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Markenzeichen Kraftexplosion

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In beiden Fällen wurde Cancellara im Nachhinein der Einsatz eines Motors im Rahmen unterstellt. Unter den Zweiflern waren nicht nur Journalisten, sondern auch Profi-Kollegen wie Phil Gaimon, der in seinem Buch »Zugtiere in Trägerhosen« Cancellara explizit des Motordopings verdächtigt. Und sogar Roberto Damiani, der Cancellara bei Mapei und Fassa Bortolo als Sportlicher Leiter begleitet hat, erklärte im Herbst 2010: »Ich habe mir das Video von Paris–Roubaix sicher 300-mal angesehen. Und noch immer bin ich der Meinung, dass irgendwas nicht mit rechten Dingen zu- und hergegangen ist.« Cancellara hat die Vorwürfe stets bestritten.

Wenn man Ihre Stärken, Ihr Erfolgsrezept untersucht, dann stößt man neben Ihrer exzellenten Kurventechnik insbesondere auf Ihre Kraftexplosion: das Vermögen, über kurze Zeit extrem viel Watt zu treten. Hat Ihnen diese Eigenschaft den Motordoping-Verdacht eingebracht?

Ja, mit Sicherheit. Von 2006 bis 2016 waren Art und Weise meiner Erfolge immer sehr ähnlich: die Dynamik, nicht oft, aber dann entscheidend zu attackieren. Ich habe ein paar Sekunden sehr hohe Wattwerte treten können, auf einer zweiten Stufe habe ich anschließend die Kraft noch hochhalten können – während andere längst verblasen wurden. Das war mein Stil.

Eine Eigenschaft, über die Cancellara schon zu Beginn seiner Karriere verfügte, wie die Journalisten Christof Gertsch und Benjamin Steffen in ihrer Biografie »Fabian Cancellaras Welt« herausgearbeitet haben. Mehrere Berner Trainingskollegen von Cancellara berichten, dass dieser schon als junger Radsportler bei den gemeinsamen Ausfahrten mit einem kurzzeitigen »Powerburst« den Rest der Gruppe, darunter viel erfahrenere Kollegen, habe distanzieren – und so düpieren – können. Bis zu 1.450 Watt hat Cancellara beispielsweise bei der »Ronde« 2010 als Maximalleistung auf die Pedale gebracht.

Die Kraft seines Antritts war neben den breiten Schultern sowie der italienischen Herkunft seines Vaters Donato auch der Grund, der Cancellara schon zu Fassa-Bortolo-Zeiten den Spitznamen »Spartacus« einbrachte – Teamkollege Roberto Petito verglich den Schweizer mit dem muskelbepackten römischen Gladiator, der zum Anführer eines Sklavenaufstands wurde. Die oft nur wenigen Sekunden seiner Kraftexplosion haben Cancellara im Laufe der Karriere wiederholt ausgereicht, um eine Vorentscheidung im Rennen herbeizuführen. Dies war gerade bei Wettbewerben wie in Flandern wichtig, in denen ohnehin alle Augen auf den Klassiker–Spezialisten Cancellara gerichtet waren.

Bei der Flandern-Rundfahrt 2014 ist es nur Sep Vanmarcke, dem es gelingt, Cancellaras explosivem Antritt am Oude Kwaremont zu folgen. Doch der Rückstand der beiden Fahrer zu den Führenden ist – rund 17 Kilometer vor dem Ziel – groß.

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