Читать книгу Herz-Sammelband: Elisabeth Bürstenbinder Liebesromane - Elisabeth Bürstenbinder - Страница 31
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ОглавлениеUnter allen Bewohnern der Berkow’schen Besitzungen befand sich vielleicht nur ein Einziger, der den so jäh und heftig entbrannten Streit zwischen dem Chef und seinen Untergebenen noch von einer andern als der bedrohlichen Seite nahm, und dieser Eine war Herr Wilberg. In dem blonden Kopfe des jungen Beamten steckte so viel überspannte und unklare Romantik, daß er nicht umhin konnte, das Gefährliche der Situation und die dumpfe Gährung, die jeden Augenblick in eine Katastrophe ausbrechen konnte, höchst interessant zu finden. Freilich war seine Bewunderung von Ulrich Hartmann völlig auf den jungen Chef übergesprungen, seit dieser so plötzlich an die Spitze der Verwaltung getreten war und die Zügel mit einer Festigkeit ergriffen hatte, die Niemand dieser schwachen verweichlichten Hand zugetraut; aber die angestrengte Thätigkeit, mit der Arthur es versuchte, sich auf dem ihm fremden Felde heimisch zu machen und sich gegen die von allen Seiten herandrohenden Verluste und Gefahren zu stemmen, forderte höchstens die Theilnahme und Unterstützung der Oberbeamten; die jüngeren Herren des Personals genossen jetzt, wo ihre Functionen größtentheils ruhten, einer unfreiwilligen Muße, und Herr Wilberg seinerseits benutzte diese, um möglichst tief in seine sogenannte Leidenschaft für die gnädige Frau unterzutauchen und sich möglichst unglücklich darin zu fühlen.
Die Wahrheit zu sagen, wurde ihm letzteres etwas schwer, denn er befand sich im Grunde ganz behaglich bei der hoffnungslosen Leidenschaft; um ihm poetisch zu erscheinen, mußte eine Liebe nothgedrungen unglücklich sein; mit einer glücklichen hätte er wirklich nichts anzufangen gewußt. Diese Anbetung aus der Ferne genügte ihm vollkommen, und er fand hinreichende Gelegenheit, sich ihr hinzugeben, da er dem Gegenstande derselben jetzt nur selten oder niemals nahe kam. Seit jenem Tage, wo er die gnädige Frau durch den Park zurückbegleitete, hatte er sie nur ein einziges Mal gesprochen. Eugenie hatte bei einer zufälligen Begegnung von ihm Näheres über die Bedeutung des ausgebrochenen Strikes zu erfahren gesucht. Nun aber war von Seiten Berkow’s die strenge Weisung an sämmtliche Beamte ergangen, seine Gemahlin in keiner Art zu beunruhigen, und Wilberg kam dieser Weisung auch insofern nach, als er Alles verschwieg, was auf die augenblickliche Lage und die Verhältnisse Bezug hatte dagegen konnte er nicht umhin, der jungen Frau die Scene, die im Conferenzzimmer zwischen ihrem Gemahl und Hartmann gespielt, möglichst getreu zu schildern, und da er nun einmal Alles in’s Romantische hinaufschrauben mußte, so nahm diese Scene in seinem Munde ein so dramatisches Gepräge an, und der junge Chef mit seiner plötzlich aufflammenden Energie wuchs zu einer solchen Heldenhaftigkeit empor, daß es unbegreiflich war, wie die Schilderung so ganz ihre Wirkung verfehlte.
Eugenie hatte zwar mit sichtbarer Spannung zugehört, aber sie war auffallend bleich und ungewöhnlich still dabei geworden, und der Erzähler wartete am Schluß vergebens auf irgend eine Aeußerung von ihren Lippen. Sie hatte ihm, ohne die Sache auch nur mit einen Worte weiter zu berühren, höflich kühl gedankt und ihn dann höflich kühl entlassen, und der junge Mann war davon gegangen, höchst befremdet und etwas beleidigt über diesen Mangel an Theilnahme. Also auch die gnädige Frau hatte kein Verständniß für die Poesie solcher Situationen! Oder hatte sie dieselbe vielleicht nur deshalb nicht, weil ihr Mann der Held derselben war? Ein Anderer würde wahrscheinlich triumphirt haben bei dem Gedanken, aber Wilberg’s Dichterphantasie zeichnete sich gewöhnlich dadurch aus, daß sie natürliche Empfindungen geradezu auf den Kopf stellte. Er fand sich gekränkt, daß der begeisterte Vortrag, sein Vortrag, so ganz die Wirkung verfehlt hatte; er fühlte überhaupt in der Nähe Eugeniens stets etwas von der „Gletscheratmosphäre“, die sie nach der Behauptung des Oberingenieurs umwehte. Sie war stets so fern, so hoch und unerreichbar und war es gerade dann am meisten, wenn sie sich voll Güte herabließ. Es blieb dieser Herablassung gegenüber wirklich keine andere Wahl, als entweder unbedingt anzubeten oder sich schrecklich unbedeutend und nichtig vorzukommen, und Herr Wilberg, dem Letzteres in keinem Falle passiren konnte, zog natürlich das Erstere vor.
In diese und ähnliche Gedanken versenkt, war er bis in die Nähe der Wohnung des Schichtmeisters gekommen, und da er wie gewöhnlich weder rechts noch links sah, traf er auf der Brücke so dicht mit einer jungen Dame zusammen, die eben von drüben herkam, daß diese sich mit einem leisen Schrei und einem Sprunge seitwärts vor dem stürmischen Anprall in Sicherheit brachte. Wilberg sah jetzt erst auf und stotterte eine verlegene Entschuldigung.
„Verzeihen Sie, Fräulein Melanie! Ich sah Sie nicht. Ich war so in Gedanken versunken, daß ich gar nicht auf den Weg achtete.
Fräulein Melanie war die Tochter des Oberingenieurs, dessen Haus der junge Beamte zuweilen besuchte, aber seine Ideen nahmen bekanntlich einen so hohen Flug, daß er wenig auf ein sechszehnjähriges Mädchen achtete, das allerdings eine zierliche Gestalt, ein allerliebstes Gesicht und ein Paar schelmische Augen, sonst aber gar nichts Romantisches besaß. Dergleichen war ihm lange nicht poetisch genug, und die junge Dame ihrerseits hatte sich bisher auch nicht viel um den blonden Herrn Wilberg bekümmert, der ihr ziemlich langweilig vorkam, der es jetzt aber doch für nothwendig hielt, seine unfreiwillige Unart durch einige höfliche Worte wieder gut zu machen.
„Sie kommen jedenfalls von einem Spaziergange zurück, Fräulein Melanie? Waren Sie weit hinaus?“
„Ach nein, gar nicht weit. Papa hat mir alle größeren Spaziergänge verboten und sieht es überhaupt nicht gern, wenn ich jetzt allein ausgehe. Sagen Sie, Herr Wilberg, ist es denn wirklich so gefährlich mit unseren Bergleuten?“
„Gefährlich? Wie meinen Sie das? fragte Wilberg diplomatisch.
„Nun, ich weiß nicht, aber Papa ist bisweilen so ernst, daß mir angst und bange wird; er hat auch schon davon gesprochen, die Mama und mich zum Besuch in die Stadt zu schicken.“
Der junge Mann legte sein Gesicht in melancholische Falten. „Die Zeiten sind ernst, Fräulein Melanie, furchtbar ernst! Ich kann es Ihrem Herrn Vater nicht verargen, wenn er Gattin und Tochter in Sicherheit wissen will, wo wir Männer stehen und kämpfen müssen bis auf den letzten Mann.“
„Bis auf den letzten Mann?“ schrie die junge Dame entsetzt auf. „Um Gotteswillen! Mein armer Papa!“
„Nun, ich meinte das nur bildlich!“ beruhigte sie Wilberg. „Von einer persönlichen Gefahr ist keine Rede, und sollte es dennoch dazu kommen, so schließen den Herrn Oberingenieur ja seine Jahre, seine Pflichten als Gatte und Vater davon aus. Dann treten wir Jüngeren in die Bresche!“
„Sie auch?“ fragte Melanie mit einem etwas mißtrauischen Blick.
„Gewiß, Fräulein Melanie, ich zuerst!“
Herr Wilberg, der, um der Betheuerung noch mehr Nachdruck zu geben, die Hand feierlich auf die Brust gelegt hatte, machte urplötzlich einen Satz rückwärts und retirirte dann eiligst nach der anderen Seite hinüber, wohin ihm Melanie mit gleicher Schnelligkeit folgte. Dicht hinter ihnen stand die riesige Gestalt Hartmann’s, der unbemerkt über die Brücke gekommen war, und dessen Gesicht jetzt ein verächtliches Lächeln überflog, als er den sichtbaren Schreck der beiden jungen Leute gewahrte.
„Sie brauchen sich nicht so zu fürchten, Herr Wilberg!“ sagte er ruhig. „Ich thue Ihnen nichts zu Leide.“
Der junge Beamte schien doch die Lächerlichkeit seines Zurückweichens zu fühlen und einzusehen, daß er als Begleiter und Beschützer einer jungen Dame nothgedrungen ein anderes Benehmen zeigen müsse. Er raffte deshalb seinen Muth zusammen, stellte sich dicht vor die nicht minder ängstliche Melanie und entgegnete mit ziemlicher Festigkeit:
„Ich traue es Ihnen auch nicht zu, Hartmann, daß Sie uns hier auf offener Straße anfallen werden.“
„Die Herren Beamten scheinen doch so etwas zu glauben!“ spottete Ulrich. „Sie laufen allesammt davon, sobald ich mich nur blicken lasse, als wäre ich ein Straßenräuber. Nur Herr Berkow macht es anders,“ in Hartmann’s Stimme grollte es wieder, als könne er den gehaßten Namen nicht ruhig aussprechen. „Der bietet mir allein die Spitze, und wenn ich die ganze Knappschaft hinter mir habe!“
„Herr Berkow und die gnädige Frau sind auch die Einzigen auf den ganzen Werken, die nichts ahnen – –“ sagte Wilberg unvorsichtig.
„Die was nicht ahnen?“ fragte Ulrich, finster und langsam das Auge auf ihn richtend.
Ob der junge Beamte gereizt war durch den schonungslosen Spott über sich und seine Collegen, ob er es für nothwendig hielt, Melanie gegenüber den Helden zu spielen, genug, er bekam plötzlich einen Anfall von Wuth, wie er furchtsame Naturen nicht selten in’s Extrem treibt, und erwiderte rasch:
„Wir laufen nicht vor Ihnen, Hartmann, weil Sie uns die Leute aufwiegeln und jede Verständigung mit ihnen unmöglich machen, deshalb nicht! Aber wir gehen Ihnen aus dem Wege, weil,“ hier senkte er die Stimme, so daß das junge Mädchen seine Worte nicht verstehen konnte, „weil die Stricke gerissen sind, als Sie damals mit Herrn Berkow anfuhren – wenn Sie es denn doch wissen wollen, warum Ihnen Alles so scheu ausweicht.“
Die Worte waren sehr unbesonnen, sehr keck, zumal für einen Mann wie Wilberg, und er hatte auch in der That keine Ahnung von ihrer Wirkung gehabt. Ulrich zuckte auf, mit einem unterdrückten Wuthschrei, der Alles fürchten ließ, aber in demselben Moment wurde sein Gesicht leichenblaß. Die drohend geballte Faust sank nieder und umklammerte krampfhaft das Eisengitter der Brücke. Mit furchtbar arbeitender Brust, mit zusammengebissen Zähnen stand er da, und sein Blick flammte auf den vor ihm Stehenden nieder, als wolle er ihn zerschmettern.
Das war eine zu harte Probe für den Muth der beiden jungen Leute. Wer eigentlich zuerst davon gelaufen war und wer den Anderen mit sich fortgerissen hatte, das wußten sie nicht, aber sie liefen Beide in möglichster Eile, und erst als mehrere Häuser zwischen ihnen und dem Gefürchteten lagen und sie sich überzeugten, daß er ihnen nicht folge, mäßigten sie aufathmend ihre Schritte.
„Um Gotteswillen, was war das, Herr Wilberg?“ fragte Melanie angstvoll. „Was haben Sie denn dem schrecklichen Menschen, dem Hartmann, gesagt, daß er so auffuhr? Welche Verwegenheit, ihn noch zu reizen!“
Der junge Mann lächelte, wenn auch mit bleichen Lippen. Es war das erste Mal in seinem Leben, daß ihm der Vorwurf der Verwegenheit gemacht wurde, und er war sich bewußt, ihn im vollsten Maße verdient zu haben. Jetzt erst sah er die ganze Größe seines Wagnisses ein.
„Der beleidigte Stolz!“ sagte er noch etwas athemlos. „Die Pflicht, Sie zu schützen, Fräulein – Sie sehen, er wagte sich trotzdem nicht an uns.“
„Nein, wir liefen noch zu rechter Zeit davon!“ meinte Melanie ganz naiv. „Und es war ein Glück, daß wir es thaten, es wäre uns sonst am Ende an’s Leben gegangen.“
„Ich lief nur um Ihretwillen!“ erklärte Wilberg empfindlich. „Ich allein hätte ihm jedenfalls stand gehalten und hätte es selbst mein Leben gegolten.“
„Das wäre aber doch traurig gewesen!“ bemerkte die junge Dame. „Sie machen so schöne Gedichte.“
Wilberg erröthete in angenehmster Ueberraschung. „Sie kennen meine Gedichte? Ich glaubte nicht, daß in Ihrem Hause – der Herr Oberingenieur ist etwas eingenommen gegen meine poetische Richtung.“
„Papa sprach neulich mit dem Director darüber!“ sagte Fräulein Melanie und stockte dann plötzlich. Sie konnte dem Dichter unmöglich sagen, daß ihr Vater die Verse, die ihrem sechszehnjährigen Geschmack so rührend erschienen, mit beißendem Spott und den allermalitiösesten Commentaren seinem Collegen vorgelesen und das Blatt endlich auf den Tisch geworfen hatte mit den Worten: „Und mit solchem Unsinn bringt der Mensch jetzt seine Zeit hin!“ Das war ihr schon damals höchst ungerecht und grausam gegen den jungen Mann erschienen, der ihr gar nicht mehr langweilig vorkam, seit er eine unglückliche Liebe hatte, wie sich ja sonnenklar aus seinen Gedichten ergab. Das erklärte und entschuldigte alle Absonderlichkeiten seines Wesens. Sie beeilte sich, ihm zu versichern, daß sie ihrerseits seine Verse sehr schön finde, und fing in aufrichtiger Theilnahme an, ihn, wenn auch noch etwas schüchtern, über sein vermeintliches Unglück zu trösten.
Herr Wilberg ließ sich trösten; er fand es so über alle Beschreibung wohlthuend, endlich ein Wesen anzutreffen, das ihn verstand, und noch weit wohlthuender, sich von diesem Wesen bemitleiden zu lassen. Es war ein rechtes Unglück, daß sie bereits die Wohnung des Oberingenieurs erreicht hatten und daß dieser Herr in höchsteigener Person am Fenster stand, mit verwunderten und etwas kritischen Blicken das junge Paar betrachtend; Wilberg hatte keine Lust, die unvermeidlichen Spottreden seines Vorgesetzten auszuhalten, wenn Melanie sich etwa beikommen ließ, die Begegnung mit Hartmann und ihren beiderseitigen Wettlauf zu erzählen. Er verabschiedete sich daher von der jungen Dame mit der Versicherung, daß sie Balsam in sein Herz geträufelt habe, und Fräulein Melanie stieg die Treppe hinauf indem sie sich den Kopf darüber zerbrach, wer denn eigentlich der Gegenstand dieser höchst interessanten unglücklichen Leidenschaft des jungen Beamten sei. –
In der Wohnung des Schichtmeisters Hartmann saß dieser am Tische, den Kopf in die Hand gestützt. Nicht weit von ihm am Fenster standen Lorenz und Martha, als Ulrich die Thür der Wohnstube öffnete. Das Gespräch der Drei verstummte bei seinem Eintritte so jäh und plötzlich, daß der junge Bergmann ohne große Mühe errathen konnte, es sei von ihm die Rede gewesen; indeß er schien nicht darauf zu achten, sondern schloß die Thür hinter sich, schleuderte seinen Hut auf den Tisch und warf sich ohne ein Wort oder einen Gruß in den großen Lehnstuhl am Ofen.
„Glück auf!“ sagte der Schichtmeister, sich langsam nach ihm umwendend. „Hältst Du es nicht einmal mehr der Mühe werth, uns einen Gruß zu sagen? Ich dächte, das wenigstens könntest Du doch beibehalten!“
„Quäle mich nicht, Vater!“ stieß Ulrich ungeduldig hervor, indem er den Kopf noch weiter zurückwarf und die Hand gegen die Stirn preßte.
Der Schichtmeister zuckte die Achseln und wandte sich ab; Martha verließ ihren Platz am Fenster und setzte sich neben den Oheim, um die Arbeit wieder aufzunehmen, die sie vorhin beim Gespräch mit Lorenz hatte liegen lassen. Einige Minuten lang herrschte ein drückendes Schweigen in der Stube; endlich trat der junge Bergmann zu seinem Freunde.
„Steiger Wilms war vorhin da, um Dich zu sprechen, Ulrich; er wird in einer Stunde wiederkommen. Er ist überall herum gewesen auf den Werken der Nachbarschaft.“
Ulrich fuhr sich mit der Hand über die Stirn, als wolle er einen quälenden Traum wegscheuchen. „Nun, wie ist’s?“ fragte er, aber die Frage klang theilnahmlos, halb mechanisch, als müsse er sich erst besinnen, wovon eigentlich die Rede sei.
„Sie schließen sich uns an!“ berichtete Lorenz. „Unser Vorgehen scheint ihnen Muth gemacht zu haben. Es bricht jetzt überall los. Die Eisenhütten oben fangen an; dann folgen die übrigen Werke, wenn ihnen nicht sofort Alles bewilligt wird – und daran ist nicht zu denken. So feiern in acht Tagen die sämmtlichen Gruben und Hütten im ganzen Bezirk.“
„Endlich!“ Ulrich fuhr wie elektrisirt in die Höhe. Fort waren auf einmal Theilnahmlosigkeit und Träumerei. Die ganze Spannkraft des Mannes war zurückgekehrt. „Endlich!“ wiederholte er tief aufathmend. „Es war auch Zeit; sie haben uns lange genug allein gelassen!“
„Weil wir allein vorgingen.“
„Mag sein! Aber wir konnten nicht warten. Die Sache lag hier anders als auf den übrigen Werken. Jeder Tag Arbeit brachte die Berkows einen Schritt vorwärts und uns einen zurück. Ist Wilms hinüber nach den Dörfern? Er muß es sofort den Cameraden mittheilen. Das wird ihnen Muth geben!“
„Thut auch Noth!“ sagte der Schichtmeister ruhig. „Es sieht nicht mehr allzufrisch aus mit dem Muthe. Seit vierzehn Tagen wird kein Fäustelschlag mehr gethan. Ihr wartet und wartet auf eine Bitte, auf eine Verhandlung wenigstens, die Eurer Meinung nach kommen muß, und drüben rührt sich nichts. Die Beamten gehen Euch aus dem Wege, und der Herr sieht wahrhaftig nicht aus, als wollte er Euch auch nur einen Daumen breit nachgeben. Ich sage Dir, Ulrich, es war hohe Zeit, daß Du Unterstützung bekamst.“
„Warum nicht gar, Vater!“ fuhr der junge Mann auf. „Wir feiern kaum zwei Wochen, und ich hab’ es ihnen vorhergesagt, daß sie sich zur Noth auf zwei Monate gefaßt machen müssen, wenn wir siegen wollen, und siegen müssen wir!“
Der Alte schüttelte den Kopf. „Zwei Monate! Das hältst Du aus, und ich und der Lorenz halten es aus, aber nicht die, welche Frau und Kinder haben.“
„Sie müssen!“ sagte Ulrich kalt. „Ich habe auch gedacht, daß wir leichter und schneller durchkommen würden. Ich habe mich eben geirrt. Wenn sie es drüben nun einmal bis zum Aeußersten treiben wollen, so wollen wir ihnen dieses Aeußerste auch bis auf den letzten Tropfen zu kosten geben.“
„Oder sie uns!“ warf Lorenz ein. „Wenn der Herr wirklich –“
Ulrich stampfte wüthend mit dem Fuße. „‚Der Herr‘! Und immer nur ‚der Herr‘! Habt Ihr denn gar keine andere Bezeichnung für diesen Berkow? Ihr habt ihn ja doch früher nicht so genannt, aber seit er’s Euch in’s Gesicht gesagt hat, was er ist und sein will, da kennt Ihr gar nichts Anderes. Ich sage Euch, wenn wir durchdringen, sind wir die Herren; dann hat er nur den Namen noch und wir haben die Macht! Er weiß recht gut, daß es darauf hinausläuft. Darum sträubt er sich eben so, und darum eben müssen die ganzen Forderungen durchgesetzt werden – um jeden Preis!“
„Versuch’s!“ sagte der Schichtmeister kurz. „Sieh’ zu, ob Du allein die Welt auf den Kopf stellst! Ich rede schon lange kein Wort mehr darein.“
Lorenz nahm seinen Hut vom Fensterriegel und schickte sich zum Gehen an. „Du mußt am besten wissen, wie weit wir damit kommen. Du bist ja unser Führer.“
Ulrich’s Gesicht verfinsterte sich. „Ja, ich bin’s, aber ich habe es mir leichter gedacht, Euch zusammenzuhalten. Ihr macht mir das Ding schwer genug!“
Der junge Bergmann fuhr gekränkt auf. „Wir? Du kannst doch gewiß nicht über uns klagen; es gehorcht Dir ja Alles auf’s Wort.“
„Gehorchen!“ Ulrich streifte mit einem düster forschenden Blick das Gesicht seines Freundes. „Ja, daran fehlt es nicht und darüber klage ich auch nicht, aber es ist anders geworden zwischen uns, auch zwischen uns Beiden, Karl, ganz anders. Ihr seid Alle so fremd jetzt, so kalt und scheu, und manchmal kommt es mir vor, als fürchtetet Ihr mich nur noch und – weiter nichts.“
„Nein, nein, Ulrich!“ Lorenz erhob sich mit einer Heftigkeit gegen den Vorwurf, die beinahe vermuthen ließ, er habe das Rechte getroffen. „Wir vertrauen Dir ganz, Dir allein. Was Du auch gethan hast, Du hast es für uns gethan, nicht für Dich; das wissen sie Alle; das vergißt Dir Keiner!“
„Was Du auch gethan hast, Du hast es für uns gethan!“ das klang harmlos genug und konnte auch so gemeint sein, und dennoch schien ein verborgener Sinn in den Worten zu liegen, und Ulrich schien ihn herauszufühlen, denn er heftete das Auge mit durchbohrendem Ausdruck auf den Sprechenden. Dieser wich dem Blicke aus und sah zu Boden.
Ich muß fort! sagte er hastig. „Ich werde Dir den Wilms herüberschicken. Du bleibst doch hier, daß er Dich sicher findet?“
Ulrich gab keine Antwort. Die glühende Erregung der letzten Minuten war auf einmal wieder der tiefen Blässe gewichen, die sein Antlitz beim Eintreten gezeigt; er neigte nur bejahend den Kopf und wendete sich zum Fenster.
Der junge Bergmann verabschiedete sich von dem Schichtmeister und verließ die Stube; Martha stand auf und ging mit ihm hinaus. Das Mädchen hatte während der ganzen Unterredung kein einziges Wort gesprochen, aber unverwandt die Männer beobachtet. Sie blieb ziemlich lange draußen; indeß das konnte den Zurückbleibenden nicht auffallen. Sie wußten ja, daß ein angehendes Brautpaar manches miteinander zu flüstern hat, und sie schienen sich auch überhaupt nicht viel darum zu kümmern.
Vater und Sohn waren allein, aber das Schweigen, das jetzt zwischen ihnen herrschte, war vielleicht noch beängstigender, als vorhin bei Ulrich’s Eintritt. Dieser stand noch am Fenster, die Stirne gegen die Scheiben gedrückt, und starrte hinaus, ohne irgend etwas zu sehen. Der Schichtmeister hatte seinen Platz nicht verlassen; er saß noch immer am Tische, den Kopf in die Hand gestützt; aber das Gesicht des alten Mannes war seltsam verändert seit den letzten Wochen. Gram- und sorgenvoll war es geworden; die Furchen, die das Alter hinein gegraben, hatten sich noch vertieft, und das Auge blickte so matt und trübe, als sei all die frühere Rüstigkeit und Schlagfertigkeit, mit der er dem Sohne so manche derbe Strafpredigt gehalten, auf immer dahin. Still und gedrückt saß er da und machte keinen Versuch, das Gespräch wieder anzuknüpfen.
Dieses Schweigen wurde endlich für Ulrich unerträglich, und er wandte sich mit einer hastigen Bewegung um.
„Und Du sagst gar nichts, Vater, zu der Nachricht, die Wilms uns bringt? Ist Dir’s denn wirklich ganz gleich, ob wir siegen oder unterliegen?“
Der Schichtmeister hob langsam den Kopf in die Höhe. „Gleich ist mir’s nicht, aber freuen kann ich mich auch nicht, wenn Ihr nun wirklich mit Drohungen und Gewalt losbrecht. Wollen erst abwarten, wen es zuletzt trifft, die Herren oder uns! Freilich, Du fragst nichts danach, Du hast Deinen Willen durchgesetzt! Bist ja jetzt Herr und Gebieter auf den ganzen Werken. Zu Dir kommt Alles; vor Dir bückt sich Alles; Dir gehorcht Alles auf’s Wort – das war es ja, was Du von Anfang an gewollt hast, worauf das Ganze eigentlich angelegt war.“
„Vater!“ fuhr der junge Mann auf.
„Laß nur, laß!“ sagte der Schichtmeister abwehrend, „Du wirst mir’s nicht eingestehen und Dir selber auch nicht, aber es ist doch so. Sie sind Alle mit Dir gegangen, ich hab’s auch gethan, denn ich konnte am Ende nicht allein zurückbleiben. Sieh zu, wohin Du uns führst! Du hast die Verantwortung.“
„Habe ich etwa allein die Sache angefangen?“ fragte Ulrich heftig. „War’s nicht einstimmiger Beschluß, daß es anders werden müßte, und haben wir uns nicht das Wort gegeben, zusammenzustehen, bis es anders würde?“
„Wenn nicht bewilligt würde! Nun ist aber Alles bewilligt, so gut wie Alles, denn was Euch abgeschlagen wurde, das sind nicht die Forderungen unserer Bergleute; das hast Du erst hineingebracht, Ulrich, Du allein, und Du bist’s auch allein, der sie dabei festhält. Ohne Dich arbeiteten sie längst wieder, und wir hätten Ruhe und Frieden auf den Werken.“
Der junge Steiger warf trotzig den Kopf zurück. „Nun ja, von mir ging’s aus, und ich rechne es mir wahrhaftig nicht zur Schande, daß ich weiter sehe und sorge, als die Anderen. Wenn sie zufrieden sind, daß ihnen das alte Elend etwas erträglicher gemacht, das Bischen Leben in den Schachten mehr gesichert wird – ich bin’s nicht zufrieden und die Muthigen unter uns sind’s auch nicht. Wir verlangen viel, das ist wahr, – wir wollen nahezu Alles, und wenn Berkow noch der Millionär wäre, für den ihn alle Welt hält, er würde sich hüten, sich so in unsere Hände zu geben. Er ist’s aber nicht mehr und auf unseren Händen, wenn sie sich jetzt für ihn rühren oder nicht rühren, steht sein ganzes Wohl oder Wehe. Du weißt nicht, Vater, wie es drüben in den Bureaus und in den Conferenzen aussieht, aber ich weiß es und ich sage Dir, er mag sich sträuben, wie er will: nachgeben muß er doch, wenn es erst von allen Seiten auf ihn losstürmt.“
„Und ich sage Dir, er thut es nicht!“ erklärte der Schichtmeister. „Eher schließt er die Werke! Ich kenne den Arthur. Schon als kleiner Bube war er so, ganz anders wie Du. Du gingst immer mit Gewalt darauf los, wolltest mit Gewalt Alles zwingen, ob es nun eine Arbeit, oder ein Gartenzaun, oder ein Camerad war – der griff überhaupt nie gern irgend was an, und es dauerte immer lange, ehe er dazu kam; that er’s aber einmal, dann ließ er auch nicht wieder los, bis er das Ding unter sich hatte. Jetzt ist er aufgewacht, und jetzt wird er Euch Allen zeigen, was in ihm steckt. Nun er die Zügel einmal hat, reißt sie ihm Keiner aus den Händen. Der hat etwas von Deinem eigenen Starrkopf. Denk’ an mich, wenn Du ihn einmal zu fühlen bekommst!“
Ulrich blickte finster vor sich hin; er widersprach nicht mit seiner gewohnten Heftigkeit, aber man sah es ihm an, wie der Groll in ihm wühlte, daß er nicht widersprechen konnte. Vielleicht hatte er den „Starrkopf“ schon einmal gefühlt.
„Und wie die Sache nun auch ausfallen mag,“ fuhr der Vater fort, „meinst Du denn wirklich, daß Du noch Steiger bleiben kannst, daß sie Dich noch auf den Werken dulden nach Allem, was jetzt vorgekommen ist?“
Der junge Mann lachte höhnisch auf. „Nein, wahrhaftig nicht, wenn’s von Denen da drüben abhängt. Die nehmen mich sicher nicht wieder zu Gnaden an! Aber von Gnade soll auch keine Rede sein, dictiren werden wir ihnen unsere Forderungen, und die erste der ganzen Knappschaft ist die, daß ich bleibe.“
„Weißt Du das so gewiß?“
„Vater, beschimpfe mir meine Cameraden nicht!“ brach Ulrich los. „Sie lassen mich nicht im Stich!“
„Auch nicht, wenn die erste Forderung drüben ist, daß Du gehst? Und der Herr stellt sie, verlaß Dich darauf!“
„Nie! das erreicht er nie! Sie wissen Alle, daß ich’s nicht für mich gethan habe; mir ging es nicht schlimm; ich brauchte nicht zu darben und ich finde überall mein Brod. Ihr Elend war es, was ich ändern wollte. – Rede mir nicht davon, Vater! Sie machen mir oft Noth genug, aber wenn es Ernst wird, dann dringe ich durch, dann läßt mich Keiner im Stich. Wo ich sie hinführe, da gehen sie mit, und wo ich stehe, da stehen sie zu mir, und wenn’s in Noth und Tod wäre!“
„Früher – ja! Jetzt nicht mehr!“ Der alte Mann hatte sich erhoben, und jetzt erst, wo er sich dem vollen Lichte zuwendete, sah, man, wie gramvoll die Züge waren, und wie gebückt die noch vor Kurzem so kräftige Haltung war.
„Du hast ja selbst dem Lorenz gesagt, daß es anders geworden ist,“ fuhr er tonlos fort, „und Du weißt auch den Tag und die Stunde, wo es anders wurde. Ich brauche Dir das nicht erst zu sagen, Ulrich, aber mir – mir hat der Tag auch das Bischen Ruhe und Freude gekostet, das ich noch vom Alter hoffte. Jetzt ist’s vorbei damit, auf immer.“
„Vater!“ schrie der junge Mann auf.
Der Schichtmeister machte eine hastig abwehrende Bewegung. „Laß gut sein! Ich weiß ja nichts davon, will nichts davon wissen, denn wenn ich es gar noch klar und deutlich hören müßte, dann wäre es vollends aus. Ich habe genug an dem bloßen Gedanken; schon der hat mich fast um den Verstand gebracht.“
Ulrich’s Augen flammten wieder auf, so drohend wie vorhin bei der Hindeutung seines Freundes.
„Und wenn ich Dir nun sage, Vater, daß die Stricke gerissen sind, wenn ich Dir sage, daß meine Hand nicht dabei war –“
„Sag’ mir lieber nichts!“ unterbrach ihn der Alte bitter. „Ich glaube Dir doch nicht, und die Anderen thun es auch nicht mehr. Du bist immer wild und gewaltthätig gewesen und hättest in der Wuth Deinen besten Freund niedergeschlagen. Probir’s, tritt unter Deine Cameraden und sage ihnen: ‚Es ist ein bloßes Unglück gewesen!‘ – es glaubt Dir Keiner!“
„Keiner!“ wiederholte Ulrich dumpf. „Auch Du nicht, Vater?“
Der Schichtmeister richtete das trübe Auge fest auf seinen Sohn. „Kannst Du mir hier in’s Gesicht behaupten, daß Du keine Schuld an dem Unglück hast, gar keine? daß Du –“ er kam nicht zu Ende mit der Frage, denn Ulrich hielt den Blick nicht aus, seine eben noch flammenden Augen richteten sich scheu auf den Boden; mit einer zuckenden Bewegung wendete er sich ab und – schwieg.
Es war ein langes, banges Schweigen in dem Stübchen; man hörte nur das schwere Athmen des alten Mannes. Seine Hand zitterte, als er sich über die Stirn fuhr, und die Stimme zitterte noch mehr, als er endlich leise sagte:
„Deine Hand war nicht dabei? Ob es nun gerade die Hand war, und wie es überhaupt gekommen ist – sie meinen ja alle, da ließe sich nichts untersuchen und nichts beweisen, Gott sei Dank, wenigstens nichts für die Gerichte. Mach’s mit Dir allein aus, Ulrich, was da unten geschehen ist, aber poche nicht mehr auf Deine Cameraden! Du hast ganz recht gesehen, seitdem fürchten sie Dich bloß noch. Sieh zu, wie lange Du es noch mit der Furcht allein zwingst!“
Er ging. Der Sohn machte eine Bewegung, als wolle er ihm nachstürzen; dann auf einmal blieb er stehen und schlug die geballte Hand vor die Stirn. Der Laut, der sich dabei aus seiner Brust hervorarbeitete, klang fast wie ein unterdrücktes Stöhnen. –
Es mochten wohl zehn Minuten vergangen sein, da wurde die Thür von Neuem geöffnet, und Martha trat wieder ein. Der Oheim war fort, und Ulrich lag im Lehnstuhl, das Gesicht in den Händen vergraben. Das schien sie aber nicht weiter zu befremden; sie warf nur einen Blick auf ihn, trat dann an den Tisch und begann ihre Arbeit zusammenzulegen. Ulrich hatte sich bei dem Geräusch ihrer Schritte emporgerichtet. Er stand jetzt langsam auf und kam zu ihr hinüber; sonst pflegte er sich nie viel um das Thun und Lassen des Mädchens zu kümmern, am wenigsten mit ihr darüber zu sprechen. Heute that er beides. Vielleicht war auch für diese starre, verschlossene Natur der Moment gekommen, wo sie sich nach irgend einem Wort, irgend einem Zeichen der Theilnahme sehnte, gerade jetzt, wo alles sie floh, alles vor ihr zurückwich.
„Du und Lorenz, Ihr seid also einig?“ begann er. „Ich habe noch nicht einmal mit Dir darüber gesprochen, Martha. Mir gingen in der letzten Zeit so viel andere Dinge durch den Kopf. Ihr seid ein Brautpaar?“
„Ja!“ war die kurze, halb abweisende Antwort.
„Und wann wird die Hochzeit sein?“
„Damit hat’s noch Zeit.“
Ulrich blickte auf das Mädchen nieder, das mit fliegendem Athem und zuckenden Fingern sich mit der Arbeit beschäftigte, ohne ihn auch nur anzusehen, und ein geheimer Vorwurf schien doch in ihm aufzusteigen.
„Du hast recht gethan, Martha,“ sagte er leise, „ganz recht! Karl ist brav und hat Dich lieb, mehr vielleicht als Andere es hätten thun können. Und doch ließest Du ihn noch einmal fortgehen ohne Bescheid, nach unserer letzten Unterredung? Wann bekam er denn Dein Wort?“
„Heute vor drei Wochen.“
„Heute vor drei Wochen! So! Das war der Tag nach unserem – Schachtunglück. Da also hast Du es ihm gegeben?“
„Ja, da! Bis dahin habe ich’s nicht gekonnt! Erst an dem Tage wußte ich, daß ich seine Frau werden könnte.“
„Martha!“ In der Stimme des jungen Mannes wallte es auf, halb wie Zorn und halb wie Schmerz. Er wollte die Hand auf ihren Arm legen. Sie bebte zusammen und zuckte wie unwillkürlich seitwärts. Ulrich ließ die Hand sinken und trat einen Schritt zurück.
„Du auch?“ sagte er dumpf. „Nun freilich, ich hätte es mir denken können!“
„Ulrich!“ brach das Mädchen aus in wildem, verzweiflungsvollem Schmerze. „O mein Gott, was hast Du uns, was hast Du Dir gethan!“
Er stand ihr noch gegenüber. Die Hand, welche er auf den Tisch stützte, zitterte; aber seine Züge hatten einen Ausdruck furchtbarer Härte und Bitterkeit angenommen.
„Was ich mir gethan habe, damit werde ich wohl auch allein fertig werden. Euch –? Nun, es will mich ja Keiner auch nur anhören! Aber nun sage ich Euch auch,“ – hier schwoll seine Stimme wieder drohend an – „jetzt ist’s genug mit den ewigen Andeutungen und Quälereien; ich halte das nicht länger aus. Glaubt, was Ihr wollt und wem Ihr wollt! Mir soll’s künftig gleich sein. Was ich angefangen habe, werde ich durchführen, Euch Allen zum Trotz, und wenn es wirklich vorbei ist mit dem Vertrauen – Gehorsam werde ich mir wohl noch zu erzwingen wissen!“
Er ging. Martha machte keinen Versuch, ihn zurückzuhalten, und es wäre wohl auch umsonst gewesen. Er schmetterte wüthend die Thür hinter sich zu, so daß das ganze kleine Haus davon erbebte; in der nächsten Minute hatte er es bereits verlassen.