Читать книгу Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis - Dieter Kremp - Страница 52

VÖGEL ALS WETTERANSAGER IM FRÜHLING

Оглавление

„Der verschwenderische Jüngling und die Schwalbe“ heißt eine griechische Fabel. In ihr wird erzählt, ein Jüngling habe alles, was er besaß, bis auf einen Mantel vertan. Und auch den habe er versetzt, als er die erste Schwalbe ankommen sah. Nun sei es Sommer, meinte er, und bedürfe auch des Mantels nicht mehr. Danach aber, so heißt es weiter, sein ein heftiger Frost gekommen, die Schwalbe sei erfroren, und der frierende Verschwender sei so zornig geworden, dass er der toten Schwalbe noch viele böse Worte nachgerufen habe. Er nannte sie, die selbst Opfer einer Täuschung geworden, eine Täuscherin. Aristoteles, der diese Fabel überliefert hat, zieht daraus die Lehre: „Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling.“ Äsop, bei dem sich diese Fabel findet, sagt dazu: „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.“

Und unsere gelehrten Wetterpropheten, wahrscheinlich schon die in den Klöstern, die die alten griechischen Sagen kannten, haben nicht nur ein Sprichwort daraus gemacht – dass ein kleiner Teil noch kein Ganzes mache -, sie haben, verschwenderisch wie sie waren, dieses Sprichwort auf fast alle Vögel ausgedehnt, nicht nur auf die Zugvögel, die im Frühling aus dem Süden zurückkommen, sogar auf die, die vor dem Winter gar nicht wegziehen, also auch zum Frühling oder Sommer gar nicht erst zu kommen brauchen.

So heißt es auch: „Ein Sperling auf dem Dach macht den Lenz nicht.“ Da der Sperling aber kein Zugvogel ist, da er den ganzen Winter auf dem Dach und im Geäste sitzt –was soll er uns dann noch das Frühjahr ankünden?

Von der Lerche heißt es übrigens auch, dass sie, kommt nur erst eine bei uns an, noch nicht den Frühling mache, aber sie verkünde ihn.

Bekannt sind zum Beispiel folgende Wetterregeln, in denen Vögel den Frühling ansagen:

„Wenn die Grasmücken fleißig singen, werden sie zeitig den Lenz uns bringen.“ „Der Kuckuck schreit nicht eher, bis der Hafer grün wird.“ „Ein Kuckuck, der um Mittag viel schreit, ein Storch, der viel klappert, und die wilden Gänse, die sich sehen lassen, verkünden einen warmen Frühling.“ „Der Lerche Gesang weckt dich vom Winterschlaf.“ „Eine Lerche, die singt, noch keinen Sommer bringt; doch rufen Kuckuck und Nachtigall, so ist es Sommer überall.“ „Lerchen und Rosen bringen des Frühlings Kosen.“ „Steigt die Lerche stumm und nicht hoch, kommt ein nasses Frühjahr noch.“ „Wenn die Schwalbe singt, ist’s ein Zeichen des Frühjahrs.“ „Wie die Schwalb ist des Frühlings Bot’, also die Krähe des Winters.“ „Wenn die wilden Enten und Gänse kommen, wird’s bald Sommer.“ „Bauen im April schon die Schwalben, gibt’s viel Futter, Korn und Kalben.“ „Schreit der Kuckuck schon im März, klappert der Storch und zieht die wilde Gans ins Land, so ist ein guter Frühling unterwegs.“ „Sobald der Kuckuck hat gesungen, ist es fertig mit dem Eis.“ „Singt die Amsel vor Mariä Verkündigung (25. März), so schweigt sie nachher sechs Wochen lang.“ „Singt die Lerche jetzt schon (27. Februar) hell, geht es dem Bauern ans Fell.“ „Wenn der Ziegenmelker (Grünspecht) im Februar schreit, so kommt ein gutes Frühjahr.“ „Wenn im März die Kraniche ziehn, werden bald die Bäume blühn.“ „Wenn die Amsel singt, sind wir aus dem Winter heraus, wenn der Kuckuck ruft, ist er ganz vorbei.“

Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis

Подняться наверх