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Kino im Kopf: Träumen gehört zum Schlafen

In unseren Träumen entsteht großes Kino. Die Fantasiewelten sind wichtig für den gesunden Schlaf, auch wenn sie uns manchmal Angst machen. Während wir auf der inneren Leinwand Abenteuer erleben, können die Muskeln wunderbar entspannen. Das Gehirn verarbeitet auf diese Weise Informationen, die den ganzen Tag lang auf uns einwirken.

Träume haben etwas Geheimnisvolles und Faszinierendes. Sie können uns in Panik versetzen, inspirieren, verunsichern, bestätigen oder kalt lassen – gleichgültig, wie sie wirken, sie finden statt, ob wir wollen oder nicht. Wer behauptet, nicht zu träumen, täuscht sich. Denn es stimmt nicht. Korrekt und mit gutem Gewissen dürften wir eigentlich morgens nur verkünden: „Ich kann mich an keinen meiner Träume erinnern.“ Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Der Körper schaltet während des Träumens die Areale unserer Denkzentrale ab, die fürs Gedächtnis und fürs Speichern zuständig sind. Wenn das Gehirn etwas behalten soll, muss es wach sein.

Unlogisch, absurd oder bizarr

Jeder Mensch träumt vier- bis fünfmal in einer Nacht, also zusammen etwa eineinhalb bis zwei Stunden lang, unabhängig davon, ob wir uns daran erinnern oder nicht. Das meiste, was wir im Traum erleben, versinkt im Nichts. Schon fünf Minuten nach dem Aufstehen haben wir die Hälfte unserer Träume vergessen. Nochmals fünf Minuten später sind 90 Prozent weg. Das, was hängen bleibt, sind möglicherweise nicht nur die emotionalen Highlights, also besonders schöne oder besonders bedrohliche Träume, sondern vor allem die Szenen, die wir vorm Aufwachen zuletzt vor Augen hatten. Oft sind es nicht einmal ganze Geschichten, sondern nur das Finale, also die letzte Sequenz unseres persönlichen Kinofilms. Bilder und Handlungen entstehen zufällig, sind oft unlogisch, absurd oder bizarr. Wir werden im Traum bedroht, schlagen zu, schreien, kämpfen, rennen oder müssen uns Schreckenssituationen stellen. Zum Glück passiert all das nur im Kopf, denn die Muskeln entspannen sich beim Träumen. So richtig wild geht es allerdings nicht in jedem Traum zur Sache. Vieles, was nachts über unseren inneren Bildschirm flimmert, ist banal, hat aber ein sicheres Erkennungsmerkmal: Wir kommen selbst darin vor.

Wer gut schläft, vergisst schneller

Wer morgens voller Stolz seine nächtlichen Abenteuer erzählen kann, ist keineswegs mit einem besonders guten Gedächtnis gesegnet, sondern muss eine banale Erklärung akzeptieren: Er oder sie hat eventuell schlecht geschlafen, ist nicht richtig tief versunken, hat empfindlich auf Reize von außen reagiert und ist wahrscheinlich recht häufig aufgewacht. Oder die Träume waren spektakulär. Wer hingegen nichts mehr aus der letzten Nacht weiß, kann das als Beweis dafür einordnen, dass er tief und fest geschlummert hat.

Offenbaren wir intime Wünsche?

Über die Bedeutung von Träumen wird bereits seit Jahrhunderten gerätselt. Es gibt unzählige Bücher, die sich damit beschäftigen, Trauminhalte zu analysieren, mithilfe von nächtlichem Kopfkino in die Zukunft zu blicken oder aus Träumen nützliches Wissen zur Bewältigung von Alltagsproblemen zu interpretieren. Federführend in Sachen Traumdeutung war Sigmund Freud, der Urvater der Psychoanalyse, der davon ausging, dass Träume unser tiefes Unterbewusstes an den Tag bringen und intimste Wünsche offenbaren, die wir im wachen Zustand nicht einmal zu denken wagen. Schließlich sind Träume frei von moralischen und gesetzlichen Zwängen, spiegeln häufig Trieb- oder Instinktverhalten wider, das gesellschaftlich nicht akzeptabel ist. Doch Freuds Vermutungen lassen sich bis heute nicht wissenschaftlich belegen.


Die Traumdeutung ist eng mit den Thesen des Psychologen Sigmund Freud (1856–1939) verknüpft.

Umstrittene Traumdeutung

Traumdeutung an sich bleibt nach wie vor umstritten. Es gibt keine Verfahren, mit denen Forscher die Bilder betrachten könnten, die nachts in unseren Köpfen ablaufen. Sie sind also auf die Erzählungen ihrer Probanden angewiesen. Und die können nur die Fragmente wiedergeben, an die sie sich erinnern. Sie liefern also recht wenig Brauchbares. Bisher hat die Wissenschaft lediglich die Möglichkeit, die Aktivität des Gehirns beim Träumen zu messen. Daraus lässt sich nur schwer ein Zusammenhang zum nächtlichen Kopfkino schließen. Viele Experten halten Träume deshalb für sinnloses Geflimmer im Kopf und raten, die Inhalte nicht allzu ernst zu nehmen, sondern möglichst schnell zu vergessen. Es sei denn, schlimme Träume stören einen so stark, dass es sich lohnt, ihnen auf den Grund zu gehen. Das sollte man dann mithilfe eines Therapeuten angehen.

Widerspiegeln des Alltags

Ansonsten spiegeln Träume häufig unseren Alltag wider. Schöne und schaurige Abschnitte halten sich die Waage. Die normalen nächtlichen Kinofilme entsprechen statistisch gesehen den Klischees. Frauen träumen von netten Menschen, Männer sehen sich selbst in Wettbewerben oder sogar gewalttätig. Es tauchen Leute auf, denen wir tagsüber begegnen. Wir gelangen an Orte, die wir kennen. Die Handlungen spielen zu Hause oder in der Arbeit, draußen auf der Straße oder im Supermarkt, in dem wir immer einkaufen. Und auch wir selbst wachsen mit der Kraft unserer Fantasie leider in der Nacht nicht über uns hinaus. Wir werden keine Superhelden, sondern reagieren meist so, wie wir es auch im realen Leben tun würden.

Verwechslung mit Gedanken

Wer schwer zur Ruhe kommt und beim Einschlafen innerlich aufgewühlt ist, hat häufig das Gefühl, nicht richtig geschlafen zu haben, obwohl das objektiv falsch ist. Dieses Phänomen lässt sich damit erklären, dass wir langweilige und unspektakuläre Träume in den leichten Schlafphasen, also etwa am Anfang der Nacht, häufig mit den eigenen Gedanken verwechseln. Wir befinden uns dann im Traum, sind aber überzeugt, dass wir die ganze Zeit über Probleme gegrübelt haben, statt zu schlafen.

Meine sanfte Medizin für einen guten Schlaf

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