Читать книгу Rache nur der Teufel war Zeuge. - Dagmar Schulz - Страница 17
14.Kapitel
Оглавление„Okay dann können wir uns ja jetzt um mein Haar-Problem kümmern."
„Du hast Recht“, sagte Susanne. „Gerd ist ein Scheißkerl. Der lügt bestimmt nur, damit er eine günstiger Unterkunft hat. Er ist nicht besser als Heinz. Mit deinen Haaren müssen wir schauen, wo wir das Geld herbekommen. Entweder bringen wir was ins Pfandhaus oder na ja, mir fällt schon was ein.“
Sie standen auf und schlichen leise durch das Haus, um vielleicht etwas zu findne, was sie zu Geld machen könnten.
Als sie am Schlafzimmer vorbeikamen, sahen sie vorsichtig durch den offenen Türspalt. Hanna saß auf dem Bett. Gerd war nicht da.
„Umso besser“, meinte Susanne.
Monika sah, dass beide Jungens tief und fest schliefen und machte ihre Tür wieder leise zu. Beide Mädchen trafen sich unten wieder.
Sie waren inzwischen geübt darin, sich lautlos an zu schleichen. Deshalb bekamen sie auch sehr viel mit, auch das, was nicht unbedingt gut für sie war.
Im Wohnzimmer standen Flaschen, über dem Sessel lag eine Jacke und Gerd schlief auf der Couch.
„Scheiße, der Arsch ist da“ flüsterte Susanne. Monika wurde nervös.
„Komm, wir hauen ab.“
Susanne merkte, das ihre Schwester Angst hatte. Sie schlich zu dem Tisch. Auf dem Teppich stand eine Flasche Wein und auf dem Tisch ein halb gefülltes Glas.
Monika flüsterte: „Die sind aus unserem Keller. Die haben meine Eltern bestimmt mitgebracht. Das ist mir gestern gar nicht aufgefallen.“
„Kein Wunder“, grinste Susanne, „du warst ja auch voll.“
Sie setzten sich leise auf den Boden und nahmen die Flasche Wein.
„Trink was, damit du ruhiger wirst. Sonst klappt das nie.“
Susanne gab Monika die Weinflasche, sie trank die Hälfte und schon ging es ihr besser. Susanne setzte die Flasche ebenfalls an und trank sie restlos aus. Monika wurde mutiger und schlich zum Sessel, auf dem die Jacke von Gerd lag.
„Mensch ist die dreckig!“
Susanne stand auf und kam leise dazu, immer ein Auge auf Gerd gerichtet. Er schnarchte, was Susanne beruhigte. Sie kramte in der Innentasche und fand eine dicke Brieftasche, zog sie heraus und öffnete sie leise.
Als erstes entdeckten sie eine Karte vom Spielkasino, die im Seitenfach steckte.
„Na, was haben wir denn da? Unser Papi ist ein Spieler“ lachte Susanne leise auf.
Monika sah in das Geldfach.
„Oh prima, Susanne, schau mal, da sind ganz viele Geldscheine darin. Sollen wir alles nehmen?“
Gerd drehte sich um und schnarchte laut beim Einatmen.
„Mach schon“, flüsterte Susanne, „und dann lass uns abhauen!“
Blitzschnell rannten sie in ihr Zimmer und Monika schloss die Tür ab, bevor Susanne platzte.
Sie leerten die Geldbörse aus und zählten 300,00 DM. Susanne nahm das Geld. „Hurra, das ist richtig viel.“
„Gerd ist ein Spieler. Aber das behalten wir für uns, Monika“, sagte Susanne.
„Wir werfen jetzt seine Geldbörse wieder da hin, wo er heute Nacht gelegen hat, unter die Leiter auf den Rasen. Dann ist der Verdacht größer und wir spielen die lieben Engelchen, die nichts getan haben.“
Sie lachten. „Dann teilen wir uns das Geld. Darauf trinken wir einen. Hol die Flasche aus dem Schrank, Monika.“
„Meinst du?“, fragte Monika.
„Ich dachte, nur für die Angst ist das gut.“
„Sei nicht so naiv“ meinte Susanne, „das kann man sehen wie man will. Hauptsache es hilft. Wir sind doch keine Säufer!“
„Nein“, meinte Monika, die immer lockerer wurde. „Das sind wir nicht!“
Sie leerten die Flasche aus, allerdings nicht so schnell wie üblich, denn schließlich tranken sie ja auf nüchternen Magen.
Die Mädchen fühlten sich wie auf Wolken.
Als sie die Flasche ausgetrunken hatten, gingen sie mit einer Unschuldsmiene nach unten in die Küche. Es war noch keiner von den anderen da.
Susanne hatte wieder ihre übliche zottelige Frisur und Monika hatte ihre Locken glatt geföhnt und zwei Zöpfe geflochten.
„Du siehst jetzt aus wie Papas Püppchen“ sagte Susanne.
Beide lachten aus vollem Hals. Der Wein tat seine Wirkung.
Singend und herumalbernd deckten sie den Tisch. Eine halbe Stunde vorher hatten die beiden noch die Geldbörse von Gerd draußen im Garten unter der Leiter gelegt. Ihr Plan sollte ja aufgehen. Es sah jetzt so aus, als ob die Geldbörse Gerd aus der Tasche gefallen sei. Die leere Flasche, die Gerd auf den Kopf bekommen hatte, schmissen sie in den Abgrund. Es sah jetzt wirklich echt aus.
Hanna kam in die Küche. Sie sah geschafft aus. Das tat Susanne weh. Eigentlich liebte sie ja ihre Mutter.
„Guten Morgen, Mama“ meinte sie. Sie hatte extra einen dunkleren Pullover angezogen, damit alle ihre neue Kette und das Armband sahen.
Hanna lächelte. „Das steht dir gut, mein Mädchen.“
Monika trug einen dunkelroten Pullover. Auch sie hatte den neuen Schmuck angelegt. „Guten Morgen, Tante Hanna“, begrüßte sie Susannes Mutter. Hanna nahm beide Mädchen in den Arm.
„Ihr beide seid und bleibt mein ein und alles. Ich lasse euch auch nie mehr alleine. Das verspreche ich euch. Und noch einmal alles Liebe und Gute zu eurem 19. Geburtstag.“
Susanne und Monika waren gerührt. Die Tränen standen beiden Mädchen in den Augen. Der Kaffee war fertig. Hanna hatte für die Mädchen zur Überraschung eine Torte gebacken. Jörg und Peter kamen auch dazu.
Sie setzten sich an den Tisch und sagten nur „Guten Morgen zusammen.“
Dann aber legte Peter Susanne eine rote Rose auf den Teller. Jörg stand auf und gab Monika ein Küsschen auf die Wange und legte ihr auch eine rote Rose auf den Teller. Beide Mädchen freuten sich darüber.
„Was haben wir für freundliche und liebe Brüderchen.“
Es war eine ruhige Idylle, die allerdings nicht lange anhielt.
Sie waren gerade dabei, den Tisch abzuräumen, als Gerd in die Küche kam.
Er hatte starke Kopfschmerzen und sah Monika und Susanne schräg von der Seite an. Kein Glückwunsch kam über seine Lippen. Die Wut war in seinem Gesicht zu sehen. „Diese Teufelsbrut hat mir was auf den Kopf geschmissen. Daran kann ich mich jetzt erinnern“, zischte er und rieb sich den Kopf.
„Sag mal, spinnst du?“, fauchte Hanna. „Susanne und Monika waren die ganze Zeit in ihrem Zimmer. Sie haben ihren Geburtstag gefeiert und Musik gehört. Wie sollen sie dir dabei was auf den Kopf schmeißen und was bitte soll es denn gewesen sein.“
Jörg und Peter sahen die Zwillinge an.
„Der spinnt doch total. Der sucht nur einen Grund, um euch beide schlecht zu machen. Warum geht das Arschloch nicht einfach?“, sagte Peter leise zu Susanne. „Keine Ahnung, aber er wird gehen. Dafür sorge ich.“, meinte Susanne.
Dann wollten Peter und Jörg zu Tante Else und Onkel Freddy.
„Na ja,“ meinte Monika, „toller Geburtstag. Die beiden rennen jetzt zu meiner Mama. Sie werden dann bestimmt spätestens in einer Stunde hier sein, um zu sehen, ob es mir gut geht.“
Gerd ließ nicht locker. Er hatte das, was Monika leise zu Susanne sagte, mitbekommen.
„Ich falle ja wohl nicht von alleine um.“ Dann schrie er los: „Ihr seid nicht meine Kinder. Die würden nicht so etwas machen und ihrem Vater irgendetwas auf den Kopf schmeißen.“
Susanne platzte los und schrie Gerd wütend an. „Dann verdrück dich endlich“.
„Wir waren es nicht. Aber passe schön auf, dass ich dir nicht wirklich mal eine Eisenstange auf den Schädel schlage“.
Susanne lachte schallend laut. „Dann stehst du nicht mehr auf.“
Monika wurde blass. Sie zitterte vor Aufregung. Susanne bemerkte es und sie tat ihr leid.
Gerd verließ wortlos das Zimmer und Susanne schrie hinter ihm her:
„Wasch dich mal, du stinkst wie ein Schwein.“
Sie nahm ihre Mutter in den Arm. Hanna war fix und fertig.
Unterdessen kamen Monikas Eltern, die den letzten Satz von Susanne noch mitbekamen.
Tante Else umarmte Monika und meinte entschlossen:
„Heute Abend kommst du aber nach Hause und wenn Hanna nichts dagegen hat, kann Susanne mitkommen.“
Hanna sah die beiden Mädchen an.
„Ich glaube, im Moment wäre es das Beste. Ich will euch nicht loswerden. Aber ich habe das Gefühl, das euch beiden ein wenig Ruhe gut tun würde.“
„Wir überlegen es uns“ antworteten die Mädchen.
Dann gingen sie auf ihr Zimmer. Susanne schaute sich auf dem Weg durch den Flur um. Gerd war spurlos verschwunden.
Hanna, Else und Freddy setzten sich erst einmal hin. Susanne bekam noch mit, das Hanna zu zweifeln begann, ob die gestrige kleine Feier wirklich eine gute Idee war. Else ging in die Küche und kochte Kaffee.
Susanne war beruhigt. Keiner war in der Nähe.
„Monika, geh schon mal ins Zimmer, ich komme gleich“.
Monika ging langsam los. Sie sieht aus wie ein geprügelter Hund, dachte Susanne. Susanne ging wieder an das Regal und nahm drei Flaschen Wein heraus. Sie ging zurück ins Zimmer und stellte die Flaschen auf den Tisch. Monika sprang auf und schloss die Tür. Beide Mädchen wussten, was jetzt kam. Schließlich vertraten beide die Meinung, das der Alkohol sie beruhigte. Und sie hatten beide eine Beruhigung dringend nötig.
Monika machte gleich zwei Flaschen auf. Die dritte Flasche versteckte Susanne wieder in Schublade mit der Unterwäsche. Das ging aber auch nur, wenn die Flasche noch geschlossen war.
Sie setzten sich auf das Bett und nahmen jede eine Flasche und tranken sie gleich bis die Hälfte aus.
Monika fragte „Was ist, wenn Gerd seine Geldbörse sucht?“
„Scheißegal, ich habe keine Angst“, sagte Susanne. „Die werden sowieso die Leiter finden und der Verdacht fällt auf Gerd.“
„Klar!“, erwiderte Monika.
„Und dann lassen wir uns noch was einfallen! Wir wissen ja, das er ein Spieler ist. Deshalb ist er immer so oft weg. Das ist sogar schon meinem Bruder aufgefallen. So dumm sind wir nicht.“
„Gleich lasse ich mir erst einmal die Haare machen – genauso wie du. Dann kaufen wir uns die gleiche Kleidung und Schminke. So kann uns keiner mehr unterscheiden. Wir zwei gehören zusammen“, sprach Monika mit feierlicher Mine.
„Stimmt“, sagte Susanne. „Aber wie erklären wir, woher wir das Geld haben?
Wir haben beide unsere Lehre hingeschmissen und sind pleite.“
„Dann haben wir halt gespart“, grinste Monika.
Sie tranken den restlichen Wein aus und schauten aus dem Fenster. Keiner war da. Also flog die erste Flasche in den Abgrund. Dann kontrollierten sie, ob niemand da war. Als die Luft rein war, flog die zweite Flasche hinterher.
Dieses Mal müssen die beiden sehr weit geworfen haben, denn es klirrte laut.
„War wohl ein Stein“ sagte Susanne.
„Egal, wir hauen jetzt ab.“
Sie schlichen sich aus dem Haus und gingen zum Friseur.
Monika ließ sich die gleiche Frisur wie Susanne machen und ebenfalls die Haare färben. Susanne überlegte, ob eine schwarze Strähne nicht schön wäre.
„Also gut“, sagte Monika. „Bitte machen Sie uns die gleiche Frisur.“
Die Friseurin entsprach ihren Wünschen und färbte ihre Haare knallrot und dazu einen rabenschwarzen langen Pony, der quer über ihre Augen fiel.
„Sieht gut aus“, meinte die Friseurin, „Ihr seid wie Zwillinge.Tragt ihr auch die gleiche Kleidung?“
„Aber natürlich.“
Sie bezahlten, jede extra für sich. Dann verließen sie den Friseursalon.
Die Frauen – und vor allem die Männer – starrten sie an.
Die Zwillinge steuerten auf einen Café zu und bestellten sich zwei Kaffee.
Zwei junge Männer sprachen sie an und fragten, ob sie sich zu ihnen setzen durften. Die Mädchen waren einverstanden.
Unterdessen kam Gerd zurück nach Hause. Er sah sauber und adrett aus.
„Eigentlich wie immer“, dachte Hanna. Aber Else und Freddy bemerkten seinen feindlichen Gesichtsausdruck.
Gerd hielt wütend seine Jacke hoch.
„Ich bin beklaut worden“ schrie er. „Meine Geldbörse ist weg.“
„Setze dich erst mal hin und denke in Ruhe nach, wo du zuletzt warst“ meinte Freddy.
„Ich setze mich nicht hin. Die Teufelsschwestern haben mich beklaut.“
Hanna wurde wütend. Sie brüllte Gerd an:
„Was fällt dir eigentlich ein? Du spielst uns den Freund von Heinz vor, den ach so lieben Mann, der alles in Griff hat. Dann lobst du deine Töchter. Anschließend beschuldigst du sie, dir etwas auf den Kopf geschlagen zu haben. Und zum guten Schluss sollen sie jetzt auch noch Diebe sein? Ich glaube, du hast wirklich einen Dachschaden. Wir sehen alle gleich draußen nach.“
Hanna packte Gerd an den Pullover.
„Danach packst du deine Sachen und morgen bist du verschwunden.“
Gerd schaute verdutzt. Damit hatte er nicht gerechnet. Er dachte zynisch „Die Alte wird schwierig. Wenn die wüsste, was ich mache, würde sie zur Furie werden.“
Das einzige, was bei ihm echt war, waren seine zwei Töchter.
Er liebte die Mädchen. Hanna war ihm eigentlich egal. Gut, sie ist eine verdammt hübsche Frau.
„Ich versuche am besten, mich aus der Affäre zu ziehen. Ich bleibe einfach als Untermieter. Mal sehen, wie es weiter geht.“, grübelte er.
Susanne und Monika machten ihm große Sorgen. Sie waren so teuflisch. „Vielleicht hatten sie das ja von ihm?“, fragte er sich.