Читать книгу Die Macht der ersten 1000 Tage - Dr. med. Matthias Riedl - Страница 10
HUNGRIG? SATT? SO FUNKTIONIERT’S
ОглавлениеMagengrummeln, Leere im Bauch, Verlangen nach Essen: Von alldem spürt ein Fötus im Mutterleib noch nichts – dank der permanenten Versorgung über die Nabelschnur empfindet er keinen Hunger. Doch das ändert sich in dem Moment, in dem die direkte Verbindung zur Mutter gekappt wird. Das Gute: Babys kommen mit einem System zur Welt, von dem viele Erwachsene nur träumen – einem perfekt austarierten Regelkreis, der steuert, wann ein Baby Hunger hat und wann es satt ist. Die Schaltzentrale dieses Systems liegt im Gehirn, genauer im Hypothalamus – der Hirnanhangsdrüse.
Hunger entsteht also nicht im Bauch, sondern im Kopf. Sobald im Hypothalamus hormonelle Signale ankommen, die etwa einen niedrigen Blutzuckerspiegel anzeigen – vermittelt über Sinneszellen, sogenannte Rezeptoren, in Leber und Magen –, herrscht Alarmstufe Rot! Schließlich ist unser Gehirn das Organ mit dem höchsten Energieverbrauch. Deshalb regelt es nun alle körperlichen Prozesse herunter, die nicht unbedingt nötig sind, und schüttet spezielle Stoffe aus, die Forscher gern Hungerhormone nennen – wie etwa das Neuropeptid Y. Sie lösen dieses unbändige Verlangen aus, genau jetzt auf der Stelle etwas zu essen. Und den Drang, konsequent auf die Suche danach zu gehen. Was bei Babys so viel bedeutet wie: »Losschreien! Jetzt!«
Ähnlich funktionieren die Prozesse, die zum umgekehrten Gefühl führen, zur Sättigung. Erkennen Rezeptoren in der Magenwand, dass der Füllstand steigt, schütten sie bestimmte Hormone aus, die das Sättigungszentrum im Hypothalamus stimulieren. Das Gleiche geschieht, wenn Rezeptoren im Darm erkennen, dass dieser gerade viel Essen verdaut hat, die Versorgung mit Nährstoffen also gesichert ist – dann erreichen weitere Signalstoffe das Sättigungszentrum. Beides veranlasst dieses, seinerseits spezielle Botenstoffe auszuschütten, die dem Körper vermitteln: »Es reicht! Essen einstellen.«
Bei Babys funktioniert der Hunger-Sättigungs-Regelkreis in einer Perfektion, nach der sich Erwachsene oft sehnen. Ebenfalls meisterlich ausgeprägt: ihr Geschmacks- und Riechsinn. Und das hat gute Gründe …