Читать книгу Person und Religion - Ciril Rütsche - Страница 31
2.3 Absolute GewissheitGewissheit bei der ErkenntnisErkenntnis eines individuellen Sachverhalts?
ОглавлениеApriorische Sachverhalte besitzen einen allgemeinen Charakter. Im Bereich individueller Sachverhalte kann nur in einem einzigen Fall eine ähnliche absolute GewissheitGewissheit erlangt werden, nämlich in dem augustinischen Si fallor, sum1 oder in DescartesDescartesRené’ Cogito, ergo sum2. Ob das ArgumentArgument nun mit der TäuschungTäuschung (fallor) oder mit dem Denken (cogito) oder mit irgend einem anderen bewussten Vollzug – wie dem WissenWissen, der LiebeLiebe usw. – geführt wird, immer gestattet es die notwendige Folgerung auf die wirkliche ExistenzExistenz der sich täuschenden oder denkenden PersonPerson. „Denn wer nicht ist, kann sich auch nicht täuschen“3. Selbst dann, wenn angenommen wird, jede Wahrnehmung und jeder Gedanke sei eine blosse TäuschungTäuschung, selbst dann noch ist gewiss, dass sich nur täuschen kann, wer ist. Wer immer sich also täuscht, weiss mit Gewissheit: ich bin. Auch DescartesDescartesRené hat mit seinem Cogito, ergo sum den archimedischen PunktArchimedischer Punkt erreicht, an dem jeder ZweifelZweifel und jede Irrtumsmöglichkeit zerschellt. Das Sum ist unentthronbar. Selbst dann, wenn dieses nur ein ScheinSchein wäre, selbst dann setzt das Scheinsein die metaphysische Realität einer Person voraus. Denn sobald es einen Schein gibt, erscheint es jemandem, einem BewusstseinBewusstsein, „und dieses Bewusstsein selbst kann nicht wieder ein blosser Schein sein, sonst müsste es ja wieder einem anderen Bewusstsein erscheinen, und so ad infinitum“4.
Die ErkenntnisErkenntnis der eigenen ExistenzExistenz kommt auch nicht einem Verbleiben in der ImmanenzImmanenz des eigenen Bewusstseins gleich, vielmehr ist diese Erkenntnis „ein voller Schritt zur TranszendenzTranszendenz“5. „Denn die absolut sichere Erkenntnis eines konkreten, individuellen, realen Seienden enthält die Sprengung aller Bewusstseinsimmanenz und garantiert das volle TranszendierenTranszendieren zu einer objektiven Realität!“6 Von HildebrandHildebrandDietrich von hält die absolut gewisse Erkenntnis der eigenen Existenz jedoch nicht für das Wichtigste. „Das Wichtige ist nicht, dass ich es bin, das Wichtige ist, dass eine reale PersonPerson existiert.“7 „Weil es meine Person ist, so denkt man, sperrt man sich vielleicht in sich ein. Dies ist jedoch nicht der Fall, denn meine Person existiert ja in diesem Fall objektiv als Person, in der objektiven metaphysischen Welt.“8 Die metaphysische Existenzweise der Person wusste Blaise PascalPascalBlaise auf prägnante Weise zu charakterisieren, indem er den Menschen als ein Schilfrohr beschrieben hat, als „das schwächste der NaturNatur, aber er ist ein denkendes Schilfrohr“9. Das ganze Weltall brauche sich nicht zu wappnen, um ihn zu zermalmen, ein Wassertropfen schon genüge, um ihn zu töten. „Doch wenn das Weltall ihn zermalmte, so wäre der MenschMensch nur noch viel edler als das, was ihn tötet, denn er weiss ja, dass er stirbt und welche Überlegenheit ihm gegenüber das Weltall hat. Das Weltall weiss davon nichts.“10