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Kapitel 8

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Da Antonia erst weit nach Mitternacht ins Bett gekommen war, schlief sie am Samstag länger als gewöhnlich. Die Uhr zeigte fast die zehnte Morgenstunde an, als Quincy beschloss, sie zu wecken. Der Hund sprang vom Fußende des Bettes auf den Teppich und blieb einen Moment unschlüssig stehen. Auf leisen Pfoten schlich er zur Tür, drehte sich wieder herum und kehrte zum Bett zurück. Mit seiner feuchten Nase stieß das Tier sein Frauchen am Arm an. Amüsiert blinzelte Antonia.

„Na, du alter Gauner. Du glaubst wohl, ich hätte nicht bemerkt, dass du es dir heimlich in meinem Bett bequem gemacht hast?“

Mit schiefgelegtem Kopf schaute Quincy sie treuherzig an.

„Ihr Männer seid doch alle gleich“, lachte sie und schwang die Beine aus dem Bett. Ausgiebig kraulte sie den Hund. „Nun ist es genug“, bestimmte sie nach einer Weile. „Wir haben heute noch viel zu tun.“

Tagsüber war Antonia mit der Vorbereitung der Einweihungsparty beschäftigt. Nach dem Einkaufen stellte sie Getränke kalt und platzierte die Holzkohle neben dem Grill auf der Terrasse. Später bereitete sie nur ihren allseits beliebten Kartoffelsalat zu, weil einige Freunde versprochen hatten, verschiedene Salate beizusteuern.

Beim Eintreffen des Kommissars herrschte auf der Party schon eine fröhliche Stimmung.

„Guten Abend, Sherlock Holmes“, begrüßte Antonia den Kommissar. „Schön, dass du da bist.“

„Hier ist ja schon ganz schön was los“, erwiderte er und reichte ihr ein Geschenk. „Eine Kleinigkeit zum Einzug.“

Gespannt wickelte sie es aus dem bunten Papier. Zum Vorschein kam ein Nudelholz.

„Wie originell! Nur schade, dass ich keinen Ehemann habe, bei dem ich es ausprobieren könnte.“

„Auch beim Kuchenbacken ist es hilfreich“, erklärte Pit vergnügt. „Als Hausbesitzerin musst du außerdem mit ungebetenen Gästen rechnen. Jeder Einbrecher wird panisch die Flucht ergreifen, wenn du das Nudelholz schwingst.“

„So ein Universalgeschenk ist eine feine Sache“, befand sie. „Danke, Pit.“ Ihr bittender Blick richtete sich auf ihre Schwester. „Führst du unseren Kommissar ein bisschen rum? Ich muss für den Getränkenachschub sorgen.“

Damit verschwand sie zwischen den Gästen.

„Du bist spät“, sagte Franziska, nachdem Pit sie auf die Wange geküsst hatte. „Warst du noch im Präsidium?“

„Ich bin noch mal sämtliche Ermittlungsakten durchgegangen“, bestätigte er. „Leider habe ich nichts gefunden, was wir übersehen haben könnten.“

Unterdessen blieb Leo an der offenen Terrassentür stehen und schaute in den Wohnraum, der wie der Garten von gut gelaunten Gästen bevölkert wurde. Er sah Antonia im Gespräch mit einigen Freunden. Sie trug ein leichtes trägerloses Sommerkleid, das ihre schlanke Figur reizvoll betonte. So weiblich gekleidet gefiel sie ihm ausgesprochen gut, wie er sich zögernd eingestand. Auch war unverkennbar, wie viel Sympathie die Gastgeberin genoss.

„... eigentlich schade, dass sie hier allein eingezogen ist“, fing Leo Gesprächsfetzen eines in der Nähe stehenden Paares auf. „Sie sollte endlich wieder Gefühle zulassen.“

„Wenn ihr der Richtige begegnet, wird sie hoffentlich auf ihr Herz hören“, lautete die Antwort. „Dann erübrigen sich auch ihre sporadischen Bettgeschichten.“

In diesem Moment entdeckte Antonias Freundin den an der Terrassentür lehnenden Mann, der eine dunkle Hose mit einem weißen Leinenhemd darüber trug. Er sah gut aus mit seinem gepflegten Vollbart und besaß eine enorme Ausstrahlung. Wie gebannt starrte Elke den Mann an. Allein diese braunen Augen!

„Sie müssen Tonis Gärtner sein“, sprach sie ihn lächelnd an. „Stimmt‘s?“

„Das kann ich nicht leugnen.“

„Ich bin Elke.“

„Leo Ulrich“, stellte er sich vor. „Sind Sie eine Kollegin von Antonia?“

„Statt an Leichen schnippele ich an Haaren“, verneinte sie. „Ich bin Shampoo-Psychologin.“

„Mein Handwerk ist ähnlich. In meinem Job schneidet man an Pflanzen aller Größen.“

„Antonia hat erzählt, dass Sie ihren Garten auf Vordermann gebracht haben. Das, was ich bis jetzt davon gesehen habe, gefällt mir gut. Aber auch das Häuschen ist einfach entzückend. So schön hatten wir es uns nicht vorgestellt.“

„Hätten Sie es vor der Renovierung gesehen, hätten Sie wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Es ist wirklich erstaunlich, was Antonia hier alles geleistet hat.“

„Zupacken konnte sie schon immer. Früher haben wir uns immer gegenseitig geholfen, unsere Wohnungen zu renovieren. Aber das hier wollte sie ganz allein schaffen.“

Bald bemerkte auch Franziska den Mann, mit dem die Freundin anscheinend angeregt plauderte. Sie machte Pit auf den Gast aufmerksam, der Antonias Beschreibung zufolge nur der Gärtner sein konnte. Zusammen schlenderten sie zu Elke und Leo hinüber. Obwohl sie ihn gern noch eine Weile für sich allein gehabt hätte, machte Elke sie miteinander bekannt.

„Franziska gehört auch zu unserer Truppe“, erklärte sie. „Kommissar Gerlach ist heute das erste Mal in unserer Runde.“

„Pit“, korrigierte er sie und reichte dem Gärtner die Hand. Mit festem Druck umschloss Leo seine Rechte.

„Sie sind bei der Polizei?“

„Ein echter Bulle“, bestätigte Pit. „Mordkommission.“

„Kein leichter Job“, fügte Franziska hinzu. „Mögen Sie zufällig Nudeln, Leo?“

„Die habe ich zum Fressen gern. – Warum fragen Sie?“

„Pit jagt einen Killer, der eine Vorliebe für Pasta hat – und für Orchideen.“

„Auf mich trifft beides zu“, entgegnete Leo scheinbar erschrocken. „Allerdings verabscheue ich jede Form von Gewalt. Ich könnte einer Frau niemals wehtun.“

„So, wie Sie aussehen, haben Sie das auch nicht nötig“, erwiderte Franziska trocken. „Wahrscheinlich können Sie sich vor Angeboten kaum retten.“

„Dazu verweigere ich die Aussage.“ Er sah Antonia auf die Gruppe zusteuern und lächelte unwillkürlich.

„Leo“, begrüßte sie ihn überrascht. „Wolltest du nicht erst morgen zurückkommen?“

„Was tut man nicht alles für ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis“, meinte er. „Außerdem muss doch jemand da sein, der sich beschwert, wenn die Musik zu laut wird.“

„Ich wusste, dass auf meinen einzigen Nachbarn Verlass ist“, parierte sie. „Möchtest du was trinken, essen oder vielleicht tanzen?“

„Tanzen? Vergnügungen dieser Art sind bei mir schon eine Ewigkeit her. Irgendwann im letzten Jahrhundert ...“

„... als die Menschheit noch mit Pferdefuhrwerken unterwegs war“, vollendete sie. „Dann hast du einiges nachzuholen.“

„Das muss nicht sein“, versuchte er sich aus der Affäre zu ziehen, aber so leicht ließ sie ihn nicht davonkommen.

„Als gute Gastgeberin ist es meine Pflicht, mindestens einmal mit jedem männlichen Besucher zu tanzen.“ Herausfordernd blickte sie ihm in die Augen. „Oder willst du etwa kneifen?“

„Eine so charmante Aufforderung kann ich unmöglich ablehnen“, sagte er mit ergebener Miene und griff nach Antonias Hand. „Sie entschuldigen uns?“, wandte er sich an die anderen und führte sie auf die Terrasse hinaus.

Behutsam zog er sie dort an sich und passte sich mühelos dem Rhythmus der Musik an.

„Verlernt hast du es jedenfalls noch nicht“, sagte Antonia, verwirrt darüber, wie wohl sie sich in seinen Armen fühlte. „Du tanzt wirklich gut.“ Forschend betrachtete sie sein ernstes Gesicht. „Fühlst du dich auch so?“

„Es ist ungewohnt“, entgegnete er. Seit langem vermied er solche Situationen tunlichst. Er wollte sich nie wieder von einer Frau verzaubern lassen. Nun passierte ihm das ausgerechnet bei seiner Nachbarin. Dagegen musste er unbedingt ankämpfen.

„Ist das nicht ein Wahnsinnstyp?“, schwärmte Elke, die immer noch mit Franziska und Pit zusammenstand. „Es sollte verboten sein, so unverschämt männlich auszusehen.“

„Ich habe mir diesen Gärtner auch völlig anders vorgestellt“, sagte Franziska, wobei sie die Tanzenden beobachtete. „Viel schlichter und längst nicht so attraktiv. Den würde sogar ich nicht von der Bettkante schubsen.“

„Hey!“, tat Elke entrüstet. „Ich habe ihn zuerst entdeckt! Eine Staatsanwältin und ein Gärtner – das passt sowieso nicht.“

„Deine Freundin scheint Expertin zu sein“, wandte sich Pit an Franziska, um nicht völlig ins Hintertreffen zu geraten. Erwartungsvoll schaute er Elke an. „Was meinen Sie? Staatsanwältin und Kommissar – passt das?“

„Hervorragend“, erwiderte Elke prompt. „Diese Konstellation verspricht eine lebenslange Bindung.“

Diese Aussage brachte ihr einen strengen Blick der Freundin ein.

„Korrigiere mich, wenn ich was Falsches sage, Elke: Seit der Grundschule sind wir nun schon befreundet. Wir waren immer unzertrennlich. Trotzdem hast du all die Jahre vor mir verborgen, dass du egoistisch bist.“

„Du kannst mich ja von deinem netten Kommissar verhaften lassen. Aber vorher solltest du mit ihm tanzen. Spätestens dann wird dir klar, dass die Zusammenarbeit zwischen Staatsanwaltschaft und Polizei nie eng genug sein kann.“

Weit nach Mitternacht verabschiedete Antonia die letzten Gäste an der Haustür. Als sie in den Wohnraum zurückkehrte, bemerkte sie Leo, der mit einem mit Gläsern beladenem Tablett aus dem Garten kam.

„Du bist noch da?“

„Irgendjemand muss dir doch bei der Chaosbeseitigung helfen“, meinte er und marschierte an ihr vorbei in die Küche. „Das war ein gelungener Abend“, fügte er bei Antonias Eintreten hinzu und nahm ihr den Tellerstapel aus den Händen. „Deine Freunde sind sehr nett.“

„Haben sie etwa nicht versucht, dich auszuquetschen? Besonders meine Freundinnen haben die Angewohnheit, jeden attraktiven Mann in meiner Nähe genau unter die Lupe zu nehmen.“

Mit stoischer Gelassenheit öffnete er die Spülmaschine.

„Du findest mich attraktiv?“, fragte er wie beiläufig. „Womit habe ich denn das verdient?“

„Ich gebe hier nur die Meinungen meiner Freundinnen wieder“, betonte sie, wobei sie in scheinbarer Verzweiflung die Augen verdrehte. „Du musst komplett verrückt sein, Toni“, imitierte sie Elke. „Wieso hast du dieses Prachtexemplar nicht längst in dein Bett gezerrt?“

Leise lächelnd half Leo ihr, das Geschirr in die Spülmaschine zu stellen.

„Ja, warum eigentlich nicht?“, fragte er dabei herausfordernd. „Das wüsste ich auch gern.“

„Vielleicht wollte ich mir keinen Korb einfangen“, antwortete sie im gleichen Ton. „Immerhin hast du behauptet, dass für so was Nebensächliches wie Sex in deinem Leben kein Platz ist.“

„Vielleicht habe ich längst eine Lücke dafür freigeschaufelt!?“

„Diese Info werde ich an meine interessierten Freundinnen weitergeben“, lachte Antonia und griff nach dem letzten Glas auf dem Tablett. Im selben Moment fasste auch Leo danach, so dass ihre Finger sich berührten. Ruckartig hoben beide den Kopf; ihre Blicke trafen sich. Antonia fühlte sich völlig überwältigt. Einen so magischen Moment hatte sie noch nie erlebt. Ihre Augen weiteten sich ungläubig, als sie erkannte, dass es Leo ebenso erging. Er schüttelte leicht den Kopf, als könne er nicht begreifen, was da zwischen ihnen vor sich ging. Wie in Trance hob er die Hand und schob sie in Antonias Nacken. Langsam senkte er den Kopf und berührte ihre Lippen mit seinem Mund. Als er keinen Widerstand spürte, vertiefte er den Kuss. Antonia antwortete ihm mit einer Hingabe, die er niemals für möglich gehalten hätte. Wie auf ein geheimes Zeichen lösten sie sich gleichzeitig voneinander.

„Ich will das nicht ...“, brachte Leo verwirrt hervor.

Antonia war genauso durcheinander.

„Ich auch nicht ...“

Ungeachtet dieser Worte zog er sie wieder an sich.

„Aber ich kann nicht anders ...“

„Ich auch nicht ...“, konnte sie gerade noch flüstern, bevor er sie abermals küsste. Dabei presste er ihren Körper fest gegen den seinen. Sein Kuss wurde nun fordernd, verlangend – und erstaunlich vertraut. Alle Bedenken, alle Zweifel waren vergessen. Das Einzige, das noch zählte, waren sie beide und ihr Begehren. Leo streichelte Antonias Nacken, ihren Rücken, ihre Hüften. Ihr Körper wurde nachgiebig unter seinen sanften Händen.

Auch Antonia blieb nicht untätig. Ihre Finger glitten unter sein Hemd, spürten die harten Muskeln seines Rückens und strichen über seine glatte Brust. Das genügte ihr aber nicht. Sie nestelte an den Hemdknöpfen. Augenblicke später landete das Kleidungsstück neben der Spülmaschine. Wie von selbst schob sich Antonias Daumen unter Leos Gürtel und umkreiste mit aufreizender Langsamkeit seinen Nabel.

Ein tiefer Seufzer entrang sich Leos Kehle. Mit bebenden Fingern tastete er nach dem Reißverschluss ihres Kleides und zog ihn herunter. Leise raschelnd glitt das trägerlose Modell von ihrem Körper auf den Küchenboden. Ohne den Kuss zu unterbrechen, drängte Leo sie gegen die Wand. Seine Hand legte sich auf ihre Brust und reizte die empfindsame Spitze. Er senkte den Kopf, und seine Lippen lösten seine Finger ab, schlossen sich um die Spitze und saugten daran.

„Leo ...“, stöhnte Antonia, fuhr unkontrolliert mit den Fingern durch sein Haar und presste seinen Kopf gegen ihre Brust.

Wieder suchte sein Mund hungrig den ihren, während seine Hand über ihre warme Haut strich.

Antonia klammerte sich an ihn und wand sich verlangend unter seiner Berührung. Davon ermutigt glitten seine Fingerspitzen unter den Rand ihres Seidenslips und schoben das störende Hindernis herunter. Ein Schauer durchlief sie, als er sie reizte, bis sie glaubte, vor Erregung schreien zu müssen. Ihr Atem ging heftig und ihr Herz schlug so wild, dass sie meinte, er müsse es hören. Ihre Finger zitterten, als sie abermals zu Leos Hosenbund glitten. Sie öffneten den Gürtel, den Knopf, den Reißverschluss und streiften ihm den Stoff samt seiner Boxershorts über die Schenkel. Mit wenigen heftigen Bewegungen schüttelte er die lästige Kleidung vollends ab und drängte sich an sie. Unweigerlich spürte sie, wie sehr Leo sie begehrte. Sie zog ihn an den Schultern noch dichter zu sich und verschränkte die Hände in seinem Nacken.

„Komm ...“, flüsterte sie und rieb ihre Hüften unmissverständlich an seinen Lenden. Mühelos hob Leo sie hoch und küsste sie leidenschaftlich. Während sie die Beine um seine Mitte schlang, drang er tief in sie ein. Schnell fanden sie denselben Rhythmus. Plötzlich hielt Leo inne. Er schüttelte den Kopf und lachte leise, als Antonia ihm atemlos in die Augen schaute.

„Was ist?“, fragte sie verwirrt. „Bin ich zu schwer?“

„Ein Sack Blumendünger wiegt auch nicht mehr“, neckte er sie, worauf sie ihm in gespielter Empörung einen leichten Schlag auf die Brust versetzte.

„Sehr charmant.“

Wieder lachte er.

„Das Ende meiner Abstinenz habe ich mir anders vorgestellt. – Jedenfalls bestimmt nicht mitten in der Küche zwischen schmutzigem Geschirr. Das ist mir nicht romantisch genug.“ Sprachs und trug Antonia ins Wohnzimmer hinüber. Im Vorbeigehen löschte er die Deckenbeleuchtung, so dass nur noch vereinzelte Kerzen sanftes Licht spendeten.

Leo war noch immer in ihr und erregt wie zuvor, als er sie behutsam auf dem Sofa bettete. Nun hatte er die Hände frei. Er wusste, was er damit tun musste, um ihre Lust bis ins Unermessliche zu steigern. Er küsste sie hungrig und wild.

Antonia bog sich ihm entgegen, passte sich seinem Rhythmus an, als er sich immer schneller in ihr bewegte. Fast gleichzeitig erreichten sie den Gipfel ihrer Leidenschaft. Überwältigt flüsterte er ihren Namen, während er spürte, wie sie unter ihm erbebte.

An seine Brust geschmiegt, kehrte Antonia allmählich in die Wirklichkeit zurück. Befriedigt und entspannt kuschelte sie sich enger an Leo und genoss die Geborgenheit in seinen Armen.

„Du bist unglaublich“, murmelte er rau. Seine Lippen streiften ihre Schläfe. „So was Elementares habe ich noch nie erlebt.“

Zärtlich schaute sie ihn an. Seine Augen schienen noch dunkler als sonst. Widerstrebend zwang sie sich, den Blick von ihm zu lösen. Ihre Gedanken begannen sich zu klären. Was jetzt, fragte sie sich. Sie hatte es nicht so weit kommen lassen wollen. Dennoch war sie auf dem besten Weg, sich in Leo zu verlieben.

„Woran denkst du?“, fragte er mit einer Spur von Unsicherheit in der Stimme. „Bereust du schon, dass du dich mit einem Gärtner eingelassen hast?“

„Und du?“, antwortete sie vorsichtshalber mit einer Gegenfrage. „Überlegst du gerade, wie du möglichst heil aus die Nummer rauskommst?“

„Im Gegenteil“, verneinte er mit sehr ernster Stimme. Er wusste, er musste zu seinen Gefühlen stehen, sonst würde er sich das nie verzeihen. „Seit ich dich kenne, sehne ich mich wieder nach Nähe und Zärtlichkeit. In Amsterdam habe ich dich so sehr vermisst, dass ich einfach früher zurückkommen musste. Ein sicheres Zeichen, dass ich in dich verliebt bin.“

„Das ist ja eine schöne Bescherung“, kommentierte sie und schaute ihm wieder in die Augen. „Ausgerechnet wir zwei beziehungsfeindlichen Singles müssen Gefallen aneinander finden. Jetzt haben wir ein Problem.“

Sich zur Ruhe zwingend, hielt er ihrem Blick stand.

„Wirst du mir nun schonend beibringen, dass das eben für dich nur unverbindlicher Sex war? Dass du nicht wie ich empfindest, wir aber Freunde bleiben können?“

„Glaubst du, das würde funktionieren?“

„Nein, jetzt nicht mehr.“ Mit zusammengepressten Lippen richtete er sich auf. „Ich sollte besser gehen.“

Rasch legte Antonia die Hand auf seine Brust, um ihn am Aufstehen zu hindern.

„Du kannst jetzt nicht einfach verschwinden, Leo. Wovor fürchtest du dich? Traust du deinen eigenen Gefühlen nicht? Oder denkst du wirklich, dass ich nur mit dir geschlafen habe, weil es sich eben so ergab? - Oder um meinen Freundinnen zu erzählen, wie sensationell der Sex mit so einem Prachtexemplar von Mann tatsächlich ist?“

Ungläubig runzelte er die Stirn, doch dann hellte sich seine Miene auf.

„Ich bin ein Idiot, nicht wahr?“

„Ein bisschen schwer von Begriff bist du schon. Hast du denn nicht gespürt, wie wohl ich mich bei dir fühle? Würde ich nichts für dich empfinden, hätte ich mich in deinen Armen nicht ganz fallen lassen können.“

Erleichtert zog er sie wieder dicht an sich. Sanft küsste er sie auf die rechte Schulter. Seit langem hatte er sich nicht so vollkommen zufrieden gefühlt: herrlich entspannt und trotzdem unglaublich lebendig. Diese wundervolle Frau hatte es durch ihre natürliche, unaufdringliche Art geschafft, ihn aus seinem Schneckenhaus zu locken, in das er sich vor mehr als einem Jahr verkrochen hatte, um sich vor Verletzungen und Enttäuschungen zu schützen. Er war wieder glücklich. Dennoch fürchtete er sich vor der Zukunft. Würde auch Antonia eines Tages genug von ihm haben? Wie würde sie reagieren, wenn sie die Wahrheit über ihn wüsste? Der Gedanke, sie könne ihn deshalb verlassen, ließ ihn frösteln. Antonia bemerkte es und schlug einen Standortwechsel in ihr Schlafzimmer vor. Dicht aneinander gekuschelt schliefen sie bald in dem breiten Bett ein.

Mondlicht auf kalter Haut

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