Читать книгу Meine sanfte Medizin für einen guten Schlaf - Dr. med. Franziska Rubin - Страница 8
ОглавлениеFür die alten Griechen war der Schlaf ein von Gott Hypnos gesteuertes Geschehen. Die Forschung hat dem Mysterium Schlaf in den letzten knapp 100 Jahren das eine oder andere Geheimnis entlockt. Doch das nächtliche Abtauchen gibt auch heute viele Rätsel auf. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich um den Schlaf immer noch und immer wieder viele Mythen ranken. Eine der großen Fragen: Warum müssen wir überhaupt schlafen?
Schlafen macht schön
Stimmt. Das haben schwedische Wissenschaftler in einer Studie herausgefunden. Hierbei wurden Probanden Fotos von Personen vorgelegt, die in der Nacht acht Stunden beziehungsweise fünf Stunden geschlafen hatten. Die Bewertung war eindeutig: Die Kurzschläfer wurden als müde, ungesund und weniger attraktiv eingestuft. Ein Hoch auf den Schönheitsschlaf!
Acht Stunden Schlaf müssen sein
Stimmt nicht. Zwar schlafen Erwachsene im Schnitt sieben bis acht Stunden, doch manche kommen auch mit deutlich weniger Schlaf aus. Andere wiederum brauchen etwas mehr Nachtruhe. Außerdem wird die Schlafdauer vom Alter, vom Geschlecht und von den Genen bestimmt. Rein statistisch hat, wer regelmäßig rund sieben Stunden schläft, die höchste Lebenserwartung.
Nicht alle Menschen träumen
Stimmt nicht. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass sich rund 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung nicht an ihre Träume erinnern. Aber auch diese Menschen träumen!
Meistens finden Träume während der sogenannten REM-Phase statt. Erwacht man in dieser Phase, kann man sich oft gut an die Träume erinnern. Wacht man jedoch, wie vorgesehen, in einer Leichtschlafphase auf, kann man sich eher selten an seine Träume erinnern.
Wer schläft, sündigt nicht
Stimmt nicht. Zwei bis drei Prozent der Erwachsenen schlafwandeln. Da kann es schon zu Problemen kommen: Sie stürzen aus dem Bett, von der Treppe oder sogar aus dem Fenster. Spektakulär ist der Fall eines Briten, der im Schlaf seine Frau erwürgte. Das Gericht sprach ihn frei, da er mit dieser Schlafstörung keine Kontrolle über sich hatte.
Der Mensch kann auf Vorrat schlafen
Stimmt nicht. Schlafen auf Vorrat geht leider nicht. Wer ausgeruht ist, steckt eine schlaflose Nacht zwar besser weg, wird aber trotzdem im Lauf des Tages unkonzentrierter. Nach 24 Stunden ohne Schlaf reagiert man so langsam wie jemand mit einem Promille Alkohol im Blut. Nach einer kurzen Nacht schläft man in der darauffolgenden in der Regel etwas mehr.
Wir können uns gesund schlafen
Stimmt. Denn guter Schlaf stärkt das Immunsystem. Wer nach einer Virenattacke schlafen darf, infiziert sich dreimal seltener mit Schnupfen und Co. als jemand, der nach dem „Angriff“ nicht ins Bett darf. Dies ergab eine Studie, für die Probanden mit Erkältungsviren besprüht wurden. Wer regelmäßig zu wenig schläft, erhöht sein Risiko für viele Krankheiten.
Bei Vollmond schläft man schlechter
Stimmt. Der Einfluss des Monds auf den Schlaf war lange umstritten. Dem Chronobiologen Prof. Christian Cajochen vom Zentrum für Chronobiologie der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel und seinem Team gelang erstmals der Nachweis, dass es messbare Zusammenhänge gibt. Im Testlabor zeigte sich,dass bei Vollmond bei vielen Probanden die Tiefe des Schlafs abnahm, sie zudem 5 Minuten länger zum Einschlafen brauchten und durchschnittlich 20 Minuten weniger schliefen. Auch der Spiegel des Schlafhormons Melatonin war niedriger.
Im Schlaf lernt man
Stimmt. In unterschiedlichen Schlafstadien verarbeitet das Gehirn Gelerntes und Erlebtes. Im Tiefschlaf wird vor allem das deklarative Gedächtnis gefördert, das ist das Gedächtnis für Episoden und Fakten, Vokabeln und Geschichten (also all das, was in der Schule und im Studium gebraucht wird). In der Traumphase, dem REM-Schlaf, werden dagegen eher prozedurale Fertigkeiten abgelegt, also motorische Abläufe, die in der Regel ohne Nachdenken eingesetzt werden, beispielsweise sportliche Übungen wie Tanzen, Schwimmen, Radfahren usw.
Nach dem Essen soll man ruh’n …
Stimmt. Aber es kommt auf die Dauer an. Ein kurzes Nickerchen, maximal eine halbe Stunde, verbessert Konzentration und Leistungsfähigkeit. Ein längerer Mittagsschlaf dagegen führt in eine Tiefschlafphase, aus der man zerschlagen erwacht, und mit der besseren Leistungsfähigkeit ist es dahin. Zudem ist es unwahrscheinlich, dass man nach einem längeren Mittagsschlaf abends gut einschläft. ... oder 1000 Schritte tun, um Teil zwei der Redewendung ins Spiel zu bringen, ist dagegen immer eine gute Idee.