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Lawrence reckte vorsichtig den Kopf hervor und blickte den Hang hinunter. Er befand sich hinter einem Felsen und hatte die Winchester schussbereit in den Händen.

Aber die dort unten schien völlig arglos.

Es wird eine Überraschung für sie sein, wenn sie mich wiedersehen!, dachte Lawrence bei sich. Die Kerle hielten ihn zweifellos für mausetot.

Um so größer würde ihr Erschrecken sein!

Lawrence blickte zu den Pferden hinüber.

Wie es schien, kam er gerade noch rechtzeitig, denn die Tiere waren allesamt gesattelt und bepackt.

Es machte ganz den Eindruck, als wollte die Bande das Lager abbrechen. Über einem heruntergebrannten Feuer hing eine Kaffeekanne.

Die Männer tranken schweigend aus ihren Blechtassen. Währenddessen schlich Lawrence weiter. Er machte eine Art Bogen, um möglichst unbemerkt an die Pferde heranzukommen. Zwischendurch zählte er seine Gegner.

Es waren gut ein Dutzend.

Acht Patronen!, kam es Lawrence in den Sinn.

Einer Schießerei musste er so gut es eben ging aus dem Wege gehen, denn selbst wenn alles optimal lief und jeder seiner Schüsse ein Treffer war, würden die acht Patronen nicht reichen...

Es sei denn, ich komme rechtzeitig bis zu den Pferden!, kam es ihm dann in den Sinn, denn aus einigen Sattel-Futteralen ragten die Kolben von Winchester-Gewehren!

Blieb nur zur hoffen, dass die Dinger auch geladen waren...

"Hey, seht mal dort!", rief plötzlich einer der Wölfe und Lawrence wusste, dass er jetzt blitzschnell handeln musste, wenn er im nächsten Augenblick noch am leben sein wollte. Die Banditen rissen ohne zu zögern ihre Waffen heraus und feuerten in Lawrence' Richtung.

Für einen Sekundenbruchteil sah Lawrence das Gesicht von Bo Cameron.

Es war völlig bleich.

Er schien nicht fassen zu können, was er da vor sich sah. Lawrence warf sich zu Boden und rollte sich hinter einen Strauch, während ihm das Blei nur so um die Ohren flog. Dann feuerte er zweimal zurück. Einen der Kerle streckte er dabei mit einem Schuss in die Brust nieder.

Unterdessen hatten die Banditen ebenfalls Deckung gesucht. Überall blitzten die Mündungsfeuer auf und ein wahrer Hagel von Geschossen prasselte in Lawrence' Richtung.

Kleine Fontänen aus Sand wurden rechts und links von ihm in die Luft gejagt und er musste erst einmal den Kopf einziehen. Dann rollte er sich erneut herum und feuerte dann ein paar Schüsse schnell hintereinander ab. Einen ließ er aus seiner Deckung purzeln, ein anderer taumelte zurück, als ihm eine Kugel in die Schulter fuhr.

Lawrence rannte die letzten Meter bis zu den Pferden, wirbelte dabei erneut mit die Winchester herum und schoss aus der Hüfte.

Die Tiere wieherten und zogen verzweifelt an ihren Zügeln. Einige rissen sich los und galoppierten in heilloser Flucht davon.

Lawrence schoss das Magazin der Winchester leer. Nicht jede Kugel war ein Treffer, aber oft genug war Lawrence nahe daran. Er schoss schnell hintereinander und war sehr sicher - und das sorgte dafür, dass der Kugelhagel der Banditen schnell und ziemlich abrupt verebbte. Einige der Kerle flohen jetzt genauso heillos, wie es ihre Gäule taten.

Bo Cameron fluchte, aber er konnte gegen diese Auflösungserscheinungen nichts tun. So waren diese Männer nun einmal: Mutig immer dann, wenn sie nichts zu befürchten hatten!

Sie hatten keine Lust, sich von einem Mann wie Lawrence eine Kugel verpassen zu lassen. Und dass dessen Winchester-Magazin indessen leergeschossen war, davon wussten sie ja nichts.

Lawrence warf das leergeschossene Gewehr fort und schwang sich auf auf einen der Gäule. Dabei riss er die Zügel der anderen Tiere ebenfalls los und jagte sie davon. Es war besser so. Eine Verfolgung war auf diese Weise fürs Erste ausgeschlossen.

Im Sattel steckte die Winchester eines der Banditen und Lawrence hoffte, dass die Waffe auch geladen war... Er riss die Waffe aus dem Futteral und gab dem Tier dann die die Sporen, so dass es wild voranpreschte.

Der wutentbrannte Bo Cameron tauchte unterdessen aus seiner Deckung hervor und jagte eine Kugel nach der anderen über den Kopf des Reiters hinweg.

Aber das Pferd, dass dieser sich ausgesucht hatte, war schnell und so vergrößerte sich der Abstand zusehends. Cameron stürmte vorwärts und ballerte drauflos.

Und dann traf er.

Man sah, wie ein Ruck durch den Reiter ging und wie er dann aus dem Sattel rutschte. Sekunden später lag Lawrence dann reglos auf dem Bauch, während der Gaul noch ein kurzes Stück weiterlief.

Camerons Gesicht entspannte sich etwas.

Aber er traute dem Braten nicht. Er wollte sehen, dass Lawrence tot war.

Mit raschen schritten ging er zu jener Stelle, an der er Lawrence aus dem Sattel geholt hatte. Und während er lief, lud er seinen Revolver nach.

Sicher war sicher.

Patrone für Patrone ging in die Trommel des Eisens, dann klappte er die Waffe wieder zu und stand wenig später vor dem Körper von Clay Lawrence.

Auf dem Rücken war eine frische, rote Stelle, die stetig größer wurde. Die Winchester hielt er noch immer umklammert. Cameron lächelte.

Er spannte den Hahn seines Revolvers und richtete ihn auf Lawrence' Hinterkopf.

Dann bückte er sich, packte den reglosen Körper bei der Schulter und drehte ihn herum.

Blitzschnell war dann der Kolben der Winchester hochgeschnellt und hatte Cameron einen harten Schlag verpasst. Cameron taumelte rückwärts.

Ein Schuss löste sich aus seiner Waffe, aber die Kugel in in den Sand. Lawrence hatte sich gerade noch rechtzeitig am Boden herumgerollt.

Zu einem zweiten Schuss bekam Cameron dann keine Gelegenheit mehr. Gerade noch konnte er den Hahn seiner Waffe erneut spannen, da blitzte Lawrence' Winchester-Mündung auf. In der Brust getroffen sackte Bo Cameron in sich zusammen. Als er auf die Knie sank, versuchte er noch einmal, den Revolver hochzureißen, aber sein Arm versagte ihm den Dienst. Vornüber fiel er dann endgültig zu Boden.

Lawrence atmete tief durch. Es war fast eine Art Keuchen. Er stützte sich auf die Winchester. Ihm schwindelte. Es hatte ihn übel im Rücken erwischt...

Revolverfreunde: Wichita Western Sammelband 6 Romane

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