Читать книгу Ängste, Panik, Sorgen - Daniel Voigt - Страница 22
2.8Trennungsangst
ОглавлениеDie Trennungsangststörung wurde in DSM-5 und ICD-11 erstmals auch für Erwachsene konzeptualisiert, sie gilt in der ICD-10 noch als spezifische Angststörung des Kindesalters.
Die Hauptbefürchtung der Betroffenen besteht in übermäßiger Angst, von Bezugspersonen getrennt oder verlassen zu werden. Während diese wichtigen Personen im Kindesalter meist die Eltern sind, bezieht sich die Trennungsangst im Erwachsenenalter auch oft auf Partner und eigene Kinder. Die Sorgen der betroffenen Personen kreisen häufig darum, dass dem Partner etwas zugestoßen sein könnte oder dieser die Person verlassen könnte. Häufig zeigen sich Albträume von Trennungen und starke Belastungssymptome vor und während Trennungssituationen.
Wie bei vielen Angststörungen wird jedoch oft weniger die Angst selbst sichtbar, sondern symptomatisch sind vor allem die Lösungsversuche im Umgang mit der Angst: Dies sind dann z. B. Eifersucht und Verdächtigungen, verbunden mit der Forderung nach Entkräftung dieses Verdachts durch den Partner oder Kontrollversuchen über dessen Aufenthaltsort. Die Personen bleiben eventuell in schädigenden oder unbefriedigenden Beziehungen, versuchen Trennungen zu verhindern und alles mit dem Partner gemeinsam zu machen. Wenn es dann doch zu einer – vorübergehenden – Trennung kommt, so ist dies für die Betroffenen oft mit extremer Belastung verbunden. Dies stellt Beziehungen vor eine große Belastungsprobe.
Auch die geringe Selbstständigkeit und ausbleibende Ablösung Erwachsener von ihren Eltern oder die Parentifizierung und Einschränkung der Autonomie eigener Kinder können vor dem Hintergrund von Trennungsangst verstanden werden.
Neue Störung oder fortbestehende kindliche Trennungsangst?
Carmassi et al. (2015) stellten nach Auswertung epidemiologischer Daten fest, dass zwar ein Teil kindlicher Trennungsangststörungen bis ins Erwachsenenalter andauert – die Mehrzahl der Erwachsenen mit dieser Diagnose entwickelt die Symtome jedoch erst im Erwachsenenalter. Die Lebenszeitprävalenz bei Erwachsenen wird von den Autorinnen mit 5–6 % angegeben. Die Komorbiditätsraten mit anderen Störungen, vor allem Angststörungen, scheinen hoch zu sein. Besonders enge Zusammenhänge werden mit der Panikstörung diskutiert.