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2.2 Die verschiedenen Arten des Soseins und der Unterschied zwischen empirischer und apriorischer ErkenntnisErkenntnis
ОглавлениеMit der Unterscheidung verschiedener Arten des Soseins begründete von HildebrandHildebrandDietrich von auch den erkenntnismässigen Unterschied zwischen dem empirischen und dem apriorischen ErkennenErkennen. An den Beginn seiner Grundlegung stellt er das WortWort, dass jedes seiende Etwas eine EinheitEinheit sei, „und sein SoseinSosein irgendwie als Einheit charakterisiert sein“ müsse, um im nächsten Schritt nach „den Graden der Sinnhaftigkeit in den Soseinseinheiten“ zu fragen.1 Dabei steigt er vom Niederen zum Höheren auf und bringt drei grundsätzlich verschiedene Einheitsstufen zu BewusstseinBewusstsein. Da die EinheitenEinheitenchaotische, zufällige, morphische der niedersten Stufe, die chaotischen und zufälligen EinheitenEinheitenchaotische, zufällige, morphische, kein genuines Erkennen ermöglichen, braucht an dieser Stelle auch nicht auf sie eingegangen zu werden. Mit dem Verweis auf die entsprechende Quelle sei dieser Einheitsart Genüge getan.2 Die auf der nächsthöheren Stufe gelegenen EinheitenEinheitenchaotische, zufällige, morphische dagegen „haben ein sinnvolles Sosein, eine Washeit, die uns berechtigt, von wirklichen Typen zu sprechen“3.
Im Unterschied zu einer zufälligen EinheitEinheit, wie z.B. einem Gerümpelhaufen oder einer Notenfolge, die keine Melodie ist, wird der echte Typus „nicht von aussen zusammengehalten, sondern besitzt eine vom ‚ZentrumZentrum‘ ausgehende Einheit; seine Elemente sind nicht zufällig, sondern von innen her sinnvoll verbunden“4. Solcherart sind z.B. das Gold, der SteinSteinEdith, das Wasser, der Löwe oder das Pferd. Von HildebrandHildebrandDietrich von unterscheidet im SoseinSosein der Gegenstände dieser Art zwei Schichten: die Erscheinungseinheit und die konstitutive Einheit. Die erste Schicht bezeichnet er als das „‚Gesicht‘, als die Einheit der äusseren ErscheinungErscheinung“, und unterscheidet sie von der zweiten Schicht, „bei der es sich um das Sosein dieses Materietyps handelt, der dieses Gesicht trägt“.5 Um Erkenntnisse über das Gesicht eines solcherart geeinten Seienden – von HildebrandHildebrandDietrich von spricht von den morphischen EinheitenEinheitenchaotische, zufällige, morphische – erlangen zu können, muss es von aussen beobachtet werden. Die konstitutive Einheit dagegen kann durch Experimente und durch die Verwendung von Instrumenten – wie etwa des Mikroskops – sozusagen zusammengesetzt werden. Trotz aller Sinnhaftigkeit, tragen sie aber dennoch „das Merkmal des Kontingenten und ‚Erfundenen‘“6. Bei der ErkenntnisErkenntnis des Verhaltens eines Seienden mit einer morphischen Einheit wird im besten Falle der Gewissheitsgrad der HöchstwahrscheinlichkeitHöchstwahrscheinlichkeit erreicht, denn es „lässt für eine prinzipielle Ergänzungs- und Täuschungsmöglichkeit Raum“7. Wird dagegen der Einwand erhoben, dass es doch nicht kontingentkontingent, sondern vielmehr notwendig sei, dass dieser Löwe nicht gleichzeitig existieren und nicht existieren kann, oder dass das Gold immer räumlich ausgedehnt ist, so handelt es sich dabei zweifelsohne um Urteile, die keinen Raum lassen für eine Ergänzungs- oder Täuschungsmöglichkeit. Das hat seinen Grund letztlich aber nur insofern im Sosein des Löwen oder des Goldes, als es zugleich materielle Dinge sind, als sie, um mit John R. White zu sprechen, durch gewisse formal necessary features determiniert sind.8 Damit ist die Grenze erreicht, die den immanenten und den transzendenten Wirklichkeitsbereich voneinander trennt.