Читать книгу Mondlicht auf kalter Haut - Claudia Rimkus - Страница 6
Kapitel 4
ОглавлениеNach einer arbeitsreichen Woche startete Antonia am Freitagnachmittag wieder in Richtung Deister. Fast wäre sie an ihrem Grundstück vorbeigefahren, denn es wirkte schon von der Straße her völlig verändert. Die Hecke war in Mannshöhe kerzengerade gestutzt; das vorher vom Rost befallene Gartentor leuchtete in sattem Grün. Die vom Unkraut befreite Einfahrt wirkte ungewohnt gepflegt.
„Sieh dir das an, Quincy“, sagte Antonia nach dem Aussteigen überwältigt zu ihrem Hund. „Jetzt haben wir einen richtig schönen Vorzeigevorgarten.“
Das Tier schien davon wenig beeindruckt. Quincy lief etwas irritiert über den kurzgeschnittenen Rasen, schnüffelte an den Blumen und kehrte zu Antonia zurück. Abwartend schaute der Hund zu seinem Frauchen auf.
„Nun tu bloß nicht so, als hätte dir diese Unkrautplantage besser gefallen“, tadelte sie ihn. „Dort hättest du allenfalls buddeln können, ohne dass ich es merke. Aber das kannst du genauso gut im Wald. Der liegt schließlich direkt vor der Haustür.“
Als hätte er jedes Wort verstanden, wedelte Quincy freudig mit seinem buschigen Schwanz.
„Einen Spaziergang unternehmen wir später“, versetzte sie ihm einen Dämpfer. „Zuerst die Arbeit – dann das Vergnügen.“
Nachdem sie den Inhalt des Kofferraums ins Haus geschleppt hatte, betrat Antonia das Wohnzimmer und öffnete die Terrassentür. Erst dadurch bemerkte sie den Mann, der im hinteren Garten arbeitete. Er war gerade dabei, einen verdorrten Busch aus der Erde zu holen. Quincy erreichte den Gärtner zuerst, so dass er seine Arbeit unterbrach. Auf den Spaten gestützt blickte er Antonia entgegen.
„Hallo, Leo“, begrüßte sie ihn freundlich. „Sie haben in meinem Vorgarten ein wahres Wunder bewirkt. Haben Sie hier etwa von morgens bis abends geschuftet?“
„Gefällt Ihnen das Resultat?“
„Sehr. Allerdings plagt mich jetzt mein Gewissen, weil Sie ...“
„Dazu besteht überhaupt kein Grund“, winkte er ab. „Immerhin habe ich förmlich darum gebettelt, dass ich mich hier nützlich machen darf.“
„Inzwischen haben Sie das sicher bereut.“
„Keineswegs. - Und Sie?“, wechselte er das Thema. „Hatten Sie in der vergangenen Woche viel zu tun?“
„Es war zu schaffen. Neben der Arbeit im Institut musste ich zweimal als Gutachterin bei Gericht erscheinen. Das war sehr zeitaufwändig, kam aber der Gerechtigkeit zugute. Der Angeklagte muss zwanzig Jahre hinter Gitter.“
„Der Gattenmörder“, überlegte Leo. „In der HAZ stand, dass er aufgrund Ihrer forensischen Untersuchungen überführt wurde.“
„So manch einer glaubt, er hätte das perfekte Verbrechen begangen – bis wir ins Spiel kommen“, sagte sie nicht ohne Stolz. „Winzige Faserreste oder kleinste Hautpartikel unter den Fingernägeln des Opfers genügen oft schon, ihn zu überführen.“
„Demnach gibt es also doch keinen perfekten Mord?“
„Der perfekteste Mord ist der von einem Gerichtsmediziner verübte, wenn er dafür sorgt, dass er selbst die Obduktion der Leiche durchführt.“
„Manche schaffen es aber auch ohne diese optimalen Voraussetzungen“, wandte Leo schmunzelnd ein. „Bezahlte Killer beispielsweise. Sie lauern dem Opfer auf, erschießen es vorzugsweise und verschwinden unerkannt.“
„Dann ermittelt die Polizei, wem der Tod des Opfers einen Nutzen bringt oder wer es aus anderen Motiven loswerden wollte. Ist der Auftraggeber überführt, wird er oft genauso hart bestraft, als hätte er selbst den Finger am Abzug gehabt.“
„Sie wissen gut Bescheid.“
„Gerichtsmediziner arbeiten eng mit den Ermittlungsbeamten zusammen.“ Rasch warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Ich möchte heute noch mit der Renovierung weitermachen. Haben Sie Lust, später zum Abendessen rüberzukommen?“
„Wenn es Ihnen nicht zu viele Umstände macht!?“
„Die Lasagne muss nachher nur noch in den Ofen.“
„Klingt verlockend“, befand er. „Wann soll ich da sein?“
„Um neunzehn Uhr?“
„Ich werde pünktlich sein. Ist Abendgarderobe erwünscht?“
„Da ich bislang nur einen Klapptisch und Campingstühle hier habe, wäre ein Smoking etwas overdressed“, erwiderte sie amüsiert. „Jeans reichen allemal.“
Vergnügt zwinkerte Leo ihr zu.
„Dann lasse ich die Lackschuhe besser auch im Schrank. Darf ich einen guten Tropfen mitbringen?“
„Sie dürfen“, erlaubte sie und wandte sich ab.
Während Leo sich wieder damit beschäftigte, Wurzeln auszugraben, verschwand Antonia im Haus. Dort zog sie ihre farbbefleckte Latzhose an, band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz und griff zum Pinsel. Sie unterbrach ihre Arbeit nur, um die mitgebrachte Lasagne in den Ofen zu schieben. Sie lackierte den Türrahmen noch fertig, ehe sie nach oben ging, um sich frisch zu machen.
Vom Fenster aus sah sie, dass sich Leo nicht mehr im Garten befand. Demnach musste sie mit seinem pünktlichen Erscheinen rechnen. Nun war Eile geboten. Innerhalb der nächsten fünfzehn Minuten war sie geduscht und angezogen. Sie lief nach unten, stellte den Tisch und die Stühle in dem sonst leeren, aber frisch gestrichenen Wohnzimmer auf. Aus einem Korb nahm sie Teller, Gläser und Besteck. Zurück in der Küche öffnete sie den Backofen. Zuerst war sie irritiert, dass sich die Lasagne seit dem Einschalten des Ofens nicht verändert hatte; dann dämmerte es ihr.
„Verdammt!“, fluchte sie. „Funktioniert denn hier überhaupt nichts!?“
Das Klopfen an der Haustür ließ sie in die Diele laufen. Mit einem Seufzer öffnete Antonia die Tür und registrierte mit einem Blick, dass Leo Jeans und Polohemd trug. Seine Füße steckten in modischen Slippern. Außerdem duftete er nach einem herben Duschgel.
„Guten Abend, Frau Nachbarin“, begrüßte er sie. In der einen Hand hielt er eine Weinflasche; in der anderen einen Topf mit einer weißen Orchidee, den er Antonia reichte.
„Danke für die Einladung zum Abendessen.“
„Aus der Lasagne wird leider nichts.“
„Verbrannt?“
„Schlimmer“, gestand sie, während er eintrat. „Ich habe die Form pünktlich in den Ofen geschoben und mich nicht weiter darum gekümmert. Als ich wieder in der Küche war, habe ich festgestellt, dass der Backofen nicht heiß geworden ist.“
„Ist der Herd kaputt?“
„Die Kochplatten funktionieren“, wusste sie, da sie sich an den letzten Wochenenden darauf schon Konserven gewärmt hatte. „Es tut mir Leid, dass es nun nichts zu essen gibt.“
„Dann müssen wir eben auf Plan B zurückgreifen“, meinte er und ging an ihr vorbei in die Küche. Dort holte er die Auflaufform aus dem Ofen. „Wir gehen einfach zu mir rüber und schieben die Lasagne dort in die Backröhre.“ Schon beim Eintreten hatte er die verkümmerte Orchidee auf der Fensterbank gesehen. „Bei dieser Gelegenheit können Sie gleich die beiden Pflanzen austauschen. Sie nehmen den Blumentopf und den Wein; ich trage unser Abendessen. – Einverstanden?“
Zustimmend nickte sie.
„Wahrscheinlich halten Sie mich jetzt für völlig unfähig.“
„Darauf antworte ich erst, wenn ich die Lasagne probiert habe“, meinte er, bevor er nach dem Hund rief. „Komm, Quincy!“
Im Haus auf der anderen Straßenseite führte Leo seinen Gast in die Küche. Beeindruckt blickte sich Antonia um. Alles wirkte supermodern und blitzsauber. Sie schaute dabei zu, wie Leo die Form in den in Sichthöhe angebrachten Backofen schob. Auf einem Display tippte er Temperatur und Garzeit ein, bevor er Antonia fragend ansah. Als sie die Zahlen durch ein Nicken bestätigte, schaltete er das Gerät ein.
„Das läuft jetzt vollautomatisch. Um uns die Wartezeit zu verkürzen, könnten wir einen Spaziergang unternehmen. Das wäre sicher ganz im Sinne Ihres Vierbeiners.“
„Darauf können Sie wetten“, gab Antonia ihm Recht. „Quincy brennt bestimmt schon darauf, die Gegend zu erkunden.“
„Dann lassen Sie uns gehen.“
Leo schien sich im Deister gut auszukennen. Er zeigte Antonia einen Spazierweg, der hinter ihrem Haus entlang führte und am Ortsausgang endete. Auf halber Strecke schlug er jedoch einen Seitenpfad ein, der zu ihrem Ausgangspunkt zurückführte.
In der Küche warf Leo zuerst einen Blick auf das Display.
„Noch fünf Minuten“, teilte er Antonia mit. „Zeit genug, um den Tisch zu decken.“
„Kann ich Ihnen helfen?“
„Gleich.“ Er nahm eine Schale aus dem Schrank, füllte sie mit Wasser und stellte sie für Quincy auf den gefliesten Boden. Danach bestückte er ein Tablett mit Tellern, Gläsern, Servietten, Besteck und einem Untersatz für die heiße Auflaufform.
„Nehmen Sie das schon mit rüber? Ich öffne die Weinflasche.“
Im Wohnraum deckte Antonia den Tisch dort, wo sie eine Woche zuvor schon einmal zu Abend gegessen hatte. Leo stellte den Wein und eine Schüssel mit Salat dazu.
„Wo haben Sie den denn so schnell hergezaubert?“
„Ursprünglich sollte der Salat Teil meines Abendessens sein“, erklärte er. „Fehlt nur noch die Lasagne.“
Die heiße Form in den durch Kochhandschuhe geschützten Händen kehrte Leo zurück. Bevor auch er sich setzte, zündete er noch die Kerze auf dem Tisch an. Ein Druck auf die Fernbedienung ließ leise Musik aus der Stereoanlage erklingen.
„Haben Sie oft Gäste?“, fragte Antonia, während sie sich von den Speisen auftaten. „Oder improvisieren Sie gern?“
„Besucher verirren sich eher selten hierher“, erwiderte er mit ernster Miene und griff nach der Weinkaraffe. „In den elf Monaten, die ich in diesem Haus wohne, konnte ich noch keinen großen Bekanntenkreis aufbauen.“
„Darf ich fragen, wo Sie vorher gelebt haben?“
„In Süddeutschland – in der Nähe von München.“
„Ist es Ihnen nicht schwergefallen, in den relativ kalten Norden zu ziehen?“
„Die Lasagne ist ausgezeichnet“, ging er über ihre Frage hinweg. „Sie scheinen was vom Kochen zu verstehen.“
„Sorry“, murmelte sie. „Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.“
Einen Augenblick lang schaute er sie nachdenklich an – und entschloss sich spontan zur Offenheit.
„Nach dem unerfreulichen Ende einer ... Beziehung brauchte ich einen Tapetenwechsel“, sagte er völlig emotionslos. „Mich hat absolut nichts mehr in der alten Umgebung gehalten. Wirkliche Freunde habe ich nicht viele, und mein Vater lebt in der Toskana.“
„So ein Zufall! Meine Mutter ist gerade in Florenz.“
„Beruflich oder privat?“
„Sie wandelt auf den Spuren der Erinnerung“, erzählte sie. „Als meine Eltern frisch verliebt waren, haben sie in den Semesterferien eine Reise in die Toskana unternommen. Um den Feierlichkeiten zu ihrem 65. Geburtstag zu entkommen, hat sie sich einfach in einen Flieger Richtung Süden gesetzt. Sie wohnt sogar wie damals im Hotel Portofino.“ Nachdenklich blickte sie in ihr Weinglas. „Als wir vor ein paar Tagen telefoniert haben, klang sie ... irgendwie traurig. Sie sagte zwar, dass alles okay ist, aber ich bin trotzdem etwas beunruhigt.“
„Weil sie allein geflogen ist? Lebt Ihr Vater nicht mehr, oder sind Ihre Eltern geschieden?“
Ein Schatten flog über ihr Gesicht.
„Paps starb vor 16 Jahren ganz plötzlich an einem Herzinfarkt. Zuerst war es sehr schwer für meine Mutter, nach fast dreißig Jahren Ehe allein dazustehen. Um sich abzulenken, nahm sie ein paar Monate nach seinem Tod ihr Studium wieder auf.“
„Sie hat ...“, rechnete Leo nach, „... im Alter von neunundvierzig Jahren noch mal studiert?“
„Erstaunlich, nicht?“
„Zweifellos. – Welche Fakultät?“
„Jura. Mam hatte das Studium kurz vor dem Examen abgebrochen, als sie schwanger wurde. Trotzdem waren Recht und Gesetz immer ihre Leidenschaft. Ich kann mich nicht erinnern, dass mal keine juristischen Fachbücher in ihrem Zimmer rumlagen. Während ihrer Ehe hat sie sich eine Menge Wissen angeeignet. Dadurch ist ihr das Studium relativ leichtgefallen.“
„Hat Ihre Mutter danach einen Job gefunden?“
„Sie promovierte sogar. Bis zu ihrer Pensionierung war sie Richterin.“
„Sie muss ein außergewöhnlicher Mensch sein“, sagte Leo beeindruckt. „Meine Mutter starb, als ich noch ein Kind war.“
„Hat Ihr Vater nicht wieder geheiratet?“
„Seinen hohen Ansprüchen konnte nie wieder eine Frau genügen. Außerdem hat er wenig Zeit. Er besitzt ein großes Landgut. Dort züchtet er Pferde, baut aber auch seinen eigenen, sehr guten Wein an.“
„Stammt Ihre Familie ursprünglich aus Italien? Oder was hat ihn dorthin verschlagen?“
„Mein Vater hatte ein gut gehendes Architekturbüro in Hamburg“, erzählte Leo genauso offen, wie Antonia über ihre Mutter gesprochen hatte. „Mit sechzig hat er beschlossen, sich zur Ruhe zu setzen. Seinen Lebensabend wollte er in einem wärmeren Klima verbringen. Für ihn kam nur die Toskana infrage, weil er dort schon häufiger Urlaub gemacht hatte und von der Landschaft fasziniert war. Ein Geschäftsfreund hat ihm geraten, sich nach Objekten umzusehen, die versteigert werden sollten. Dadurch konnte er dieses traumhafte Anwesen relativ günstig erstehen. Das ist jetzt acht Jahre her, in denen er das Haus liebevoll restauriert und den Wert erheblich gesteigert hat. Vielleicht fürchtet er auch, dass eine Frau mehr an dem Landgut als an dessen Besitzer interessiert sein könnte und lebt deshalb allein.“
„Sie scheinen ja keine gute Meinung vom schwachen Geschlecht zu haben.“
„Für viele Frauen stehen materielle Werte an erster Stelle.“ Er sagte das so ernst, fast bitter, dass Antonia aufhorchte.
„Schließen Sie das aus Ihren eigenen Erfahrungen oder aus denen Ihres Vaters?“
„Bei mir gibt es nichts zu holen. Würden Sie nicht auch einen reichen Mann einem armen Schlucker vorziehen? Oder könnten Sie sich vorstellen, einen Habenichts zu heiraten?“
„Davon abgesehen, dass ich eine Ehe – mit wem auch immer –noch nicht mal in Erwägung ziehe, steht für mich der Mensch im Vordergrund“, erwiderte sie völlig gelassen. „Egal ob er Millionär ist oder seine Brötchen in einer Fußgängerzone verdient. Für mich sind Schwielen an den Händen genauso viel wert wie ein Doktortitel auf der Visitenkarte.“
„Was Sie nicht sagen“, spottete er. „Dann erzählen Sie mir doch mal, was Ihre Freundinnen beruflich tun.“
„Meine beste Freundin Elke ist Friseurin“, entgegnete sie ohne zu zögern. „Außerdem gibt es in meinem Freundeskreis noch einen Bäcker, einen Hausmeister – und bald vielleicht sogar einen Gärtner.“
Erwartungsvoll beugte sich Leo etwas vor, während ein weicher Ausdruck in seine Augen trat.
„Glauben Sie wirklich, dass wir Freunde werden können?“
„Erfüllen wir nicht die besten Voraussetzungen dafür? Ich mag Sie – und Sie mögen mich.“
„Tue ich das?“
„Sonst würden Sie kaum wie ein Maulwurf in meinem Garten buddeln. Sie würden sich hinter Ihrem meterhohen Zaun verschanzen und zusätzlich die Tür verriegeln, wenn ich auch nur in den Dunstkreis Ihrer Überwachungskamera käme.“
„Stimmt.“ Er griff nach seinem Weinglas und trank ihr zu. „Ich nehme alles zurück, was ich Ihnen unterstellt habe. Allerdings würde mich interessieren, weshalb eine Ehe für Sie nicht in Frage kommt. Schlechte Erfahrungen mit meinen Geschlechtsgenossen?“
„Nur mit einigen. Mit dem Rest verstehe ich mich prächtig.“
„Tatsächlich?“
Lächelnd nickte sie.
„Die meisten Männer sind gar nicht so schlecht wie ihr Ruf.“
„Die meisten Frauen wahrscheinlich auch nicht.“
„Sie lernen schnell“, neckte sie ihn, doch dann stutzte sie. Weshalb schaute Leo sie plötzlich so nachdenklich an? „Gibt es ein Problem?“
„Keins, das man nicht lösen könnte. Ich dachte eben darüber nach, wie man Ihnen möglichst kostengünstig zu einem neuen Herd verhelfen könnte.“
„Das ist nicht nötig. Meine Einbauküche zieht mit mir um. Und da sie das schon am nächsten Wochenende tut, muss ich mit der Renovierung fertig werden. Deshalb sollte ich mich jetzt verabschieden. Morgen muss ich wieder früh raus.“
„Wo schlafen Sie eigentlich, wenn Ihr Mobiliar bislang nur aus einem Klapptisch und zwei Campingstühlen besteht?“
„Auf einer Luftmatratze.“
„Das ist doch viel zu unbequem für ein handwerkliches Allroundtalent“, wandte er ein. „Sie können gern hier in einem der Gästezimmer in einem richtigen Bett schlafen.“
„So ein Angebot kann ich leider erst annehmen, wenn wir wirklich Freunde geworden sind“, erwiderte Antonia und erhob sich.
Als sie gegangen war, räumte Leo den Tisch ab, bevor er sich mit einem Glas Wein ins Wohnzimmer setzte. Er hatte plötzlich das Bedürfnis, mit seinem Vater zu sprechen und griff zum Telefon.
„Pronto!?“
„Hallo, Paps. – Wie geht es dir?“
„Ausgezeichnet, mein Junge. – Und wie sieht es bei dir aus?“
„Alles im grünen Bereich. Ich fühle mich hier immer noch sehr wohl. Die Gartenarbeit tut mir gut.“
„Das freut mich. Gibt es sonst was Neues?“
„Ich wollte dich was fragen: Fährst du eigentlich montags immer noch in die Stadt?“
„Ja – warum?“
„Kannst du mir einen Gefallen tun? Meine neue Nachbarin sorgt sich um ihre Mutter. Sie ist allein in Florenz, wo sie früher schon mal mit ihrem verstorbenen Mann war. Die Konfrontation mit der Vergangenheit scheint ihr zu schaffen zu machen. Könntest du mal nach ihr sehen?“
„Du erwartest doch nicht etwa, dass ich mich um eine fremde alte Dame kümmere?“
„Natürlich nicht. Aber vielleicht könntest du dich unauffällig erkundigen, ob es ihr gut geht. Das würde meine Nachbarin beruhigen.“
„Du magst sie wohl – deine Nachbarin?“
„Ja – sie ist sehr nett.“
„Tja dann. Wie heißt denn die Mutter?“
„Da die Tochter nicht verheiratet ist, müsste der Name der Mutter auch Bredow sein. Sie wohnt im Portofino.“
„Also gut“, sagte sein Vater mit einem Seufzer. „Ich fahre am Montag zum Hotel und versuche, etwas über sie in Erfahrung zu bringen.“
„Danke, Paps.“
„Schon gut. Ich melde mich, wenn ich was weiß. – Gute Nacht, mein Junge.“