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Hohe Kosten – niedrige Lebenserwartung

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Müssen wir wirklich einen Zahn zulegen angesichts des guten Rufs, den unser Gesundheitssystem in der Welt genießt? Ist unser System nicht schon teuer und komplex genug? Wäre eine grundlegende Reform des Systems entsprechend der sieben Krankheitssymptome, die Sie in Die Gesundheitslüge nachlesen können, nicht der effizientere und kostengünstigere Weg zu einer innovativen Medizin? Einer Medizin, die den Herausforderungen unserer Zeit auf Dauer standhalten kann, ohne den Geldbeutel der Bürgerinnen und Bürger noch stärker zu belasten? Denn trotz des guten Rufs, den unser Gesundheitssystem weltweit innehat – gerade auch nach Corona –, weist es erhebliche Mängel auf. Zwei Fakten sind dabei von zentraler Bedeutung: hohe Kosten und eine niedrige Lebenserwartung. Innerhalb der EU zahlen die Deutschen am meisten für ihre Gesundheit und sind, was die Lebenserwartung angeht, europaweit doch nur im unteren Durchschnitt zu finden.

Sicher ist jedoch, dass die Kosten für unsere Gesundheit in der Zeit nach Corona erheblich steigen werden, da die Krise unser System auch nach ihrer Bewältigung stark belasten wird. Allein für das Jahr 2020 sei bei den Krankenversicherungen ein „Zusatzbedarf von mehr als 14 Milliarden Euro“ zu erwarten, analysierte der Berliner Tagesspiegel.2

Und dies ist keine neue Entwicklung: Wie das Statistische Bundesamt meldete, waren die Kosten unseres Gesundheitssystems tatsächlich schon in den Jahren zuvor drastisch angestiegen. So lagen die Gesundheitsausgaben im Jahr 2017 etwa noch bei 375,6 Milliarden Euro, ein Jahr später waren es 390,6 Milliarden Euro und 2019 schon 407,4 Milliarden Euro.3 Das ist ein Anstieg von knapp 32 Milliarden Euro – innerhalb von nur drei Jahren!

Es stand also bereits vorher nicht gut um die Gesundheitsfinanzen, und der Blick in die Zukunft lässt keine Besserung hoffen, ganz im Gegenteil: „Die gesetzliche Krankenversicherung hat das erste Quartal 2020 mit einem Minus abgeschlossen“, gab Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbands der gesetzlichen Kassen, bekannt. Und fügte hinzu: „Für die gesetzlichen Krankenkassen bedeutet das rund 1,3 Mrd. Euro Minus, für den Gesundheitsfonds rund 3,2 Mrd. Euro Minus. Aus diesen Zahlen lässt sich allerdings keine Prognose für das Gesamtjahr ableiten.“4 Pfeiffer sieht die Ursache für hohe Leistungsausgaben im Vergleich zum Vorjahresquartal in kostentreibenden Reformen der letzten Jahre begründet, wie etwa das Terminservice- und Versorgungsgesetz.

Lassen Sie mich dies wiederholen: 4,5 Milliarden Minus im ersten Quartal. Und das ohne die zusätzlichen Kosten für die Bekämpfung von Covid-19! Reformen wie das von Dr. Pfeiffer zitierte Terminservice- und Versorgungsgesetz verursachen enorme Kosten und deckeln zugleich die grundlegenden Fehler im Gesundheitssystem mit Zusatzverordnungen und Regularien, die eher einem Flickenteppich als einer echten Reform gleichen. „Das Gesundheitswesen hat eine weitaus größere Beschäftigtenzahl und eine größere Bruttowertschöpfung als beispielsweise die Automobilindustrie. Unser Gesundheitssystem hat uns gut durch die Krise geführt“, analysierte Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Verbands der niedergelassenen Ärzte Deutschlands, im Juni 2020. Und meinte weiter: „Angesichts der weltweiten Bedrohungen durch weitere Pandemien oder die medizinischen Folgen des Klimawandels ist es elementar, das Gesundheitswesen auszubauen.“5

Es ist zu hoffen, dass Covid-19 irgendwann bewältigt sein wird, doch schon jetzt scheint klar zu sein, dass uns die Probleme von gestern morgen erneut einholen werden. Ist es also wirklich zielführend, noch mehr Geld ins Gesundheitssystem zu pumpen, um uns auf weitere mögliche Pandemien vorzubereiten? Irgendwann explodieren doch die ohnehin schon hohen Kosten! Daher sollte es im Interesse der Politik sein, das viele Geld, das uns zur Verfügung steht – immerhin zahlen wir innerhalb der Europäischen Union am meisten für unsere Gesundheit –, sinnvoll in eine zukunftsweisende und nachhaltige Medizin zu investieren.

Die Gesundheitslüge

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