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Kapitel 3

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In der nächsten Woche verließ Antonia an der Seite ihrer Schwester einen Gerichtssaal, in dem sie bei einem Prozess als Gutachterin aufgetreten war. Noch auf dem Flur schaltete sie ihr Handy wieder ein. Das Display zeigte zwei entgangene Anrufe. Der erste kam aus dem Institut, der zweite von Leo. War in ihrem Häuschen irgendetwas passiert? Beunruhigt drückte sie die Antworttaste.

„Hallo, Antonia. Ich habe nur eine kurze Frage: Mögen Sie Rosen in Ihrem Garten?“

„Was?“

„Bei mir stehen noch ein paar Ableger herum, die dringend in den Boden müssen. Würden Ihnen duftende Englische Rosen im Garten gefallen?“

„Sehr sogar“, gab sie zu. „Aber ...“

„Danke, das war es schon“, fiel Leo ihr ins Wort. „Wir sehen uns am Wochenende.“

Ehe Antonia noch etwas sagen konnte, unterbrach er die Verbindung.

„Was war das denn?“, fragte Franziska, als ihre Schwester das kleine Telefon in der Tasche verschwinden ließ. „Ein Vier-Worte-Gespräch?“

„Das war Leo.“

„Dein Gärtner?“

„Er ist nicht mein Gärtner“, betonte sie. „Obwohl ... Zu Zeit arbeitet er tatsächlich in meinem Garten.“

„Schon die zweite große Hilfsaktion? Als nächstes bringt er wahrscheinlich dein Liebesleben in Ordnung. Dann kannst du endlich auf diese Blitzaffären mit dem Akademikernachwuchs verzichten.“

„Mir ist schleierhaft, wovon du sprichst“, behauptete Antonia,

worauf Franziska behutsam die Hand auf den Arm ihrer Schwester legte.

„Wir wissen beide, weshalb du dir nur hin und wieder einen jungen Liebhaber leistest, Toni“, sagte sie ernst. „Weil dabei nicht die Gefahr besteht, dass mehr daraus werden könnte. Ihr Mediziner nennt das, glaube ich, Präventivverhalten.“

„Ach, ja?“

„Antonia“, sagte Franziska sanft. „Dich hatte es zweimal ernsthaft erwischt. Beide Male ist es schiefgegangen. Seitdem vertreibst du gnadenlos alle Männer, die vielleicht als Partner für dich in Frage kämen nach dem Motto: Vorbeugen ist besser als hinterher zu leiden.“

„Du hättest nicht Jura, sondern Psychologie studieren sollen“, entgegnete Antonia ebenso ernst. „Wahrscheinlich hast du gar nicht so unrecht“, fügte sie nach kurzem Schweigen hinzu. „Allerdings ist der Marktanteil an altersmäßig passenden Kandidaten stark begrenzt. Mir ist jedenfalls schon lange keiner begegnet, der meinen Herzschlag beschleunigt, meinen Puls zum Rasen gebracht oder mir feuchte Hände beschert hätte.“

„Vielleicht solltest du deine Ansprüche etwas runterschrauben?“, riet Franziska ihr augenzwinkernd. „Fang mit den feuchten Händen an. Ist es erst mal so weit, melden sich erhöhter Herz- und Pulsschlag schon von selbst. Der Auslöser muss ja nicht unbedingt ein Gärtner sein.“

„Was hast du gegen Gärtner?“, fragte Antonia mit Unschuldsblick. „Nicht standesgemäß? Bei der Schnäppchenjagd auf dem Beziehungsmarkt darf man nicht wählerisch sein, Franzi. Ein einfacher Handwerker kann seine ehelichen Pflichten genauso gut erfüllen wie ein Professor.“

„Wenn man ausschließlich Wert auf nonverbale Kommunikation legt, trifft das wahrscheinlich zu“, konterte Franziska. „Ansonsten würde ich doch eher nach einem Ausschau halten, der abends nicht nur sein Bierchen vor dem Fernseher trinkt und dessen Gesprächsstoff sich auf Fußball beschränkt.“

„Wer von uns beiden ist denn nun anspruchsvoll?“, lachte Antonia, während sie ihr läutendes Handy aus der Tasche zog. „Ja!?“, meldete sie sich. „Wo? .... Ja, das kenne ich. In zehn Minuten bin ich vor Ort.“

„Etwa schon wieder ein Opfer des Orchideenmörders?“, fragte Franziska alarmiert, als ihre Schwester das Telefon abschaltete.

„Normalerweise schlägt der doch im Vollmondrhythmus zu“, erinnerte Antonia sie. „Heute haben wir zur Abwechslung eine männliche Leiche mit einer Kugel im Kopf.“ Flüchtig küsste sie ihre Schwester auf die Wange. „Ich muss los.“ Schon eilte sie davon.

Mondlicht auf kalter Haut

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