisheit ruht auf dem Glauben der Menschheit an Gott. Gottes Erleuchtung ist Liebe, Weisheit und Vatersinn. Und „Gottesvergessenheit, Verkenntnis der Kinderverhältnisse der Menschheit gegen die Gottheit, ist die Quelle, die alle Segenskraft der Sitten, der Erleuchtung und der Weisheit in aller Menschheit auflöst“. Der Glaube an Gott ist für Pestalozzi die „Stimmung des Menschengefühls in dem obersten Verhältnis seiner Natur“. Der Glaube ist vertrauender Kindersinn der Menschheit auf den Vatersinn der Gottheit. Glaube an Gott ist die Quelle aller Weisheit und daher das erste Ziel des Menschen (vgl. Pestalozzi 1945, 153–159).

Der Verlauf der Französischen Revolution veranlasst Pestalozzi, seine Auffassungen zu ändern. Er sieht nun eine tiefe Zwiespältigkeit in der menschlichen Natur und geht davon aus, dass die Macht und alles Politische das Sittliche bedrohen. Pestalozzi ist davon überzeugt, dass Macht immer wesensmäßig gefährdet ist, zur Despotie zu werden, und dass im Menschen ein unausrottbarer und verhängnisvoller Trieb zum Herrschen liegt. Ebenso verderblich wie der Machttrieb ist für ihn aber auch der Sklaventrieb; damit meint Pestalozzi die Neigung, sich despotisch beherrschen zu lassen, wenn man dabei nur halbwegs „glücklich“, das heißt versorgt ist. Je größer eine Gesellschaft ist, desto deutlicher zeigen sich für Pestalozzi im Zusammenleben der Menschen beide Triebe.

(2) Grundzüge der Pädagogik: Erziehung ist für Pestalozzi die Entfaltung der in der menschlichen Natur liegenden Kräfte mit ihnen gemäßen Bildungsmitteln. Die Erziehung sollte von der Anschauung des Kindes als dem inneren Sinn des Menschen für die Ordnung der Welt sowie von Liebe und Glauben ausgehen. Zugleich betont Pestalozzi in seinem Buch „Abendstunde eines Einsiedlers“ (1780), das schon die Grundzüge seiner Pädagogik enthält, die bildende Kraft der Arbeit und des Gemeinschaftslebens. Vorbild aller Erziehung ist ihm das Leben in der Familie. Hauserziehung (Wohnstuben-Pädagogik), Unterweisung und sittliche Selbstveredelung sollen einander ergänzen. Die allgemeine Menschenbildung ist die Grundlage aller Berufsbildung. Da Pestalozzi in den Kindern die unverdorbenen Repräsentanten der Menschheit sieht, führt die Erziehung immer auch zu kritischer Distanz gegenüber der verdorbenen gesellschaftlichen Realität.

Pestalozzi baut seine Erziehungsmethoden auf einem psychologischen Fundament auf und unterscheidet drei Seiten der Menschenbildung:

(a) Die Ausbildung des „Kopfes“ als intellektuelle Bildung entspricht dem „Wissen“;

(b) die Ausbildung des „Herzens“ als sittliche Bildung entspricht dem „Wollen“;

(c) die Ausbildung der „Hand“ als körperliche und handwerkliche Bildung entspricht dem „Können“.

Die sittliche Bildung als Bildung des Herzens ist für Pestalozzi zwar die wahre Mitte aller Bildung, aber keine der beiden anderen Bildungsseiten darf ihr gegenüber vernachlässigt werden. Die allgemeinsten Prinzipien für alle drei Bildungsformen sind die Selbsttätigkeit, der Zusammenhang und das Prinzip, dass alles Geistige aus dem Sinnlich-Natürlichen herauswachsen und daran „angekettet“ werden soll. So wurzeln alle Körperkultur und Handfertigkeit in der natürlichen Bewegung der Körperglieder, alle sittlich-religiöse Bildung in der innigen Fürsorge- und Vertrauensbeziehung zwischen Mutter und Kind, alle Weltdeutung und -erkenntnis schließlich in der „Anschauung“, das heißt dem unmittelbaren Angesprochensein des Kindes durch die Welt (vgl. Reble 1981, 220 f.).

Von Rousseau beeinflusst, lehnt Pestalozzi zunächst sowohl die Schule seiner Zeit als auch überhaupt jede Methode des Unterrichtens ab, sofern sie nicht von Natur aus gegeben ist. Später fordert Pestalozzi allerdings, dass die rousseausche Freiheit in der Erziehung unter dem Aspekt der gesellschaftlichen Erfordernisse durch planvolle und Zucht fordernde Einübung der notwendigen Fertigkeiten ergänzt wird. Das Individuum muss mit seinen individuellen, naturgegebenen Anlagen und besonderen Umständen zwar als die erste und grundlegende Aussage des „Buches der Natur“ über Richtung und Art der Bildung des Menschen gelten, „aber du lebst nicht für dich allein auf Erden. Darum bildet dich die Natur auch für äußere Verhältnisse und durch sie“ (Pestalozzi 1945, 152). Ausgangspunkt aller Erziehung bleibt für Pestalozzi – wie bei Rousseau – stets die unverdorbene Natur des Kindes.

Die zeitlich, örtlich und emotional „nächsten äußeren Verhältnisse“ eines jeden Menschen sind die häuslichen, familiären Verhältnisse. Die häuslichen Verhältnisse der Menschheit sind für Pestalozzi die ersten und vorzüglichsten Verhältnisse der Natur. Jede menschliche Entwicklung geht für ihn aus der Familie hervor und muss auch immer an diese Grundlage gebunden sein, wenn das menschliche Leben erfüllt sein soll. Die Wohnstube ist nach Pestalozzi der Mittelpunkt für das Volk, in dem und durch den sich alle Kräfte seines Lebens bewegen und ruhen. Wegen dieser zentralen Funktion ist die „Wohnstube“ die erste und wesentlichste Schule aller Erziehung und allen Unterrichts. Der Unterricht der Schule baut darauf auf und ist in enger Verbindung mit der Familie durchzuführen.

Die Erfahrungen in den familiären Beziehungen sind nach Pestalozzi prägend für das ganze weitere Leben: „Die ausgebildete Kraft einer näheren Beziehung ist die Quelle der Weisheit und Kraft des Menschen für entferntere Beziehungen.“ „Vatersinn bildet Regenten, Brudersinn Bürger. Beide erzeugen Ordnung im Hause und im Staate“ (a. a. O.). Aus der Vatererfahrung erwächst nach Pestalozzi der Glaube an Gott, wie umgekehrt dieser Glaube den Glauben an den Vater sichert. Pestalozzi spricht zwar regelmäßig über die Bedeutung des Vaters in der Erziehung, die entscheidende Bedeutung weist er aber der Mutter zu, die für ihn in einer „naturgegebenen Urbeziehung“ zum Kind steht (Mutterpädagogik).

Die Erkenntnis, dass alle gesellschaftlichen Beziehungen des Menschen bei seinen familiären Beziehungen anknüpfen und die Familie der ursprüngliche Ort jeder Erziehung ist, führt Pestalozzi dazu, von einer vollständigen Pädagogisierung des Lebens zu sprechen. Die lebenslange Erziehung in allen Lebensbereichen hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass nach Pestalozzi jeder Fürst oder Herrscher die Rolle eines Landesvaters innehat (vgl. Liedtke 1989, 67). Pestalozzi ergänzt seine Idee der Volksbildung – im Unterschied zu einer vorherrschenden Gelehrtenbildung in seiner Zeit – mit einer großen Fülle von Überlegungen und Vorschlägen für die Methode des Erziehens, zum Beispiel: Versichere dich des Herzens deines Kindes; das Leben selbst ist das Fundament des Unterrichts; die Menschensprache muss der Büchersprache vorausgehen; die Lernmittel sollen einfach sein; Erziehung muss ohne Härten und Demütigungen erfolgen; die Unterrichtsmethoden sollen spielerisch und kindgerecht sein; je mehr Sinne eine Sache erforschen, desto richtiger wird die Erkenntnis (vgl. Pestalozzi 1946, 241 ff.).

(3) Zum pädagogischen Umgang mit Armen, Verfolgten und Gestrauchelten: Den Begriff „Sozialpädagogik“ kennt und benutzt Pestalozzi nicht, dennoch können seine Ausführungen zum pädagogischen Umgang mit Armen, Verfolgten und Gestrauchelten in einem weiten Sinne als „sozialpädagogisch“ bezeichnet werden. Er plädiert dafür, dass die Pädagogen Anwälte für die Benachteiligten und Randständigen der Gesellschaft sein, emanzipatorisch bilden und von wirtschaftlicher Abhängigkeit befreien, arme Kinder schützen und für diejenigen Partei nehmen sollen, die unter dem Druck der gesellschaftlichen Verhältnisse in Konflikt mit den bestehenden Gesetzen geraten sind. Die Grundzüge seiner „Sozialpädagogik“ hat er vor allem in seinen vielen Briefen (u. a. über seinen Aufenthalt in Stans im Jahre 1799) skizziert:

(a) Den Armen kann nicht geholfen werden, wenn man sie zeitweilig in eine karitative Armenanstalt aufnimmt und sie dann wieder in eine Umwelt entlässt, die völlig anderen Gesetzen unterliegt als der geschützte Raum der Anstalten. So lange zu erwarten ist, dass die Armen nach dem Anstaltsaufenthalt wieder in eine Umwelt zurückkehren müssen, die durch Armut gekennzeichnet ist, kann es nach Auffassung Pestalozzis nur ein taugliches Prinzip für die Armenerziehung geben: „Der Arme muss zu Armut auferzogen werden“ (Pestalozzi 1945, 39 ff.). Damit will Pestalozzi keinesfalls die Situation der Armen festschreiben. Er ist stark an Verbesserungen interessiert (vgl. a. a. O., 39–93). Dauerhafte Verbesserungen der menschlichen Situation sind aber nur zu erwarten, wenn mit der Verbesserung der äußeren Lebensbedingungen auch eine Verbesserung des Wissensstandes und der Einstellung der Menschen einhergeht. Für Pestalozzi ist es wichtig, dass die jungen Menschen solche Fertigkeiten und Kenntnisse erwerben, die sie in ihrem zukünftigen Leben brauchen, um ihren Lebensunterhalt zu erwirtschaften und diesen abzusichern. Die Armenanstalt soll daher ein möglichst getreues Abbild der künftigen Umwelt der Kinder sein. Selbst der ständige Druck aus der Abhängigkeit von ihren Herren soll den Kindern so früh wie möglich bewusst sein. Sie müssen lernen, sich nach dem Willen anderer zu verhalten. Und die Kinder sollen arbeiten, um dadurch zu ihrem Lebensunterhalt beizutragen. Der Arme müsse lernen, sich selbst zu helfen, da ihm sonst niemand helfen werde. Pestalozzi bedauert die Härte, die seine Theorie mit sich bringt. Aber die „wohltätige“ Erziehung armer Kinder in begüterten Armenanstalten hält er für nachteiliger, weil diese „unglücklichen“ Kinder durch „unweise Wohltätigkeit“ nicht gelernt haben, mit ihrer Armut, der sie ausgesetzt sein werden, zurechtzukommen (a. a. O.).

(b) Pestalozzi greift in seiner Schrift „Über Gesetzgebung und Kindermord“ von 1783 (vgl. a. a. O., 353–558) auch brisante sozialpolitische Probleme, die das Strafrecht, die Strafvollstreckung und die Verbrechensvorbeugung betreffen, auf und ergreift Partei für die ledigen Mütter, die ihr Kind getötet haben. Er verurteilt zwar einerseits die Tötung unehelich geborener Kinder, setzt sich aber andererseits vehement für die ledigen Mütter ein, die ihr unehelich geborenes Kind töten, und nimmt sie vor einseitigen Schuldzuweisungen aus der Gesellschaft in Schutz. Pestalozzi klagt sogar die Obrigkeiten und die Gesetzgebung an und weist ihnen Mitschuld zu. Den Muttertrieb, das eigene Kind zu schützen und es aufzuziehen, hält er für so stark, dass seiner Meinung nach nur erhebliche äußere Einflüsse eine Mutter dazu bringen können, ihr Kind zu töten. Das könne nur aus größter Verzweiflung geschehen. Die bestehenden Gesetze und die Sitten der Gesellschaft – Heuchelei, entehrende und furchterregende Strafen (auf Kindermord steht die Todesstrafe), fehlendes Verständnis für die ledigen Mütter, doppelte Moral, Prüderie, gesellschaftliche Ächtung statt Rat und mangelnde Unterstützung für nichteheliche Mütter – seien, so klagt Pestalozzi, an der Verzweiflung der Frauen mit schuldig. Die Gesellschaft, die sich so unerbittlich als Richter aufführe, sei in Wahrheit selbst angeklagt, zumindest aber mit angeklagt.

Wenn man etwas verbessern wolle, könne man nur bei der allgemeinen gesellschaftlichen Verderbnis ansetzen. Die Bedeutung der Familie müsse anerkannt und das reine Hausglück gefördert werden. Die „Wohnstube“ müsse „Heiligtum“ sein, und dafür solle der Staat sorgen. Vor allem aber müsse sich die Erziehung auf die Familie und die Liebe stützen.

(4) Die Bedeutung prophylaktischen Handelns: Prophylaktische Maßnahmen sind für Pestalozzi unabdingbar, um Elend und Aufruhr der Armen gegen die Obrigkeit zu verhindern. Die zunehmende Verarmung der ländlichen Tagelöhnerschaft und der Industriearbeiter muss nach seiner Einschätzung zu schweren gesellschaftlichen Konflikten führen.

Die „Emporhebung der niederen Menschheit aus ihren Tieffen ist die Pflicht der civilisierten Menschheit, wenn sie nicht alle ihre Lebensgenießungen verlieren will“ (Pestalozzi, zit. nach Liedtke 1989, 58).

Und Pestalozzi fordert:

„Man kann nicht genug sagen: man muss immer eher die Fundamente der Lebensgenießungen sicherstellen, als allerorten Ordnung machen. Und den Leuten in ihren Siechtagen helfen, ist ein armseliger Dienst, wann man den Siechtagen der Leute selber vorbiegen kann. Spitäler, Finderhäuser, Kammern, Zuchthäuser sind allenthalben Quacksalberhülfsmittel, wo man sie gegen Leute braucht, die, von unserer schönen Civilisation der einfachen Genießungen ihrer Naturbedürfnisse beraubt, Verbrecher werden, weil der Staat ihnen nicht Gerechtigkeit widerfahren lassen und zur Befriedigung ihrer Naturbedürfnisse geholfen“ (a. a. O., 58).

Pestalozzi plädiert zudem für eine freiheitliche Wirtschaftsordnung, in der jeder zu seinem Brot kommen kann (vgl. Pestalozzi 1945, 95–141):

„Dass Freiheit Brot schafft, dass der Mensch um des Brotes willen Freiheit sucht, dass Hindernis in Gewinn und Gewerbssachen die Tyrannei ist, die den Wunsch der Freiheit in den meisten Völkern rege gemacht, das vergißt der stolze Großbürger des freien Staats, der den ausartenden Landessegen so oft ausschließend nutzt, nur gar zu gerne, und es ist doch so wahr“ (a. a. O., 107 f.).

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