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2.5 Das überaktuelle WissenWissen und die ReligionReligion

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Am Beginn dieses Abschnitts stand die Frage, ob der MenschMensch überhaupt wissen könne, wie es um das Transzendente bestellt ist, oder ob seine Wissensmöglichkeiten auf den immanenten Bereich des sinnlich Erfahrbaren beschränkt seien. Wie sich erwiesen hat, kann der Mensch metaphysische Erkenntnissemetaphysische Erkenntnisse erlangen und um das Transzendente wissen. Mit dem apriorischen ErkennenErkennen ist der archimedische Punktarchimedische Punkt absoluter GewissheitGewissheit erreicht, an dem jeder ImmanentismusImmanentismus, jeder SkeptizismusSkeptizismus und RelativismusRelativismus scheitern muss.1

Aus dem ErkennenErkennen resultiert das WissenWissen über das Verhalten einer gegebenen Sache. Formalisiert gefasst: Erkannt wird das a-Sein oder das nicht a-Sein eines B, wodurch das Wissen um das Verhalten des B erworben wird. Quer durch von Hildebrands Schriften begegnet die Unterscheidung zwischen verschiedenen Arten des Wissens. Er zeigt auf, wie das Wissen in drei grundlegenden Formen auftreten kann: Es kann aktuellaktuell sein, so dass es das BewusstseinBewusstsein im gegenwärtigen Augenblick erfüllt, es kann potentiellpotentiell sein, so dass es aus dem GedächtnisGedächtnis in das aktuelle Bewusstsein gleichsam „zurückgeholt“ werden kann, und es kann überaktuellüberaktuell sein.

Das überaktuelle WissenWissen ist jedoch „nur hinsichtlich bestimmter Arten von Sachverhalten und Gegenständen möglich“2. Das Wissensobjekt muss von metaphysischer Bedeutung sein und „die existentiellsten und fundamentalsten Fragen betreffen, die sich auf alle Elemente einer WeltanschauungWeltanschauung beziehen“3. Selbstredend bildet es dadurch eine ständige Grundlage des Lebens, „einen kontinuierlichen Hintergrund für andere Erlebnisse“4. Mit anderen Worten, ist jedes GutGutdas Gegenstand überaktuellen Wissens, das eine solch existentielle Rolle im eigenen Leben spielt, dass ohne Kenntnis von ihm das Leben ein anderes wäre.5 „Es lebt in solcher Weise auf dem Grund unseres Geistes, dass sich jeder konkrete, aktuelle Augenblick unseres Lebens radikal ändern würde, falls wir es nicht wüssten.“6 Die Überaktualität des menschlichen Bewusstseins ist eine Tatsache, die von entscheidender Bedeutung für das Verständnis des Menschen ist.7

Zu denken ist dabei etwa an die LiebeLiebe, die sich nicht in der Gegenwart erschöpft, sondern sich über die Aktualität hinaus erstreckt. Hätte die PersonPerson nur eine Bewusstseinsart, so könnte ein Verliebter unmöglich ernsthaft seiner täglichen Arbeit nachgehen. Verfügte die Person nämlich nur über ein aktuelles BewusstseinBewusstsein, so hätte sie entweder ein aktuelles Bewusstsein vom Verliebtsein oder von der Arbeit, auf die sie gerichtet ist. Dass die Koexistenz von Verliebtsein und Arbeiten aber sehr wohl möglich ist, rührt daher, „dass nicht nur das in der Liebe gesprochene ‚WortWort‘ in seiner Gültigkeit fortdauert, dass nicht nur eine Position festgelegt wurde dem anderen Menschen gegenüber, die fortdauert, sondern dass diese StellungnahmeStellungnahme als solche fortlebt in unserer SeeleSeele“8. Und gerade weil die Stellungnahme fortlebt, weil sie „als diese identische psychisch-geistige Realität völlig lebendig in der Seele“ verbleibt, „verändert [sie] den Gesamtstatus unseres Erlebens“.9 Darum fällt das Arbeiten auch umso leichter, wenn man verliebt ist. Wie sich weiter unten noch verdeutlichen wird, kann der MenschMensch überaktuellüberaktuell in einer tieferen Schicht am WissenWissen um bestimmte Sachverhalte und Gegenstände bzw. WerteWerte und an der wertantwortenden Stellung festhalten. Auch wird sich zeigen, dass und warum die kontinuierliche Entwicklung der Person die Überaktualität voraussetzt.10

Das überaktuelle WissenWissen begegnet auch und vor allem in der ReligionReligion.11 Während die Sachverhalte und Gegenstände des überaktuellen Wissens nach von HildebrandHildebrandDietrich von „die existentiellsten und fundamentalsten Fragen betreffen, die sich auf alle Elemente einer WeltanschauungWeltanschauung beziehen“12, spricht HusserlHusserlEdmund von den „Fragen nach SinnSinn oder SinnlosigkeitSinnlosigkeit dieses ganzen menschlichen Daseins“13, welche sich in den Fragen konkretisieren nach der ErkenntnisErkenntnis, nach den Werten, nach der ethischen HandlungEthische Handlung, nach der FreiheitFreiheit, nach der UnsterblichkeitUnsterblichkeit und schliesslich nach GottGott, „der ‚absoluten‘ VernunftVernunft als der teleologischen Quelle aller Vernunft in der Welt, des ‚Sinnes‘ der Welt“14. Was dem einen die existentiellsten und fundamentalsten Fragen, das sind dem anderen die Fragen nach dem Sinn und der Sinnlosigkeit des ganzen menschlichen Daseins. Nicht nur spricht von HildebrandHildebrandDietrich von von der Religion als einer lebendigen Verbindung des Menschen mit Gott,15 dem absoluten personalen WesenWesen,16 auch für HusserlHusserlEdmund gründet der Sinn des Ganzen letztlich in der absoluten Vernunft, in Gott.

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