Читать книгу Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis - Dieter Kremp - Страница 60

EINE KUR FÜR DIE SEELE

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Wir riechen die würzige Frühlingsluft, und nichts kann uns mehr an die dumpfe Stube fesseln. Da draußen grünt, sprießt und blüht es. Aus tausend Zweigen dringen Knospen und Blüten, tausend Stimmen lachen und frohlocken aus dem Gesträuch am Waldesrain.

Unsere Seele taut auf. Am Wegrand stehen weiße Birken, in der Sonne leuchtend wie schlanke Mädchen, die sich beim leichten Spiel im Frühlingswind sachte neigen. Und die Hasel verstreut noch immer aus ihren Pollenkätzchen gelben Blütenstaub. Von weitem erschallt der Ruf des Kuckucks.

Die zartweißen, weithin duftenden Blüten der Schwarzdornhecke am Wiesenhang quillt über voller Nektar und lädt die ersten Gäste zum Labsal ein: Bienen, Hummeln, Wespen und bunte Schmetterlinge.

Die Wende ist vollzogen. Daran können auch wenige Kältetage nichts ändern. Dort, wo die Natur noch natürlich ist, stehen Blumen über Blumen. Noch ist das Gras nicht erwachsen, noch deckt es nicht die Blumenhäupter zu. Kinder und kindliche Große pflücken Sträuße, holen die duftende Farbenpracht in allen unterschiedlichen Ausprägungen ins Zimmer.

Immer wieder werden Kinderhände Blumen halten – hoffentlich – man holt Natur ins Haus und sucht sogleich das Leben in der Natur zu verströmen; so als suche der moderne Mensch Versöhnung mit der durch ihn so sehr gebeutelten Natürlichkeit.

Wiesen, Gärten und Wälder riechen, den frühen Vogelsang hört man längst vor dem Aufstehen; die Himmelsfarben sind morgens und abends besonders kühn … und der beginnenden Wärme wachsen wir noch entgegen; so als ob „natürliche Bräune“ vor allen Sorgen schützte …

Die ersten lauen Abende, vielleicht die ersten Frührunden durch Feld und Flur noch vor dem Frühstück … bieten sich an, das Innen und Außen miteinander in Einklang zu bringen.

Frühlingsstunden sind auch im Regen schön, dicht aneinander unter einem Schirm oder allein unter tropfenden Bäumen. Alles ist flüsternd fernab der Hektik. Frühlingszeit ist Zeit für Einsamkeit auf der Suche nach sich selbst; dazu benötigen wir oft einen anderen vertrauten Menschen. Der kürzeste Weg, sich selbst zu begreifen, ist der Weg über den liebenden anderen. Wenn dieser andere Mensch nicht da ist, führt der Weg zu sich selbst am sichersten durch die blühende Einsamkeit in der erwachenden Natur.

Der Frühlingsmonat April macht andere Wirklichkeiten möglich: Nehmen wir uns bei jedem Wetter eine halbe oder eine Stunde Zeit am Tag, um jenseits vom Lärm und Hast über das Gemüt wieder Freundschaft mit der Natur zu knüpfen: Das ist eine Kur für die Seele, denn blühende Natur kann heilen. ^

Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis

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