Читать книгу Revolverfreunde: Wichita Western Sammelband 6 Romane - Conrad Shepherd - Страница 31
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ОглавлениеDas Gros der Bande hatte die Pferde etwas abseits angebunden. Lawrence wurde rau vorwärts gestoßen. Mit den Augenwinkeln sah er kurz Camerons grimmiges Gesicht.
"Du hast verdammtes Glück, Bastard!", zischte Cameron zwischen den Zähnen hindurch. "Aber jede Glückssträhne hat ihr Ende! Denk daran!"
Es war kaum zu übersehen, dass da mehr Pferde als Männer waren. Aber die Gäule waren sämtlich gesattelt.
Bevor er in den Sattel gehievt wurde, gelang es Lawrence, einen Blick auf das Brandzeichen zu werfen.
Er erkannte es sofort wieder.
Es war das Zeichen der Mitchell-Ranch.
Lawrence hatte es kaum anders erwartet. Die Bande hatte sich die Pferde der Ranch-Leute unter den Nagel gerissen. Sekunden später saß er auf einem dieser Beute-Tiere. Einer der Männer zog die Winchester aus dem Futteral am Sattel. Mit seinen gefesselten Händen hatte Lawrence ohnehin nicht den Hauch einer Chance, an die Waffe heranzukommen, aber die Banditen gingen wohl nach der Devise 'Sicher ist sicher'.
Dann ritt der Reiter-Tross los.
Lawrence hörte, wie Juan Lopez mit seiner Schwester redete.
"Den Kerl am Leben zu lassen, bringt Probleme!", meinte Juan, der Bandenführer. "Das ist dir doch hoffentlich klar, Ines!"
"Juan..."
"Wir müssen irgendeine Lösung finden. Jetzt oder später, das ist gleichgültig, aber irgendetwas muss in dieser Sache geschehen! Denk darüber nach, Schwester!"
"Das werde ich, Juan! Da kannst du sicher sein!" Einer der Kerle nahm das Pferd, auf dem Lawrence saß beim Zügel. Die Gruppe ritt nicht besonders schnell. Man schien es nicht eilig zu haben, was Lawrence auch irgendwie verstand. Mitchell war aus dem Weg und im Augenblick gab es niemanden, der Juan Lopez und seinen Leuten auf den Fersen war.
Die Bande fühlte sich sicher.
Und wahrscheinlich war es unter anderem auch diesem Umstand zu verdanken, dass Lawrence noch am Leben war.
Die Männer ritten schweigend über den steinigen Boden. Kaum einmal hörte man jemanden etwas sagen. Etwa eine halbe Stunde war so seit der Schießerei vergangen, die Lawrence sich mit der Meute geliefert hatte, da schob sich Ines mit ihrem Pferd neben Lawrence.
"Bist du okay?", fragte sie ihn.
Lawrence zuckte mit den Schultern.
"Wie man's nimmt!"
"Du hast verdammtes Glück gehabt! Ich hoffe, du weißt das!" Lawrence verzog den Mund zu einem dünnen Lächeln.
"Ich weiß es! Und ich danke dir!"
"Freu dich nicht zu früh! Dieser Cameron scheint große List zu haben, dich unter die Erde zu bringen! Und ich denke, er wird es auch versuchen, sobald er die Gelegenheit dazu bekommt!"
Lawrence schüttelte er den Kopf.
"Ich werde ihm keine Gelegenheit dazu geben!"
"Ich hoffe, du hast Recht..."
"Warum hast du mir eigentlich geholfen, Ines? Kein Hahn hätte nach mir gekräht, wenn deine feinen Freunde mich gerade über den Jordan geschickt hätten!"
"Ich hatte das Gefühl, dir etwas schuldig zu sein". meinte sie, etwas leiser und mit nachdenklicherem Tonfall. "Ich glaube, daran lag es... Schließlich hast du auch mir geholfen!"
"...was vielleicht ein Fehler war!", vollendete Lawrence bitter. "Ich hatte gedacht, du wärst eine Frau, die in Not ist!"
"Das war ich auch!"
"So? Cameron hätte dich irgendwann laufenlassen! Jedenfalls hat er das vorhin gesagt!"
"Ich hatte keine Ahnung, dass Cameron zur Bande gehört!"
"Das soll ich dir glauben?"
"Ich bin wirklich aus San Francisco gekommen und habe meinen Bruder Juan seit Jahren nicht gesehen!"
"Spielt das noch eine Rolle, Ines?"
"Ich weiß nicht. Vielleicht schon."
"Einige Meilen von hier liegt ein Haufen Leichen im Staub... Warst du auch dabei, als das passierte? Hast du vielleicht auch das Heldenstück vollbracht, einen dieser Männer von hinten abzuknallen? Das war doch eure Bande, nicht wahr?"
"Juans Bande. Nicht meine. Ich habe nichts damit zu tun. Und wenn du es genau wissen willst: Ich billige es auch nicht!" Dann zuckte sie mit den Schultern und setzte noch hinzu: "Aber das will ich dir sagen, Hombre, es hat keinen Unschuldigen getroffen! Jedenfalls was Mitchell angeht, bei seinen Leuten weiß ich das nicht so genau. Weißt du, dass Mitchell meinen Vater umgebracht hat?"
"Ja, er hat es mir erzählt. Er hat ihn aufgehängt, weil dein Vater Mitchells Sohn erschossen hat!"
"Mein Vater hatte damals keine andere Wahl. Ich war noch ein Kind - und Juan ein halbwüchsiger Junge. Joseph Mitchell konnte es seinem Vater nie rechtmachen und wollte ihm wohl beweisen, was für ein Kerl er war. Er hat meinen Vater zum Duell gefordert und mein Vater hat versucht, dem auszuweichen. Aber der junge Mitchell hat gezogen... Ich schätze, Mitchell hat Ihnen die Sache etwas anders dargestellt!"
"Ja, allerdings."
"Als Vater tot war, wurden Juan und ich zu Verwandten gebracht, wo wir aufwuchsen. Ich nach San Francisco, er nach Kansas City."
"Was wurde aus dem Land?"
"Mitchell hat es in Besitz genommen. Es war noch die Zeit der freien Weide. Wir hatten nie einen Besitztitel!" Dann brach sie ab und sah ihn an: "Du glaubst mir kein Wort, nicht wahr?"
"Ich habe mich noch nicht festgelegt", murmelte Lawrence.
"Hey, was quatscht ihr da?"
Es war Juan Lopez, der das gesagt hatte.
Zunächst hatte er den Reitertrupp angeführt, jetzt war er zurückgekommen. Sein Blick ging erst zu Lawrence, dann zu seiner Schwester.
"Mir gefällt das nicht, wenn du mit ihm redest!"
"Ich rede, mit wem es mir passt, Juan!"
"Mir gefällt auch nicht, dass du so mit mir redest! Vielleicht gehst du besser nach Frisco zurück! Da bist du besser aufgehoben gewesen!"
"Ich dachte, dass wir uns wieder in der Gegend um Saint David ansiedeln - in dem Land, dass unser Vater einst besessen hat! Colin Mitchell ist schließlich tot!"
Lopez verzog das Gesicht.
Er schwieg.
Ines runzelte die Stirn. Sie schüttelte ungläubig den Kopf, so als ahnte sie die Antwort bereits.
"Wir müssten ganz von vorne anfangen, Ines. Das hier bringt mehr!" Und dabei zog er den Revolver aus dem Holster, hielt ihn hoch und grinste.
"Ich weiß nicht, ob ich dich noch kenne, Juan!", meinte Ines dann. Trauer klang in ihren Worten mit.
"Wir haben uns jahrelang nicht gesehen Ines. Da hat sich viel geändert!"
Sie nickte.
"Ja, das wird es wohl sein..."