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DIE EVOLUTION – PRÄGUNG IN ZEITLUPE

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Die Evolution hat uns geholfen, uns perfekt an die Bedingungen der Umwelt anzupassen, in der wir leben. Ihre stärkste Waffe dabei sind Mutationen. Diese Genveränderungen treten zunächst nur bei einem Menschen auf – und erlauben diesem beispielsweise, eine besondere Frucht verdauen zu können, die für alle anderen nur schwer genießbar ist. Sofern die Mutation diesem einen Individuum hilft, besser in der Umgebung klarzukommen, steigt damit zugleich die Chance, sich fortzupflanzen. Und damit wiederum die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Mutation ausbreitet und irgendwann ein Teil des Genpools vieler oder gar aller Menschen wird. Auf diese Weise hat die Evolution über Jahrmillionen hinweg die Spezies gebildet, der wir heute angehören. Sie hat nicht nur geprägt, wie wir aussehen, sondern auch, was und wie wir essen – stets in Wechselwirkung mit den Bedingungen, unter denen unsere Vorfahren den täglichen Überlebenskampf bestehen mussten.

Die evolutionäre Prägung ist eine Prägung in Zeitlupe. Sie nahm ihren Anfang vor etwa 2,5 Millionen Jahren, dem Startpunkt dessen, was wir heute als Steinzeit bezeichnen: Damals begannen unsere Vorfahren in Ostafrika, Steinwerkzeuge zu nutzen. Von da an entwickelte sich der moderne Mensch innerhalb der Gattung Homo, wie die Wissenschaftler sagen. Eine Gattung aus der Klasse der Säugetiere, zu der etwa auch die ausgestorbene Art des Neandertalers gehörte – und eben auch die Spezies des heutigen Menschen: der Homo sapiens.

Die Evolution hatte also mehr als 2,5 Millionen Jahre Zeit, uns zu den Menschen zu machen, die wir heute sind – und die überall auf der Welt klarkommen. Was sie über die Jahrhunderttausende geschaffen hat, ist beeindruckend: Als einzige Spezies der Welt sind wir Menschen in der Lage, uns rasch an alle neuen Gegebenheiten anzupassen. Wer heute in Berlin zu Hause ist, könnte morgen in den Dschungel von Borneo ziehen – und würde dort, wenn auch wahrscheinlich mühsam, lernen, zu überleben.

Diese Anpassungsfähigkeit verdanken wir einer enormen Vielfalt an Genen und den damit verbundenen biologischen Mechanismen und Programmen, die die Evolution uns eingeprägt hat. Sie laufen ab, ohne dass wir sie bewusst wahrnehmen oder dafür etwas tun müssten. Und bestimmen mit, was wir gern essen, wie viel wir essen – und wie wir auch ohne Nahrung lange Zeit überleben.

Das hat Folgen bis heute. Nur wer versteht, wie genau wir uns im Laufe der Evolution entwickelt haben, kann sich bewusst machen, warum wir uns im Alltag so ernähren, wie wir es tun. Und begreifen, an welchen Stellschrauben jeder drehen kann, der sein Kind auf »gesund« prägen will – oder sich selbst als Erwachsener umprogrammieren möchte.

Grund genug also, uns in den folgenden Abschnitten einmal genauer anzuschauen, wie Mutationen unseren Körper und unsere Ernährungsweise geprägt haben. Bis unser Genpool so vielfältig war, dass er es uns erlaubt hat, über Jahrtausende hinweg von Ostafrika aus immer neue Lebensräume zu besiedeln – und schließlich den gesamten Erdball zu bevölkern. Das hilft uns zu verstehen, warum die »artgerechte« Ernährung so wichtig ist, um lange und gesund zu leben – und warum es für unsere Gesundheit mitentscheidend ist, inwieweit wir in den ersten 1000 Tagen von unseren Eltern genau darauf geprägt werden. Ich bin übrigens überzeugt, dass wir, wenn wir uns mit der richtigen Ernährung von Menschen beschäftigen, diese Ernährung »artgerecht« nennen und das Wort nicht nur für die Tierwelt reservieren sollten. Auch wenn das menschliche Gehirn ein großes Wunderwerk ist, das es uns ermöglicht hat, uns durch Technik und Kultur von der Natur abzugrenzen, sind wir immer noch natürliche Wesen. Und bilden, rein biologisch betrachtet, eine Art, den Homo sapiens – und gehören zu den Primaten. Eine Art, die sich gut ernähren sollte! Jedes Tier wird krank, wenn es keine artgerechte Ernährung erhält: Das gilt auch für uns Menschen – wir verdrängen es nur allzu gern.

Die Macht der ersten 1000 Tage

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