Читать книгу Schuldenberatung und Schuldenprävention als Soziale Arbeit - Christoph Mattes - Страница 6

1 Einleitung

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Ist Schuldenberatung die Arbeit mit Schlitzohren? Auf den ersten Blick und beruhend auf einer parteilichen Haltung der Leserschaft von Büchern der Sozialen Arbeit für Armutsbetroffene oder anderweitig benachteiligte Personengruppen, dürfte die Antwort auf diese Frage mit ›nein‹ ausfallen. Historisch gesehen lautet die Antwort aber ›ja‹. Die Redewendung des Schlitzohrs wurde im 19. Jahrhundert durch die Handwerkszünfte geprägt. Vor allem Zimmermänner, die auf Wanderschaft waren, trugen ihr Erspartes als goldenen Ring mit dem Wappen ihrer Zunft im Ohr. Ließ sich der Zimmermann etwas zuschulden kommen, wurde dieser Ring aus dem Ohr gerissen, um mit dem Gegenwert den Schaden oder die daraus entstandenen Schulden zu begleichen. Es verblieb ein Schlitz im Ohr, der fortan die Mitmenschen und vor allem zukünftige Meister warnen sollte.

Wem nun aber die Redewendung des Schlitzohrs in einem Fachbuch der Sozialen Arbeit zu unangebracht erscheint, dem hilft vielleicht ein Symbol aus dem antiken Griechenland. Damals wurde, wenn sich Hauseigentümer verschuldeten, als Pfand für den Kredit nicht bürokratisch eine Grundschuld oder eine Hypothek in das Grundbuch eingetragen. Es wurde ein großer Stein auf das Dach gelegt. Dieser signalisierte, dass das Haus mit Schulden belegt ist. Diese Praktik erklärt das Sprichwort »Wenn die Schulden das Dach eindrücken«.

Ob nun Schlitzohren oder verschuldete Hausbesitzer – die Menschen, die zur damaligen Zeit hinter diesen Redewendungen standen, sind die heutigen Zielgruppen der Sozialen Arbeit. Dies aber erst dann, wenn aus ursprünglich umworbenen Kund*innen der Konsum- und Kreditwirtschaft säumige Zahler*innen von Forderungen geworden sind.

Schuldenberatung und Schuldenprävention als Soziale Arbeit

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