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Zirbeldrüse und die innere Uhr

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Ein Orchester benötigt einen guten ersten Geiger. In der Sinfonie der Rhythmen übernimmt diese Rolle die Zirbeldrüse (Epiphyse). Sie ist mit der inneren Uhr verbunden und synchronisiert die Innenzeit von etwa 24,5 bis 25 Stunden (circadian) mit der Außenzeit, der astronomischen Zeitvorgabe von 24 Stunden. Sie stellt sozusagen die innere Uhr jeden Tag neu, damit sie nicht nachgeht. Dafür ist die Zirbeldrüse mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet. Sie kann optische Informationen in Nervenimpulse umwandeln, die dann vor allem zur Produktion von Melatonin, dem Schlafhormon führen (siehe Grafik).

Die Zeitgeber für die innere Uhr

Man nennt sie Zeitgeber: Reize aus der Außenwelt, die auf die innere Uhr und ihr System treffen und sie zum Reagieren veranlassen. Das können Umgebungstemperaturen, Geräusche, die Nahrungsaufnahme, sportliche Betätigung oder das Weckerklingeln sein.

Der wichtigste Zeitgeber ist jedoch das Licht, es hat den größten Einfluss von außen auf den Schlaf-wach-Rhythmus. Bestimmte Zellen im Auge empfangen den optischen Reiz des Lichts und leiten ihn an die innere Uhr weiter. Von dort bekommt dann die Zirbeldrüse entsprechende Signale. Bei Dunkelheit wird es Zeit, mit der Produktion des Schlafhormons Melatonin zu beginnen oder umgekehrt die Produktion zu drosseln, wenn es wird hell wird.

Immer wenn es dunkel wird

Mit beginnender Dunkelheit steigt die Produktion von Melatonin an und erreicht etwa gegen drei Uhr morgens die höchste Rate. Dabei gibt es altersabhängige Unterschiede. Die Konzentration von Melatonin ist bei älteren Menschen niedriger als bei jungen. Das scheint logisch, ist Melatonin doch nicht nur dafür zuständig, dass wir müde werden. Es ist indirekt auch an der Produktion des Wachstumshormons (GH) beteiligt, das mit zunehmendem Alter weniger produziert wird (siehe hier). Außerdem wirkt es als Antioxidans und Radikalfänger.

Im Winter ist die Melatoninkonzentration im Blut wegen der Lichtverhältnisse höher. Das kann sich negativ auswirken und zu depressiven Verstimmungen in der dunklen Jahreszeit führen. Bei Schichtarbeit und Jetlag gerät nicht nur der gewohnte Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander, sondern auch die Melatoninsynthese.Melatonin wurde 1958 entdeckt. Es kommt ebenso bei Pflanzen und Tieren vor. Eines der größten ungelösten Rätsel dieses Hormons: Warum wird es stets in der Dunkelheit gebildet, egal ob ein Lebewesen tag- oder nachtaktiv ist?

Das Auge verfügt über besondere Lichtrezeptoren, die Melanopsin-Zellen. Sie bilden mit ihren Nervenfortsätzen einen Trakt, der die Netzhaut (Retina) mit dem Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns im Bereich der Sehnervenkreuzung), in dem auch der SCN angesiedelt ist, verbindet. Über diesen Trakt ziehen Fasern aus dem SCN über sympathische Nervenbahnen des Halsmarks bis zur Zirbeldrüse (Epiphyse), um die optische Information dahin zu leiten. Je nach Lichtinformation wirft die Zirbeldrüse die Produktion von Melatonin an oder drosselt sie.

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