Читать книгу Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis - Dieter Kremp - Страница 58

WO SCHLÜSSEL AN DEN ZWEIGEN HÄNGEN

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Wenn wir uns an den Kalender der Natur halten, dann beginnt der Vorfrühling mit dem Stäuben der Haselkätzchen. Die langen, gelben und hängenden Pollenkätzchen, im Volksmund auch Baumel- oder Troddelkätzchen genannt, sind die männlichen Blüten des Haselstrauches. Die weiblichen Blüten dagegen sind unscheinbare kleine, rote, knospenartige Gebilde. Ist es zur Blütezeit der Hasel trocken und zudem oftmals etwas windig, liegen im Herbst viele Haselnüsse unter den Haselsträuchern.

Einmal hatte der Haselstrauch fast ganz Deutschland bedeckt. Licht, hell und haselgrün war der Wald vor rund 8000 Jahren. Dann kam die Klimaänderung und der Haselwald verschwand. Haselsträucher befinden sich hierzulande am Waldrand, an Wegrändern und in der Nähe menschlicher Behausungen. Zusammen mit dem Holunderstrauch durfte der Haselstrauch früher in keinem Bauerngarten fehlen. Die elastischen und leicht biegsamen Äste des Haselstrauches werden seit Jahrtausenden als Wünschelruten verwendet. Mit ihnen suchten die Rutengänger Asiens und Europas nach Wasseradern, positiven und negativen Energiefeldern in der Erde. Die Volkssage, nach der am blühenden Haselstrauch im zeitigen Frühjahr silberne Schlüssel hängen, mit denen man Schatztruhen öffnen kann, ist eine schöne Umschreibung dieses alten Brauches. Dem Volksglauben nach wurde dem Haselstrauch auch eine blitzabwehrende Kraft zugesprochen. Bei Ausbruch eines Gewitters steckte man deshalb Haselzweige ans Fenster. Wurde man draußen auf dem Feld von einem Gewitter überrascht, steckte man sich einfach einen Haselzweig an den Hut.

Bei den keltischen Druiden war der Haselstrauch der weißen Göttin geweiht, deren Dienst neun Priesterinnen ausführten. So ist der Haselstrauch selbst mit der Zahl neun verbunden, denn er trägt, so sagt man, erst im neunten Jahr erste Früchte. Die Haselnüsse, erst in Verbindung mit der fruchtbar machenden Göttin und später losgelöst von diesem Kult, galten als Symbol der Fruchtbarkeit und der sexuellen Kraft. In Volksliedern und Reimen wird noch heute das Nüsseknacken mit der sexuellen Kraft in Verbindung gebracht.

Mancher Bauer kennt heute noch den Spruch: „Wenn es im Herbst viel Haselnüsse gibt, gibt es im kommenden Jahr viel Kinder.“ Oder es heißt bei uns: „Mit dem Hannes in die Nüsse gehen!“ Hildegard von Bingen empfahl Haselkätzchen sogar zur Therapie der Unfruchtbarkeit des Mannes. Der Gebrauch der Hasel für medizinische Zwecke ist jedoch in Vergessenheit geraten. Bekannt ist lediglich die schweißtreibende Wirkung der Blütenkätzchen.

In heimischen Vorgärten wird heute gerne die Korkzieherhasel angepflanzt. Dieser dekorative Strauch wird dann im zeitigen Frühling gerne mit bunten Eiern behangen, um die Osterzeit einzuläuten.

Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis

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