Читать книгу Rache nur der Teufel war Zeuge. - Dagmar Schulz - Страница 20

17.Kapitel

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Einige Tage später konnte Hanna wieder etwas besser laufen. Zwar langsam, aber es ging.

„Jetzt ist endlich Ruhe eingekehrt!“, meinte sie. „Freddy hat uns zur Sicherheit ein neues Schloss eingebaut. Hier habt ihr Eure neuen Schlüssel. Wenn Ihr nicht zu Hause seid, dann macht alle Türen und Fenster zu. Peter und Jörg wissen bereits Bescheid.“

Die Mädchen nickten und nahmen ihre Schlüssel entgegen.

„Ich gehe jetzt zu Else. Freddy kommt diese Woche erst sehr spät nach Hause und Else hat immer Angst, so alleine in dem großen Haus.“

„Aber das ist doch nicht weit von uns“, meinte Monika.

"Ich weiß, aber sicher ist sicher! Entweder wir kommen abends alle zusammen zurück oder wir holen euch ab. Die Jungens nehme ich jetzt mit.“ sagte Hanna. „Tschüss, ihr zwei!"

"Tschüss, Mama!" antworteten die beiden und gingen wieder in Susannes Zimmer.

„Siehst du, Monika: So kommt man an Geld!“

„Bei deiner Show musste Norbert ja reinfallen“, sagte Monika vergnügt.

„Der arme Gerd“ sagte Susanne. „Aber Rache ist Rache!“

" Haben wir nicht noch eine Flasche Wein?“

„Klar“, sagte Monika, griff neben ihr Bett, hob sie hoch und öffnete sie auf ihre bewährte Weise, in dem sie einfach den Korken hineindrückte.

Dieses Mal holten sie sich aber Gläser aus der Küche. Es war ja keiner mehr zu Hause und sie waren ungestört. Sie fanden in der Küche noch Salzgebäck, was sie mitnahmen.

In Ruhe tranken sie ihren Wein. Die leere Flasche flog dieses Mal nicht aus dem Fenster. Sie legten sie behutsam unter das Bett von Gerd.

„Geht doch“ grinsten sie.

Abends kamen Hanna, Else und die beiden Jungen zurück.

„Die Mädchen sind bestimmt schon eingeschlafen. Lassen wir sie in Ruhe“ sagte Else, „Sie hatten heute einen anstrengenden Tag.“

Und zu den Jungen gewandt sagte sie:

"Und ihr: Hände waschen, Zähne putzen, Pipi machen und ab ins Bett mit euch!Es ist schon spät und ihr habt morgen Schule“ sagte Hanna.

„Was machen wir denn mit Susanne und Monika? Die müssen doch mal arbeiten!“ sagte Else, als sie es sich mit Hanna im Wohnzimmer gemütlich gemacht hat.

Susanne wollte gerade noch Wein aus dem Regal nehmen, als sie ihre Stimmen aus dem Wohnzimmer hörte.

Vorsichtig nahm sie wieder vier Flaschen und arrangierte die anderen Flaschen so, dass das Fehlen der vielen Flaschen nicht sofort auffiel. Und wenn doch, dann waren sie eben unter dem Bett von Gerd, dachte sie.

„Die reden über uns“, berichtete sie Monika, als sie wieder in ihrem Zimmer war. „Wir sollen arbeiten!“

„Lass sie reden“ erwiderte Monika. „Was interessiert es uns?“

Am nächsten Vormittag kam Else aufgeregt zu Hanna in die Küche und schwenkte dabei eine Zeitung hin und her.

Susanne kam gerade die Treppe herunter und stellte sich dazu.

„Was ist los?“

"Zwei Männer erschlagen aufgefunden! Polizei vermutet Zuhälter-Krieg!" las Else vor. „Im Stadtpark in der Nähe des Springbrunnens wurden zwei übel zugerichtete Männerleichen im Gebüsch aufgefunden. Die Ermittlungen dauern noch an.“

Else las noch weiter, doch in diesem Augenblick kam Monika dazu und tat erschrocken:

"Wo? Hier bei uns?“

„Ja, hier bei uns!" meinte Susanne gelassen. „So etwas passiert schon mal.“ Am liebsten hätte sie gelacht. Aber sie setzte ein besorgtes Gesicht auf.

Während Else und Hanna sich über die gefährliche Welt unterhielten, gingen Monika und Susanne wieder nach oben ihr Susannes Zimmer. Wie immer schlossen sie die Tür ab und legten Musik auf, damit man sie nicht belauschen konnte.

Ihr erster Gedanke war: Wein!

„Jede eine Flasche?“, fragte Monika und sah gierig auf die Flaschen, die sie neben das Bett gestellt hatten.

„Klar, wir haben was zu feiern!“ erwiderte Susanne. Dabei lachte sie hysterisch auf. Diese Art von Lachen war neu und Monika blickte Susanne erstaunt an.

Während sie schweigend vor sich hin grinsend ihren Wein tranken, klingelte unten im Flur das Telefon. Monika rollte sich vom Bett, öffnete leise die Tür und schlich zur Treppe.

Freddy kam aus dem Wohnzimmer und nahm den Hörer.

„Ja, später vielleicht. Ich bring erst meine Frau nach Hause.“ , sagte er und legte wieder auf.

Monika rannte leise zurück zu Susanne.

„Das verstehe ich nicht. Papa bekommt einen Anruf.“ Monika wiederholte, was sie gehört hatte.

„Keine Ahnung", meinte Susanne gähnend. „Aber das kriegen wir auch noch raus!"

Die Polizei tappte im Dunkeln.

Es wurde berichtet, dass zwei rothaarige Mädchen mit den ermordeten Männern gesehen worden sind. Aber rothaarige Mädchen gab es inzwischen mehrere, denn Monika und Susanne hatten ja mit ihrer knallroten Mähne viel Reklame gemacht und viele machten es ihnen nach.

So blieb erst einmal alles ruhig.

Die beiden Mädchen trafen sich, fuhren oft mit dem Bus in die nächst größere Stadt und gingen einkaufen, Eis essen und bummelten herum. Manchmal saßen sie einfach nur im Park auf der Bank und tranken Schnaps. Sie hatten ja genug Geld. Fast jeden Abend saßen sie in Susannes Zimmer, hörten Musik und tranken.

Eines Abends jedoch saß Monika mit ihren Eltern im Wohnzimmer.

„Wann denkst du denn mal an Arbeit, Monika?“, fragte auf einmal ihre Mutter.

Monika erwiderte nichts.

"Du treibst dich nur noch mit Susanne herum. Was macht ihr eigentlich?"

Monika sah an ihr vorbei an die gegenüberliegende Wand. So ein Gespräch hatte ihr gerade noch gefehlt. Sie antwortete nicht.

"Monika, sieh doch mal, du bist doch nun schon mit der Schule fertig. Willst du denn nicht mal etwas sinnvolles machen?", bohrte ihre Mutter weiter.

Monika zuckte die Achseln.

"Aber du musst doch mal etwas tun! Du musst auch an deine Zukunft denken!"

Monika schwieg.

"Monika, hast du dir denn schon mal überlegt, was du gerne machen möchtest?", fragte ihre Mutter weiter.

Monika blieb stumm. Sie wünschte, wie wäre bei Susanne. Dort hatte man wenigstens seine Ruhe.

"Monika, hörst du mir überhaupt zu?"

Sie verdrehte die Augen.

„Hast Du bald keine Arbeitsstelle", sagte Freddy im bestimmenden Ton, „Dann schmeiße ich dich raus.“

Monika hob ihren Blick und sah ihren Vater an.

„Pass lieber auf, was du da sagst!“, sagte sie in einem ruhigen Ton. Dann grinste sie wie Susanne diabolisch und schrie plötzlich:

„Ich weiß mehr von dir, als du denkst, Freddy!“

Ihr kleiner Bruder Jörg zuckte zusammen, als er gerade ins Wohnzimmer kam.

„Du bist der größte Scheißkerl, den ich kenne!“ Monika sprang auf.

„Ich hau sowieso ab!“

Und hoch erhobenen Hauptes ging Monika hinaus.

An der Türe drehte sie sich noch einmal um und meinte:

„Ich hab doch Recht, Freddy, oder?“

Dann brach sie in ein fürchterliches Gelächter aus.

Sie machte sich den Weg zu Susanne. Unterwegs kaufte sie eine kleine Flasche Schnaps. Sie setzte sich auf einen Stein und trank die Flasche in einem Zug aus. Dann ging sie weiter. Sie war jetzt ruhiger.

Susanne muss ja nicht alles wissen, was sie trank, dachte sie. Aber besser ist besser! Sie schob sich ein paar Tictacs in den Mund und lutschte sie.

Als sie bei Susanne ankam, war Hanna draußen.

„Hallo! Alles in Ordnung, Monika?“ fragte Hanna.

„Na klar. Ist Susanne da?“

„Ja, sie ist oben. Geh ruhig rauf.“

Oben angekommen klopfte sie an Susannes Tür.

„Ist offen. Komm herein!“

Monika schloss die Türe hinter sich ab und platzte sofort los.

Sie wollte ihren Frust los werden. Als sie geendet hatte, sagte sie energisch:

„Eins sag ich dir, Susanne: Ich hau ab. Egal wohin, aber da gehe ich nicht mehr zurück! Aber eins machen wir noch.“

„Wir?“

„Klar, wir! Alleine schaffe ich das nicht.

Wir klauen Schnaps und zerschlagen alles, was da ist! Kurz und Klein.“

Susanne horchte auf. „Aber dann kommt die Polizei. Die suchen dann nach Fingerabdrücken.“

„Ach ja, stimmt auch wieder.“ Monika lachte. „Gummihandschuhe haben wir zu Hause liegen.Dann warten wir mal ab. Die kommen dann bestimmt wieder zu deiner Mutter".

„Klar, kennen wir doch. Ich glaube, alleine schaffen die gar nichts.“

Sie sprangen wie wild im Zimmer herum und schwankten etwas.

„Wir sind die schlausten hier“ sangen sie und fielen sich in die Arme.

Dann warfen sie sich auf das Bett und nahmen den letzten Schluck aus ihrer Weinflasche.

„Schmeckt immer noch.“ Monika kicherte und dachte: „Wenn die wüsste, dass ich schon, aber egal!“

„Sei mal leise.“, meinte Susanne und öffnete ihre Zimmertür. Sie ging leise zum Regal und nahm noch zwei Flaschen heraus.

Dann aber musste sie flink zurück ins Zimmer, denn ihre Mutter kam gerade die Treppe herauf.

„Susanne!“

Susanne gab keine Antwort. „So blöde bin ich nun auch wieder nicht,“ grinste sie. Bevor sie ihre Türe leise abschloss, hörte sie, wie sich ihre Mutter am Weinregal zu schaffen machte. Sie hörte die Flaschen leise aneinander klirren. Jetzt musste sie entdeckt haben, dass einige fehlten, befürchtete Susanne.

„Monika, wir werden jetzt wohl schwer oder gar nicht mehr an den Wein kommen.“ Sie schilderte, was gewesen ist.

„Ach, egal" meinte Monika. „Wir suchen uns eben einen anderen Platz, an dem wir den Schnaps verstecken können, den wir klauen werden. Sie lernen mich jetzt richtig kennen, diese falsche Brut.“

"Und dann legen wir die leeren Flaschen unter Gerds Bett!", meinte Susanne.

Hanna stand im Flur und rief ihre Tochter lauter.

„Susanne! Komm doch bitte mal.“

„Mama, was ist denn los?“ fragte Susanne, stand auf und ging langsam zu ihrer Mutter. Gut, dass sie nicht schwanken würde, dachte Susanne. Denn noch war sie sehr vorsichtig. Sie ging nur nicht mehr so nah an andere heran, wegen ihrer Fahne. Das wusste auch Monika.

„Was macht ihr zwei denn immer im Zimmer?“ fragte Hanna.

Susanne tat unschuldig. „Wir hören Musik.“ „

Das höre ich auch“, erwiderte Hanna.

„Soll ich das leise drehen“ fragte Susanne höflich.

Hanna schaute Susanne an. „Bist du krank? Du hast so glänzende Augen.“

„Nein“ meinte Susanne. „habe nur Kopfschmerzen.“

„Komisch", meinte Hanna. „Du siehst um Deine Augen herum aus wie.....“ sie wollte es eigentlich nicht aussprechen, aber sie tat es doch: „....wie....wie Heinz, wenn er betrunken war.“

Das war zu viel für Susanne. Sie schrie ihre Mutter an.

„Wie kannst du es wagen, mich mit Heinz zu vergleichen? Ich bin nicht seine Tochter und was ich mache, geht dich überhaupt nichts an. Ich bin alt genug und damit du es weißt, bald bin ich hier weg wenn du mich nicht langsam in Ruhe lässt. Du hörst nur noch auf Tante Else und Onkel Freddy. Das ist so gemein von dir.“

Dabei fuhr sie mit ihrem Arm über eine Kommode und fegte Figuren, eine alte Uhr auf den Boden. Es klirrte laut. Susanne lachte. Alles lag zerbrochen auf dem Boden.

Hanna blieb der Mund offen stehen.

Susanne hatte plötztlich so ein eisiges Lachen, dass es ihr durch Mag und Bein ging.

Fassungslos sah sie zu, wie Susanne wieder in ihr Zimmer ging und die Tür hinter sich zu knallte.

Hanna war verzweifelt. Was ist nur mit Susanne los, dem lieben Mädchen, dachte sie.

Sie nahm das Telefon mit ins Wohnzimmer und rief ihre Schwester an.

„Ich wollte sowieso zu dir kommen“ sagte Else. „Aber ich habe da eine bessere Idee: Hanna, komm du doch zu mir und bleib über Nacht. Und bring die Jungs mit. Vielleicht ändert sich ja alles. Freddy musste noch einmal weg. Er weiß nicht, wann er zurück ist.“

„Wir sind gleich da!“ sagte Hanna erleichtert, legte den Hörer auf und rief die Jungs zu sich herunter. „Peter! Jörg! Kommt, wir gehen zu Tante Else.“

Und in Gedanken versunken ging sie zu ihrer Schwester. Susannes Ausbruch ging ihr nicht aus dem Kopf.

„Die Luft ist rein!", Susanne steckte ihre Nase aus der Tür.

"Wir müssten mal genau in den Schrank gucken. Wir haben da viel Wein versteckt."

Monika grinste. „Das wird lustig.“

„Ja“, meinte Susanne. „Nach dem Schreck brauche ich eigentlich mal einen Schnaps. Aber Wein tut es auch.“

Susanne hätte nicht mehr sagen können, wie viel sie getrunken hatten. Sie hatte es vergessen.

Und Monika dachte an Gerds Bett. Beide schwankten jetzt aber doch etwas, als sie in Gerds altes Zimmer gingen und die leeren Flaschen unter sein Bett legten.

„So!", meinte Monika. „Die Sache ist erledigt.“

„Ja“ sagte Susanne. „Für immer und ewig.“

Da es noch nicht spät war, setzten sie sich in den Garten. Nicht, ohne sich noch ein paar Flaschen Wein zu holen.

„Man, ist das schön hier. So müssten wir wohnen. Ganz alleine.“

„Schon,“ meinte Monika, „aber ohne Geld wird es schwer.“ und machte sich eine Flasche auf.

Am nächsten Tag schliefen die beiden bis mittags.

Als sie in den Spiegel sahen, bekamen beide einen Schreck.

„Wie sehe ich denn aus?“

"Guck mich mal an!"

Ihre Augenlider waren rötlich, dick angeschwollen und wurden von schwarzen Ringe umrahmt. Ihre Gesichter wirkten fahl. Die Mädchen sahen fürchterlich aus.

Aus der Küche hörten sie Geräusche, denn die anderen waren ja schon lange auf.

„Das ist erst mal egal. Wir müssen jetzt erst mal handeln, damit wir besser aussehen.“

Sie wuschen sich ihre Gesichter mit eiskaltem Wasser, klopften auf ihre Wangen und tönten ihre Augenringe mit einem Abdeckstift ab.

Während sie sich schweigend begutachteten, hörten sie Elses Stimme von unten:

„Ich verstehe das nicht. Freddy ist noch nicht da. Dem wird doch wohl nichts passiert sein?“

„Glaub ich nicht“, hörten sie Hanna antworten.

"Ich auch nicht", murmelte Susanne.

„Ich wusste es doch, der hat Dreck am Stecken. Hab ich ihm ja auch vor den Kopf geschleudert“ entgegnete Monika.

Als sie mit ihrem Spiegelbild einigermaßen zufrieden waren schlichen sie sich aus dem Haus und zogen die Haustür leise hinter sich ins Schloss. Keiner sollte sie bemerken.

Während sie zu dem früheren Lieblingsplatz von Susanne schlenderten, sprachen sie von ihrem Plan, den Keller zu vernichten. Sie malten sich aus, alles zu vernichten, zu zerstören und alles kurz und klein zu schlagen. Ihre Augen leuchteten dämonisch.

Als sie diesen ruhigen Platz erreichten, gingen sie erst mal schweigend an der Bank vorbei und blickten den Abgrund hinunter. Es war so still, dass ihnen das Knacken einiger heruntergefallenen Äste unter ihren Füßen wie ein Höllenlärm vorkam, als sie vorsichtig näher an den Abgrund gingen.

"Dort lag damals Heinz", sinnierte Monika.

"Du wirst doch nicht etwa melancholisch?" Susanne stieß sie in die Seite.

"Quatsch!", lachte Monika auf, wandte sich ab und ging ein paar Schritte zur Seite. Plötzlich hielt sie inne und rief:

"Schau mal, Susanne! Hier!"

Susanne kam näher. "Was denn?"

"Da! Sieh doch!"

Direkt vor ihnen führte ein schmaler Pfad nach unten.

"Sind die blöd gewesen! Da klettern die durch das Gestrüpp nach unten zu Heinz, dabei ist hier ein kleiner Weg!"

"Hätten ruhig mal richtig gucken können!", nickte Monika und wischte das Bild vom Rettungsdienst wieder aus ihrem Kopf.

"Je weniger die sehen, desto besser!", grinste Susanne. "Aber egal jetzt. Komm! Wir gehen mal runter!", forderte sie Monika auf, die ihr vorsichtig über den unebenen, steilen Boden folgte.

"Dieser kleine Pfad ist aber auch sehr versteckt!", bemerkte sie und verlor fast das Gleichgewicht.

"Mensch, passe doch auf!", rief Susanne.

Monika biss sich auf die Lippen.

Dann wurde der Pfad so steil, dass die Mädchen sich entschlossen, rückwärts und seitwärts herunter zu klettern. Zwischendurch rutschten sie auf den kleinen Steinchen und Ästchen ab und waren froh, wenn sie die Absätze ihrer Sandalen in den Boden rammen konnten und einen Ast vom Gestrüpp zu fassen kriegten, damit sie etwas Halt hatten

"Für solche Kletterpartien haben wir eindeutig die falschen Schuhe an!", murmelte Monika.

"Jetzt quatsch nicht!", fauchte Susanne, die sich ebenfalls sehr konzentrieren musste.

Sie hatte gute Lust, Monika eine zu knallen.

Als sie endlich unten ankamen, klopften sie sich die trockene Erde und ein paar kleine Zweige aus ihren Klamotten und Monika zog eine Sandale aus.

"Was wird das jetzt?", fragte Susanne.

"Da ist ein Steinchen drin!", murmelte Monika und klopfte ihre Sandale leicht gegen einen Ast, der aus dem Gestrüpp ragte. Dabei flog das kleine Steinchen aus der Sandale und schoss an Susannes Knie.

"Au!", rief sie. "Mach das gefälligst da drüben!" und zeigte ein paar Meter weiter.

Monika hüpfte auf einem Bein etwas weiter und zog sich dort die Sandale wieder an, um sich gleich darauf die andere auszuziehen.

Susanne sah fassungslos zu. Wie kann man nur so wehleidig sein, dachte sie.

Plötzlich rief Monika:"Guck mal!"

"Wo?"

"Na, hier!"

Susanne kam näher. "Und was soll da sein?"

Monika zeigte auf eine kleine Unebenheit im Boden, eine Kuhle schräg unter einem Gebüsch.

"Das könnten wir doch als Versteck nehmen!", überlegte Monika. "Wir machen es einfach etwas breiter, legen unsere Flaschen da rein und legen ein paar Äste und Blätter drauf. Unter dem Gebüsch findet das keine Sau!"

"Falls sich eine hier hin verirrt.", Susanne musste zugeben, dass sie diese Idee toll fand. "Wie viele Flaschen passen da wohl rein?"

"Ich denke mal, so sechs bis acht. Oder vielleicht auch nur fünf, keine Ahnung. Aber Hauptsache, wir haben ein gutes Versteck!"

"Ist aber weit weg von Zuhause", gab Susanne zu bedenken. Und außerdem, das wollte sie mal sehen, wie Monika jedes Mal den Abhang herunterklettert, wenn sie Durst hat. Das kann ja heiter werden, dachte sie.

"Ja, das ist es. Aber wir müssen uns sowieso ein gutes Versteck suchen, wenn wir den Keller und alles zerstören wollen. Hinterher zerstören wir noch unsere eigenen Flaschen!"

Susanne nickte. Da hatte Monika doch mal eine gute Idee, fand sie.

"Pass auf", sagte sie. "Wir machen das so: Wir klauen so viele Flaschen, wie wir können, bunkern sie hier unten und nehmen immer nur ein paar mit."

"Genau! Und wir füllen unser Versteck immer auf, dann haben wir immer genug!"

"Und keiner wird es finden!", freute sich Susanne. Sie sah sich diese Kuhle genauer an. Wenn man sie verbreiterte, müssten da sogar noch mehr Flaschen reinpassen.

Die beiden gingen in Gedanken versunken etwas weiter, bis sie an der Stelle standen, auf der Heinz gelandet war.

"Hier war er!", Monika zeigte auf die Stelle.

"Vergiss es einfach!", sagte Susanne und blickte hoch. "Ganz schön steil. Das überlebt keiner!" Eine gute Stelle, überlegte sie. Wer weiß, was noch kommt.

Ihre Augen wurden kalt.

"Wir müssen uns einen Plan machen!"

"Was für einen Plan?"

"Man, überlege doch mal! Wir wir das mit dem Keller machen!"

"Ach, das meinst du!", antwortete Monika und erschrak etwas vor Susannes kalten Augenausdruck.

Susanne zog einen kleinen Zettel aus ihrer Tasche.

"Hast du einen Stift?"

Monika nickte, kramte in ihrer Handtasche und reichte Susanne einen Kuli.

Als der Plan fertig war, stand auf dem Zettel:

1. Abwarten, bis alle weg sind.

2. Beobachten, wie lange sie weg sind

3. Auf Peter und Jörg achten. Die rennen überall herum.

4. Gummihandschuhe

"Alles klar soweit!", sagte Susanne.

"Ja, alles klar!"

"Und jetzt müssen wir den Plan vernichten!"

"Wieso? Wir haben ihn doch gerade erst geschrieben!"

"Mensch Monika, mitdenken! Wenn den jemand findet, sind wir dran!"

Monika nickte.

"Kapiert?"

Sie nickte wieder.

"Dann iss!" Susanne hielt ihr den Zettel hin.

Monika wich zurück. "Ich soll den Zettel essen?"

"Du sollst den Zettel essen!", bestätigte Susanne.

Monika nahm ihn mit spitzen Fingern, sah ihn sich misstrauisch an und zögerte.

"Iss!", befahl Susanne. Ihre Lippen formten sich zu einem strengen schmalen Strich. Unerbittlich.

Monika sah sie kurz an, zerknüllte den Zettel und schob ihn in ihren Mund.

"Mit Spucke einweichen und runter schlucken!", sagte Susanne energisch.

Monika lutschte, bewegte ihren Mund und sah mit starrem Blick an Susanne vorbei.

"Schluck!"

Monika würgte.

"Du sollst ihn runter schlucken!", rief Susanne.

Monika kniff ihre Augen zusammen und versuchte, ihn zu schlucken.

"Schluck!"

Monika schluckte ihn und verzog ihr Gesicht.

"Stell dich nicht so an!", meinte Susanne und machte sich daran, den Pfad wieder hinauf zu klettern.

Monika folgte ihr mit angewidertem Gesicht.

Als sie wieder oben ankamen, steuerten sie auf das Haus zu, in dem Monika wohnte.

Sie sahen aus wie zwei leibhaftige Engel, als die die Straßen entlang gingen.

Bei Monika angekommen, schien keiner im Haus zu sein.

"Die hängen bestimmt bei euch herum!", sagte Monika.

"Und wie sollen wir jetzt reinkommen?"

"Mal was von Schlüsseln gehört, Schwesterchen?", grinste Monika spitzbübisch und schloss die Haustüre auf. Sie war zweimal verschlossen, also war wirklich keiner da.

Sie sahen zunächst in alle Zimmer, um sich davon zu überzeugen.

"Alles okay!", meinte Monika dann. "Und jetzt brauche ich erst mal was zu trinken!"

Sie hatte noch den schlechten Papiergeschmack im Mund und konnte es kaum noch abwarten, etwas zu trinken.

Sie gingen in den Keller, in dem sie früher mal ein paar Flaschen versteckt hatten.

Sie waren noch da, lagen unberührt in ihrem Versteck hinter einem alten Schrank.

Monika griff nach einer Likörflasche, drehte den Verschluss ab und setzte sie sich gleich an ihre Lippen.

"Aah!", seufzte sie zufrieden und reichte Susanne die Flasche.

Susanne trank ebenfalls ein paar Schlucke, nahm Monika den Verschluss aus der Hand und drehte sie wieder zu.

"Komm, lass uns ein paar Flaschen mitnehmen", sagte sie.

Die beiden steckten sich jeder zwei Flaschen ein, huschten leise die Kellertreppe hoch und verließen das Haus. Als sie gerade um die Straßenecke biegen wollten, sahen sie aus den Augenwinkeln Freddy nach Hause kommen.

Sie liefen schnell weiter.

"Mensch, da haben wir aber Glück gehabt!", meinte Susanne, als sie außer Sichtweite waren.

Monika blieb keuchend neben ihr stehen. „So. Und jetzt in den Park oder zu dir“.

„Zu mir“ meinte Susanne. "Aber erst mal brauche ich mal was süßes.“

Sie zog eine Flasche Likör aus ihrer Jackentasche und nahm einen kräftigen Schluck, bevor sie sie Monika reichte.

„Das schmeckt nach mehr“, seufzte sie und leckte sich genießerisch über ihre Lippen.

Sie tranken die Flasche aus und genossen die zweite, während sie sich immer wieder umsahen und darauf achteten, dass man sie nicht sah.

Sie wurden immer fröhlicher und kicherten vor sich hin, als sie in die Straße zu Susanne einbogen. Bei Susanne angekommen, gab Susanne ihrer Freundin ihre Flasche, damit sie sie schon mal nach oben bringen konnte und ging in die Küche. Doch als Monika oben im Flur stand, kam plötzlich Jörg aus seinem Zimmer.

„Was hast du da?" fragte er und sah auf ihre ausgebeulte Jackentaschen.

„Sei nicht so neugierig. Du wirst es sonst bereuen!“, erwiderte Monika leise.

Rache nur der Teufel war Zeuge.

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