Читать книгу Revolverfreunde: Wichita Western Sammelband 6 Romane - Conrad Shepherd - Страница 27
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ОглавлениеColin Mitchell zögerte keine Sekunde. Er riss seine Winchester herum und feuerte Schuss um Schuss in Richtung des Fensters, aus dem die Kugel gekommen war.
Auch die anderen zogen ihre Waffen und ein wahrer Geschosshagel prasselte auf die Sandsteinmauern ein. Der Einzige, der sich daran nicht beteiligte war Clay Lawrence. Er blieb ruhig im Sattel sitzen.
Nach ein paar Sekunden verebbte der Kugelregen. Der Gewehrlauf war vom Fenster verschwunden.
"Nicht schießen, Señores!", kaum es heiser aus dem Haus heraus.
"Komm raus, du mexikanische Ratte!", rief Mitchell böse. "Und deine Frau soll auch kommen!"
"Nur wenn Sie versprechen, nicht zu schießen, Señor!", kam es zurück.
Mitchell verzog verächtlich das Gesicht.
"Pah! Wirf dein Gewehr aus dem Fenster und dann tu endlich, was ich gesagt habe! Und vielleicht lasse ich dich dafür leben, Mexikaner..."
Seine Worte klangen hart und roh. Und sie schienen auf den Farmer einigen Eindruck gemacht zu haben.
Ein altmodischer Vorderlader flog aus dem Fenster und landete im Staub.
"So ist es gut...", meinte Mitchell. "Und nun komm 'raus!"
"Dieser Mann hat uns nichts getan!", mischte sich Lawrence in diesem Moment ein. "Sie haben kein Recht, ihn so zu behandeln, Mitchell!"
"Wollen Sie mir etwa widersprechen, Lawrence?" Er wandte sich kurz herum und funkelte Lawrence ärgerlich an.
"Ich sage, was ich denke, Mitchell. Und dabei spielt es keine Rolle, ob Sie es sind, der mir gegenübersteht. Wenn ich etwas für falsch halte, dann sage ich das!"
"Denken Sie daran, wer Sie bezahlt, Lawrence!" In diesem Moment kam der Mexikaner durch die Haustür, dicht hinter ihm drückte sich seine Frau herum. Beide hatten die Hände in die Höhe gereckt.
In ihren Augen stand nackte Angst.
"Wir haben nichts Wertvolles, Señores!", meinte der Mann. Offenbar nahm er an, dass er es mit Banditen zu tun hatte.
"Keine Dollars!", sagte die Frau. "No tenemos dinero!" Mitchell stieg vom Gaul herunter.
Der mexikanische Farmer und seine Frau schluckten. Mitchell trat nahe an sie heran und musterte beide mit finsterem Gesichtsausdruck.
Dann erklärte er: "Keine Sorge, ich habe es nicht auf eure paar Habseligkeiten abgesehen!"
Der Farmer schien nicht zu begreifen. Er zog die Augenbrauen hoch.
"Was wollen Sie dann, Señor?"
"Ein paar Antworten, wenn's recht ist!" Mitchells Stimme klang eisig, seine Worte waren eine einzige Drohung und der Mexikaner schien das auch so zu verstehen.
"Ich glaube nicht, dass ich irgendetwas wissen könnte, was für Sie interessant wäre, Señor!"
"Ich suche einen Mann namens Juan Lopez, der mit seiner Bande hier in der Gegend umherzieht! Er ist Mexikaner, so wie du!"
"No se! Ich kenne keinen Mann, der so heißt!" Der Mexikaner hatte es kaum über die Lippen gebracht, da war Mitchells Faust bereits hervorgeschnellt und hatte den Farmer hart um Kinn getroffen.
Ein zweiter Hieb folgte unmittelbar darauf und traf den Mann in der Magengegend.
Der Farmer sackte stöhnend in sich zusammen, seine Frau beugte sich schreiend über ihren Mann. Mitchell stieß sie roh bei Seite.
Dann packte Mitchell ihn beim Kragen und hob ihn hoch.
"Das ist genau die Art von Antworten, die mir nicht gefällt!", meinte er grimmig und bleckte dabei die Zähne wie ein hungriger, blutdurstiger Wolf.
Jetzt grinste er zynisch. "Du bekommst eine zweite Chance, Amigo!"
Der Mann keuchte erbärmlich.
"In dieser Gegend gibt es viele umherziehende Banden. Aber die wissen alle, dass bei mir nichts zu holen ist, außer den Steinen auf meinem trockenen Feld, Señor! Madre de Dios, es ist die Wahrheit! Wir kennen keinen Juan Lopez!"
"Wie du willst!", zischte Lopez und holte zu einem neuerlichen, brutalen Schlag aus.
Da machte es klick! und der Rancher erstarrte mitten in der Bewegung.
Blitzartig war Lawrence' Rechte zur Hüfte gefahren und hatte den Revolver herausgerissen und den Hahn gespannt. Die Waffe war schussbereit, der Lauf auf Colin Mitchell gerichtet.
"Lassen Sie den Mann los!", murmelte Lawrence ruhige Stimme. Es war ein Befehl, nicht weniger.
Mit den Augenwinkeln beobachtete Lawrence Mitchells Wölfe, aber die warteten erst einmal ab, wie ihr Boss reagierte... Die Hände der Männer gingen zu den Waffen, aber noch wagte es keiner, zu ziehen. Lawrence' Schießfertigkeiten hatten sich unter den Männern herumgesprochen!
Außerdem waren sie - ebenso wie Mitchell selbst! - ziemlich überrascht, dass es da jemand wagte, dem großen Rancher die Stirn zu bieten.
Mitchell machte keinerlei Anstalten, den Mexikaner loszulassen. Er war ein Mann, der niemals nachzugeben bereit war, selbst wenn es nur um eine Kleinigkeit gegangen wäre!
Er bleckte angriffslustig die Zähne.
"Du bist ein toter Mann, Lawrence!", presste er zwischen den Lippen hindurch.
Mitchell gab dem Mexikaner dann doch noch den Fausthieb, den er ihm zugedacht hatte. Der Farmer fiel nach hinten und lag dann der Länge nach auf dem Boden. Seine Frau stürzte herbei, um sich um ihn zu kümmern.
Es war nur Sekundenbruchteile später, als sich der Schuss aus Lawrence' Waffe löste. Die Kugel riss dem Rancher den Hut vom Kopf.
Seine Hand ging zur Hüfte und legte sich um den Revolvergriff. Aber der Rancher zog nicht. Er wusste, dass er dann mit ziemlicher Sicherheit tot sein würde.
"Sollen wir ihn umblasen, Boss?", fragte Stacey. "Der Hund hat sich wahrlich schon genug herausgenommen!" Eine Sekunde lang schien Mitchell zu überlegen, aber dann schüttelte er den Kopf. Seine Körperhaltung entspannte sich etwas.
"Nein, dieser Wurm ist nicht wichtig! Der Einzige, auf den es ankommt ist Juan Lopez! Ihn will ich zur Strecke bringen und ich habe keine Lust, vorher noch ein paar Männer zu verlieren!"
"...oder selbst ins Gras zu beißen!", vollendete Lawrence. Mitchells Blick war eisig.
"Ja, oder das!", meinte er dann. Dann holte er ein paar Münzen aus der Tasche und warf sie vor Lawrence' Gaul in den Staub.
"Was soll das, Mitchell?"
"Ich will Ihnen auf keinen Fall etwas schuldig bleiben! Das ist der Lohn für den gestrigen Tag! Unsere Wege werden sich hier trennen!"
"Vielleicht ist das besser so", gab Lawrence zurück.
"Unsere Auffassungen von dem, was richtig ist und was falsch, sind wohl einfach zu unterschiedlich.
Mitchell ging zu seinem Pferd, ohne den Mexikaner oder Lawrence noch eines Blickes zu würdigen. Nachdem er sich in den Sattel geschwungen hatte, gab er das Zeichen zum Aufbruch und die Meute stürmte hinter ihm her.
Lawrence steckte den Revolver ein.
Unterdessen war der Mexikaner wieder etwas zu sich gekommen. Er blutete an der Lippe und hielt sich den Leib. Mitchell hatte ihm übel zugesetzt.
"Ich danke Ihnen, Señor!", meinte er. "Sie scheinen ein guter Mann zu sein! Ein Mann mit Charakter!" Lawrence zuckte mit den Schultern.
"Passen Sie besser auf, dass Sie diesem Mann nicht wieder begegnen!", meinte er. "Vielleicht lässt er seine Wut sonst an Ihnen aus!"
Dann wandte er den Blick und sah der Ranch-Mannschaft nach. Vielleicht ganz gut, dass ich aus dieser Sache heraus bin!, dachte er, stieg vom Pferd und bückte sich nach Dollars, die der Rancher in den Staub geworfen hatte.
Gegen Viehdiebe vorzugehen war eine Sache.
Aber dies ging darüber hinaus!
Auf dem Rache-Trail eines anderen zu reiten, danach stand ihm nicht der Sinn.
"Nicht mehr lange, und es wird dunkel", meinte die Frau. "Sie werden irgendwo für die Nacht unterkommen müssen..."
Lawrence lächelte.
"Ich bin es gewohnt draußen im Freien zu kampieren!"
"Sie können die Nacht über bei uns bleiben, Señor!", meinte dann der Mann.
"Ich will Ihnen keine Umstände machen!"
"Es wäre uns eine Ehre, Señor! Außerdem wären wir vielleicht auch etwas sicherer dran! Schließlich könnte dieser Gringo mit seiner Meute ja auf die Idee kommen, zurückzukehren!"
Lawrence überlegte einen Moment, dann nickte er.
"Ich nehme Ihr Angebot an!"