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»Die ganze Karriere über mit der Erwartungshaltung leben«

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Kamen die ersten Erfolge in Ihrer Karriere zu früh für Sie?

Sie waren zumindest Fluch und Segen: Sie haben Türen aufgestoßen – viele U23-Fahrer warten Jahre, bis sie zu einem Profiteam wechseln können, ich bekam vier Angebote, was extrem komfortabel war. Andererseits muss man die ganze Karriere über mit dieser Erwartungshaltung leben.

Sie waren besonders erfolgreich, wenn Sie keiner auf dem Schirm hatte.

Im Rennen macht das keinen Unterschied, ob man mit einer Favoritenrolle unterwegs ist oder nicht. Aber es war immer gut, in der Vorbereitung Ruhe zu haben. Wenn von Anfang an aber die Forderung dahintersteht, dass man etwas gewinnen muss, wird es schwierig. In meinem ersten Jahr bei MTN sind wir die Trofeo Laigueglia gefahren. Das war ein extrem schweres Rennen, bei dem ich Vierter wurde. Bei Quick-Step hätten die mit den Achseln gezuckt und gesagt: Beim nächsten Mal wird’s besser. Bei MTN habe ich die Wertschätzung auch für ein solches Rennen erfahren.

Dazwischen liegen viele Jahre…

Ja, ich hatte oft die Leaderrolle, konnte die nicht so ausfüllen, wie es von mir erwartet wurde.


Bei Mailand–Sanremo 2013 ist die fehlende Erwartungshaltung schließlich indirekt der Schlüssel zum Erfolg. Im Trikot der südafrikanischen Equipe fliegt Ciolek bis zum Schluss unter dem Radar seiner Kontrahenten in der Spitzengruppe.

Welche Erinnerungen haben Sie an die letzten tausend Meter?

An der Flamme Rouge war ich in einer guten Position, Dritter etwa, und kam an Sagans Rad. Das war der Moment im Rennen, in dem ich dachte, dass es für mich nicht mehr nur um die Top Five geht, sondern um den Sieg. Ich fühlte mich gut, die Gruppe war klein genug…

Sagan drehte sich am Ende immer wieder um…

Ja, nicht zu mir allerdings. Sagan hatte mich nicht als schnellen Mann auf dem Schirm. Er ist ja ein paar Jahre jünger als ich. Meine Anfangszeit, in der ich viele Rennen im Sprint gewonnen habe, ist an ihm vorbeigegangen. Er hatte mich nicht auf dem Plan. Das sieht man auch daran, dass er am Ende noch ziemlich viel Arbeit übernommen hat. Im Nachhinein habe ich gehört, dass der Sportliche Leiter ihn sogar noch vor mir gewarnt hat, aber man bekommt dann ja nicht mehr alles mit.

Ciolek zieht am Ende, mit hämmerndem Kopfnicken dicht über dem Lenker, an Sagan vorbei und gewinnt das Rennen, Sagan schaut von der Seite erstaunt zu.

Flamme Rouge

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