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17. Kapitel

Ich war nicht tot. Nein, ich war am Leben. Mir ging es gut. Ich fühlte mich, als ob ich aus den dunklen unendlichen Tiefen eines Meeres an die Oberfläche aufgetaucht war und zum ersten Mal das Licht der Sonne erblicken konnte. Dieses Licht war so klar und strahlend, so voller Leben und Energie, dass es mich wie ein Schauer durchfuhr und unfassbar glücklich machte.

Ich konnte wieder denken und mich an alles erinnern. Ich wusste wieder, wer ich war und wie die Demenz damals angefangen hatte, ihre dürren Finger nach mir auszustrecken. Ich wusste auch noch, dass sie mich irgendwann dann völlig im Griff hatte und ich fast gar nichts mehr wusste. Ich nichts mehr hatte außer meinem Zorn. Aber das war jetzt vorbei. Jetzt begann ein neues Leben für mich. Mein Sohn hatte mich aus dem dunklen Schlund der Demenz gerettet und dafür war ich ihm unendlich dankbar. Ich war ihm nicht nur dankbar, ich war auch unglaublich stolz auf ihn.

Jetzt war auch die Zeit gekommen, ihm von seiner Mutter und meiner Liebe zu ihr zu erzählen. Von den Abenteuern, die wir zusammen erlebt hatten und den Gefahren, denen wir ausgesetzt waren. Aber auch von dem dunklen Reich, wo alles seinen Anfang genommen hatte und alles sein Ende finden würde. Während ich ihm von den Teilen meines Lebens erzählte, die mich geprägt hatten, wie sonst nichts auf der Welt, war es mir, als ob ich wieder im dunklen Reich war und dort die Luft atmen und die Kälte spüren konnte. Dann spürte ich auch wieder die Angst, die mich heimsuchte, wenn wir irgendwo Unterschlupf gefunden hatten und doch nicht schlafen konnten, weil jedes Geräusch verdächtig klang und es uns am Einschlafen hinderte. Wo jeder Schatten ein Eigenleben hatte und drohte über uns herzufallen.

Dann erlebte ich noch einmal, wie der dunkle Schemen uns schließlich doch noch fand und wir uns voller Verzweiflung gegen ihn wehrten. Aber wir waren so furchtbar schwach und hilflos. Ohne große Anstrengung konnte er über uns triumphieren. Am Ende wurde mir voller Trauer bewusst, wie er mir damals die Liebe meines Lebens raubte und mich jämmerlich weinend und einsam zurückließ. Durch die Erinnerung daran wurde meine einstmals erlebte dunkle Verzweiflung erneut zum Leben erweckt und ließ mich beinahe aufs Neue das ewige Vergessen herbeisehnen. Ein Vergessen ohne Schmerz und Trauer.

Das dunkle Reich

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