Читать книгу Das dunkle Reich - Darius Dreiblum - Страница 6

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3. Kapitel

Clarissa hatte seit sechs Wochen das Gefühl, verfolgt und beobachtet zu werden. Nein, inzwischen war sie sich ganz sicher, dass sie verfolgt und beobachtet wurde. Aber nicht wie in irgendeinem zweitklassigen Kriminalfilm durch einen Mann mit Trenchcoat, Hut und Sonnenbrille, sondern von einer eleganten und gutaussehenden Frau mittleren Alters, die ihr seit ein paar Wochen wie ein Schatten folgte. Anfänglich war ihr das noch nicht richtig aufgefallen, aber nachdem diese Frau immer wieder an den verschiedensten Orten wie in der S-Bahn auf dem Weg zur Arbeit oder im Supermarkt bei der Erledigung ihrer abendlichen Einkäufe in ihrer Nähe auftauchte, kam ihr langsam dieser Verdacht.

Je mehr sie darauf achtete, desto deutlicher wurde ihr, dass ihre Verfolgerin eigentlich fast immer in ihrer Nähe war. Zumindest, wenn sie nicht gerade arbeitete oder sich in ihrer Wohnung aufhielt.

Sobald Clarissa die Wohnung verließ oder in der Mittagspause mit ein paar Kollegen etwas Essen ging, bemerkte sie nach wenigen Augenblicken, dass ihr Schatten in der Nähe war und sie nicht mehr aus den Augen ließ. Sie wurde durch diese Fremde sehr genau beobachtet, fast schon begutachtet.

Clarissa konnte sich die Verfolgung durch die Fremde nicht erklären.Was konnte dahinter stecken? Clarissa führte ein ganz normales Leben ohne besondere Aufregungen, fuhr ein- bis zweimal im Jahr in Urlaub und bewohnte eine hübsche kleine Zweizimmerwohnung im Frankfurter Ostend. Sie hatte nicht viele Freunde, aber ihres Wissens nach auch keine Feinde. Die junge Frau war bei ihrer Großmutter aufgewachsen, nachdem ihre Eltern bei einem schweren Autounfall ums Leben kamen. Sie hatten ein sehr enges und liebevolles Verhältnis. Leider sah sie ihre Großmutter nicht mehr sehr oft, da sie beruflich sehr eingespannt war und vor drei Jahren den Job bei der Bank in Frankfurt angenommen hatte. Damals bot es sich an, von Darmstadt wegzuziehen, wo ihre Großmutter immer noch lebte.

Clarissa war eine junge Frau mit einem sehr ansprechenden Gesicht und langen lockigen blonden Haaren. Außerdem hatte sie strahlend blaue Augen, die schon so manchen Mann mit ihrem Glanz verzaubert hatten. Sie war relativ groß und sehr sportlich. Allerdings war sie nicht besonders selbstsicher, sondern litt eher an Selbstzweifeln. Dies führte dazu, dass, wenn sie sich in einer Beziehung zu einem Mann befand, sehr schnell Angst bekam, ihn wieder zu verlieren und deshalb eifersüchtig wurde, wenn er ihr nicht genügend Aufmerksamkeit schenkte. Daher hielten ihre Beziehungen oft nicht sehr lang und die Phasen zwischen den Beziehungen wurden immer länger. Und in einer solchen Phase befand sie sich nun schon seit einem Jahr.

Als Clarissa heute von der Arbeit nach Hause fuhr, wurde sie wie üblich von der Fremden verfolgt. Mittlerweile hatte sie sich schon fast daran gewöhnt, wo immer sie hinging von ihrem Schatten begleitet zu werden, aber heute war irgendetwas anders. Die junge Frau hatte ein seltsames Gefühl, eine dunkle Vorahnung, die sie nicht genau fassen konnte. Nachdem Sie zu Hause eintraf und ihre Wohnungstür aufgeschlossen hatte, wurde dieses Gefühl noch einmal verstärkt. Etwas stimmte mit ihrer Wohnung nicht. Es lag ein Geruch in der Luft, der nicht zu ihrer Wohnung gehörte. Es war der Geruch eines Parfüms, das sie vor sehr langer Zeit schon einmal gerochen und nie wieder vergessen hatte. Ihre Mutter hatte es damals aufgelegt, kurz bevor sie zusammen mit ihrem Vater mit dem Auto verunglückt war. Es war ihr ein paar Tage vor der Autofahrt von ihrem Vater zum Hochzeitstag geschenkt worden. Es war ein sehr teures Parfüm gewesen. Sie konnte sich sogar noch an den Namen erinnern. Es hieß Amouage.

Aber es war nicht nur der Geruch, der Clarissa auffiel, sondern auch, dass verschiedene Dinge in ihrer Wohnung sich nicht mehr an dem gleichen Platz befanden wie heute Morgen als sie aus dem Haus ging. So war sie sich ganz sicher, dass die Bücher in ihrem Bücherregal linksbündig in dem Regal gestanden hatten, jetzt standen sie rechtsbündig. Oder die antike Vase, die sie preisgünstig auf dem Flohmarkt erstanden hatte, stand jetzt genau in der gegenüberliegenden Ecke ihres Wohnzimmers. Alles in allem machte die Wohnung den Eindruck, als ob sie durchsucht worden war und als ob derjenige, der sie durchsucht hatte sich zwar bemüht hatte, den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen, dabei aber immer die Seiten verwechselt hatte.

Wenn das Alles nicht so beängstigend gewesen wäre, hätte Clarissa vielleicht darüber lachen können. Tatsächlich konnte sie es nicht verhindern, dass ihr ein hysterisches Kichern aus ihrer immer trockener werdenden Kehle entwich. Sie wurde seit sechs Wochen von einer vermutlich verrückten Frau verfolgt und jetzt wurde auch noch in ihre Wohnung eingebrochen und sie durchsucht, aber weswegen?

Sie hatte ein bisschen Bargeld und paar wenige Schmuckstücke aus Gold und aus Silber in ihrer Wohnung, aber davon fehlte keines. Und wie war der Einbrecher in ihre Wohnung gekommen? Weder an der Haustür noch an den Fenstern waren Einbruchsspuren sichtbar. Konnte sie sich in ihrer Wohnung überhaupt noch sicher fühlen, wenn jemand ohne Probleme in sie eindringen konnte? Bestand eine Verbindung zu ihrer Verfolgerin, die sie auf Schritt und Tritt verfolgte? Sehr wahrscheinlich, oder? Dies alles nahm jetzt doch sehr bedrohliche Ausmaße an. Gerade fasste Clarissa den Entschluss, die Polizei anzurufen, und wollte zum Telefon greifen, da durchschnitt das Klingeln des Telefons die nachdenkliche und langsam bedrohlich werdende Stille ihrer Wohnung.

Clarissa zuckte aufgrund des lauten und unerwarteten Geräusches erschrocken zusammen und nahm erst nach kurzem Zögern das Telefon zur Hand. Nachdem sie sich kurz geräuspert hatte, meldete sich mit

„Ja, hallo?“

„Spreche ich mit Frau Clarissa Mandel?“

„Ja, ich bin Clarissa Mandel und mit wem spreche ich?“

„Hier spricht Dr. Hartmann von der Klinik für Neurologie des Klinikums Darmstadt. Sie sind die Enkelin von Frau Rosemarie Mandel?“ Clarissa fuhr trotz der Hitze ein eiskalter Schauer über den Rücken.

„Ja, das ist richtig. Was ist mit meiner Großmutter?“

„Ihre Großmutter wurde gestern Nacht hier mit einem Schlaganfall eingeliefert. Es geht ihr sehr schlecht. Wir haben Ihre Telefonnummer unter ihren persönlichen Dingen gefunden. Meinen Sie, es wäre möglich, Ihre Großmutter hier in der Klinik schnellstmöglich aufzusuchen?“

Clarissa stiegen die Tränen in die Augen und sie merkte wie ihr die Angst um ihre Großmutter die Kehle zuschnürte.

„Ja, ich komme so schnell wie möglich.“, stieß sie heiser hervor. Sie ließ sich von dem Arzt noch die Adresse und Telefonnummer der Klinik geben und bedankte sich bei ihm für seinen Anruf. Dann übermannten sie ihre Gefühle und fing sie am ganzen Körper an zu zittern und fürchterlich zu schluchzen. Wie konnte das nur passieren, ihre Großmutter war doch immer so fit gewesen und hatte immer ein so gesundes Leben geführt? Und jetzt sollte sie einen Schlaganfall erlitten haben? Das war doch unmöglich, oder? Wenn ihre Oma jetzt starb war der letzte Mensch tot, von dem sie vorbehaltlos geliebt wurde und den sie vorbehaltlos liebte. So etwas durfte einfach nicht geschehen. Sie würde alles in ihrer Macht stehende tun, das Ihre Großmutter am Leben blieb.

Nur, was konnte sie tun? Wichtig war, dass Ihre Großmutter ihre Nähe spüren konnte. Also musste sie jetzt erst mal so schnell wie möglich in das Krankenhaus nach Darmstadt kommen. Zum Autofahren war sie allerdings viel zu aufgeregt, stellte sie fest, als sie mit zitternden Fingern den Autoschlüssel einstecken wollte. Also würde sie mit dem Zug fahren müssen.

Clarissa entledigte sich ihrer Bürokleidung, machte sich frisch und zog ein bequemes Sommerkleid über. Sie hatte sich nach dem wohltuenden Duschen etwas beruhigt und war nicht mehr ganz so verzweifelt wie kurz nach dem Anruf des Arztes. Sie blickte noch kurz in den Spiegel, der in ihrem Flur hing, und machte sich dann auf den Weg nach draußen. Den Kopf voller dunkler Gedanken bemerkte sie gar nicht, dass Ihre Verfolgerin, die kurz nachdem sie das Haus verließ, wieder ihre Spur aufnahm und ihr auf Schritt und Tritt folgte. Mit der S-Bahn fuhr sie zum Hauptbahnhof und von dort aus mit dem Zug nach Darmstadt. Als sie schließlich um kurz vor acht in den Darmstädter Kliniken eintraf, war die Besuchszeit eigentlich schon vorüber. Dr. Hartmann hatte allerdings veranlasst, dass sie von der diensthabenden Krankenschwester trotzdem zu ihrer Oma gelassen wurde.

Sobald Sie das Zimmer ihrer Großmutter betrat, fuhr der Schreck in Clarissas Glieder. Ihre Oma Rosemarie lag völlig reglos in ihrem Bett und hing an diversen Schläuchen und Apparaten. Mit eingefallenen Wangen und fast so blass wie die weiß getünchte Krankenhauswand hinter ihr, sah sie beinahe schon wie tot aus. Nur wenn man ganz aufmerksam lauschte, konnte man die leicht röchelnden Atemzüge der alten Dame hören.

Schnell eilte Clarissa zum Bett ihrer Großmutter, nahm die außergewöhnlich kalte und sich wie altes Pergament anfühlende Hand in die eigene und begann leise zu sprechen.

„Oma, hörst Du mich? Ich bin es, Clarissa. Was machst Du denn nur für Sachen? Wir wollen doch im Herbst zusammen ans Meer fahren. Bis dahin musst du wieder fit sein.“ Und tatsächlich schien es so, dass Clarissas Großmutter die Anwesenheit ihrer Enkelin bemerkte, denn sie begann sich leicht zu bewegen und atmete auch etwas schneller. Kurze Zeit später zitterten ihre Augenlider und öffnete sie langsam die Augen. Ihre Augen waren hellgrün und hatten immer noch den intelligenten und liebevollen Ausdruck, den Clarissa so an ihnen mochte. Gleichzeitig wirkten sie aber nicht mehr so jung und kraftvoll wie noch bei ihrem letzten Besuch in Darmstadt vor ein paar Wochen. Nein, die Kraft war aus ihnen verschwunden und hatte einer starken Traurigkeit Platz gemacht. Trotzdem glaubte Clarissa ein leichtes Lächeln über das Gesicht Ihrer Oma huschen zu sehen.

Ihre Großmutter versuchte zu sprechen, aber es kam nur ein leises Krächzen über ihre Lippen. Die alte Dame deutete daraufhin zu dem Schränkchen, das neben ihrem Bett stand. Dort befand sich ein Schnabelbecher mit Wasser. Clarissa nahm den Becher und führte ihn vorsichtig an die Lippen ihrer Großmutter. Diese trank daraus ein paar Schlucke und versuchte wieder zu sprechen. Wieder kamen nur ein paar unverständliche Laute aus ihrem Mund, was ihre Großmutter sichtlich betroffen machte. Nach noch einem vergeblichen Versuch standen Tränen in den Augen ihrer Großmutter.

Es schlich sich die Befürchtung in Clarissas Gedanken, dass ihre Großmutter nicht mehr sprechen konnte. Der Schlaganfall hatte wahrscheinlich zu einer Lähmung des Sprachzentrums von Rosemarie Mandel geführt. Clarissa versuchte ihr Entsetzen darüber nicht zu zeigen. Sie war aber eine schlechte Schauspielerin, deshalb entging der alten Dame ihr entsetzter Gesichtsausdruck nicht. Sowohl Clarissa als auch ihre Großmutter versuchten die Fassung zu bewahren, aber dann fingen doch beide an zu weinen. Schnell setze Clarissa sich nun zu ihrer Großmutter auf das Bett und nahm sie liebevoll in den Arm. Erst nach einer ganzen Weile konnten sich die beiden sich wieder beruhigen und voneinander lösen.

Plötzlich wurde Clarissas Großmutter unruhig, als ob ihr etwas Wichtiges eingefallen war und dies dringend erledigt werden musste. Rosemarie zeigte mehrmals auf ihr Schränkchen und wurde sichtbar ungeduldig als ihre Enkelin nicht gleich verstand, was sie wollte. Endlich verstand Clarissa, dass sie in den persönlichen Dingen ihrer Großmutter etwas suchen sollte. Nur was?

„Ich soll etwas für Dich in Deinen Sachen suchen?“ fragte Clarissa ihre Großmutter. Diese nickte und versuchte ein „Ja!“ hervorzubringen, was ihr aber nicht gelang. „Die Frage ist nur, was ich für Dich suchen soll.“

Rosemarie hob ihre Hand und deutete auf ihre Brust. Auf einmal fiel Clarissa ein, was sie an ihrer Großmutter schon die ganze Zeit vermisste. Es war ihr goldenes Amulett mit dem Kristall in der Mitte. Solange Clarissa sich erinnern konnte, trug Rosemarie dieses Amulett. Sie hatte es ihrem Wissen nach nie abgelegt, selbst in der Nacht nicht. Die junge Frau wusste, wie wichtig das Amulett ihrer Oma war, deswegen fing sie sofort an, in dem Schränkchen am Bett und im Kleiderschrank danach zu suchen. Doch auch nach dem zweiten noch genaueren Suchen, konnte sie das Schmuckstück von Rosemarie nicht finden.

Mit unruhigen Augen wurde sie während der ganzen Zeit der Suche durch ihre Großmutter beobachtet. Als klar wurde, dass sich das Amulett nicht in dem Zimmer befand, machte sich eine große Enttäuschung auf dem Gesicht der alten Dame breit.

„Ich werde die Nachtschwester fragen, ob sie etwas von Deinem Amulett weiß.“ meinte daraufhin Clarissa zu ihrer Großmutter. Diese nickte ganz schwach als Zeichen ihrer Zustimmung. Während Clarissa das Zimmer verließ, um die diensthabende Krankenschwester zu suchen und mit ihr zu sprechen, hörte sie Rosemarie leise seufzen.

Als Clarissa aus dem Zimmer ihrer Großmutter trat, schaute sie kurz auf die Uhr und stellte fest, dass es schon fast zehn war. Die Suche nach dem Amulett hatte doch einige Zeit in Anspruch genommen. Während des Abends und der Nacht war der Krankenhausflur nur sehr spärlich erleuchtet und Clarissa musste sich erst einmal orientieren. Ihrer Erinnerung nach müsste sich das Stationszimmer links von ihr befinden, also wandte sie sich nach links. Als sie einen Moment gegangen war und an einem großen Spiegel vorbeikam, nahm sie im Augenwinkel eine Bewegung wahr. Da sie davon ausging, dass sie die Nachtschwester wahrgenommen hatte, ging sie in diese Richtung und rief:

„Schwester, könnten Sie bitte einen Augenblick warten! Ich habe eine Frage.“ Nachdem sie keine Antwort erhielt und niemand mehr zu sehen war, ging sie doch wieder in die ursprüngliche Richtung. Plötzlich hatte sie erneut den Eindruck, dass sich im Schatten des Flurs jemand oder etwas bewegte. Sie wollte gerade wieder in diese Richtung wenden, da tippte ihr jemand auf die Schulter, so dass sie vor Schreck zusammenzuckte und ihr Atem für einen kurzen Moment stillstand.

„Oh entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie erschreckt habe, Frau Mandel, aber ich dachte, ich hätte Sie nach mir rufen hören.“ sagte die Nachtschwester, die laut ihrem Namensschild Schwester Anna hieß.

Nachdem sich Clarissa von ihrem Schreck erholt hatte und wieder normal atmen konnte, erklärte sie Schwester Anna, dass ihre Oma ihr goldenes Amulett vermisste. Die Krankenschwester nahm Clarissa daraufhin mit ins Stationszimmer und suchte nach Informationen zu dem Schmuckstück. Aber weder bei den wenigen persönlichen Sachen von Rosemarie Mandel noch in der Krankenakte fanden sich irgendwelche Hinweise auf das Amulett.

„Vielleicht hat ihre Großmutter das Amulett verloren, als sie in Ihrem Haus den Schlaganfall erlitt und dort zu Boden stürzte. In der Akte steht auf jeden Fall nichts davon, dass sie ein Schmuckstück trug, als sie hier eingeliefert wurde.“

„Vielen Dank für Ihre Mühen, dann werde ich wohl in dem Haus danach suchen müssen.“ entgegnete die junge Frau daraufhin etwas enttäuscht.

„Wollen sie denn heute Nacht bei Ihrer Großmutter bleiben, dann würde ich Ihnen eine Decke raussuchen?“

„Ja, das wäre sehr nett von Ihnen. Morgen früh werde ich in das Haus meiner Großmutter gehen, um dort nach dem Amulett zu suchen. Ich hoffe, ich finde es dann dort.“ Clarissa bedankte sich nochmals bei Schwester Anna und ging zurück zum Zimmer ihrer Oma. Sie öffnete leise die Tür und sah, dass ihre Großmutter erneut die Augen geschlossen hatte und vermutlich schlief. Sie setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett ihrer Großmutter und nahm wieder ihre Hand. Kurze Zeit später kam Schwester Anna mit der versprochenen Decke herein und gab diese Clarissa. Sie nahm die Decke dankbar an, deckte sich zu und versuchte ein wenig zu schlafen. Aber dank des unbequemen Stuhls und der vielen Gedanken, die sie beschäftigten, gelang ihr das lange Zeit nicht.

Clarissa hatte Angst um ihre Oma. Bestand überhaupt Hoffnung, dass sie je wieder sprechen konnte? Würde sie an ihrem Schlaganfall sterben müssen? Und das Amulett. Wieso war es ihrer Großmutter in ihrer jetzigen Situation so wichtig? All das beschäftigte sie, bis sie spät in der Nacht in einen unruhigen Schlaf fiel. Sie wurde von schrecklichen Alpträumen gequält, die so realistisch waren, dass es fast den Anschein hatte, dass sie die Wirklichkeit abgelöst hatten und Clarissa nie mehr daraus erwachen würde. In ihren Träumen wollte die fremde Frau das Amulett unter allen Umständen in ihren Besitz bringen und Clarissa musste dies, um das Leben ihrer Oma zu retten, auf jeden Fall verhindern. Es war wie ein Kampf der Dunkelheit gegen das Licht, der in Clarissas Alpträumen stattfand, so empfand sie es zumindest, als sie am nächsten Morgen völlig übernächtigt aufwachte. Und der Ausgang dieses Kampfes war offen.

Das dunkle Reich

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