Читать книгу Ich träum von dir... - Ellen Sommer - Страница 12
ОглавлениеLille
Es war super nett von Jack, dass er mich fuhr und ich fragte ihn auf dem Rückweg, wie ich mich bei ihm revanchieren könnte. „Sehen wir es mal so: Ich habe Chris noch einen Gefallen geschuldet und damit sind wir jetzt quitt. Aber wenn Du mir auch mal die leckeren Käsecracker backen würdest, die du neulich in der Schule dabeihattest, würde ich dich glatt noch mal hin und her fahren…“, erwiderte er mit seinem tiefen Bass. Ich war so froh, dass er wieder mit Sara zusammen war und wir jetzt alle wieder Freunde waren. Und das nicht nur, weil er jetzt der einzige mit einem Auto in der Clique war. Ich bedankte mich überschwänglich bei ihm und versprach, eine Runde Käsecracker zu backen. Ich merkte jetzt selber, dass ich ziemlichen Hunger hatte und ging daheim gleich in die Küche, um zu sehen, was wir denn Essbares dahatten. Oma war ja perfekt ausgerüstet, nachdem wir am Samstag erst den Großeinkauf hinter uns gebracht hatten und ich fand tatsächlich noch Blätterteig für die Käsecracker in der Tiefkühltruhe. Also warf ich den Backofen an und machte zwei Bleche Käsecracker, von denen ich fast die Hälfte selber noch warm vom Blech aß und den Rest für morgen in eine Dose packte. Danach musste ich noch die ganzen Hausaufgaben machen und mir fielen um 9 schon fast die Augen zu. Als ich aus dem Bad kam, summte mein Handy: „Gute Nacht, Lille, bist du schon im Bett?“ Ich musste grinsen – Chris war auch noch wach. „Bin grad dabei, ins Bett zu gehen“, tippte ich schnell zurück. Es kam ein Smiley von Chris und ein Kussmund. Ich schickte ihm ein Herz. Dann legte ich mich hin und war kurz danach auch schon eingeschlafen. Ich träumte von den Bildern, die ich heute Mittag in Omas Arbeitszimmer „gesehen“ hatte und wachte irgendwann mitten in der Nacht schweißgebadet auf. Was waren das für Frauen gewesen und wieso hatte ich mich im Krankenhaus gesehen, wenn Oma doch jetzt dort lag? Oma hatte wohl nur einen kleinen Schwächeanfall gehabt, weil sie offensichtlich zu wenig getrunken hatte und zum Glück weder einen Herzinfarkt noch einen Schlaganfall, wie sie zunächst vermutet hatten. Mir war nachträglich ganz schwindelig geworden, als ich hörte, was sie alles hätte haben können und als mir klar wurde, dass ich schneller als gedacht, ohne Oma vermutlich nicht hier in Wuppertal hätte bleiben können. Andere Verwandtschaft hatte ich nicht und meine Eltern waren ja auch immer noch in Afrika. Weil ich noch keine 18 war, hätte ich bestimmt nicht längere Zeit ohne Oma hier alleine verbringen dürfen. Gut, dass sie schnell wieder fit sein würde. Sie hatte „Aufputschmittel“ bekommen, wie die Stationsschwester die Multivitamininfusion genannt hatte und würde vermutlich morgen oder übermorgen wieder heim dürfen. Die Ärztin hatte ihr ausdrücklich gesagt, dass sie sich die nächsten Tage daheim schonen müsse und ich sah schon, dass ich auf meine brennenden Fragen wegen des Teppichs so schnell nicht mit Antworten rechnen durfte. Um wieder einzuschlafen, dachte ich an Chris. Das half eigentlich immer. Ich fragte mich, wie es wohl wäre, tatsächlich mit ihm zusammen zu baden und schweifte bei dem Gedanken ziemlich ab. Vom schrillen Klingeln meines Weckers schreckte ich hoch. Wow, ich hatte tatsächlich Mal eine Nacht ohne diesen ätzenden Traum vom Motorradunfall verbracht. Ich fragte mich nur, von welchem Unfall, weil ich mich an keinen eigenen Unfall erinnern konnte. Aber jedes Mal, wenn ich Chris Suzi anschaute, kam ein kurzer Bildflash mit „schwarz-chrom-glänzend“ in meinem Kopf und ich war mir fast 100% sicher, dass ich irgendwie von seinem Unfall geträumt hatte. Das verwirrte mich allerdings komplett und ich verbat mir, weiter dran zu denken. Nach einer kurzen Dusche – diesmal kam sogar warmes Wasser! – zog ich mich an und aß auf die Schnelle ein Müsli. Ich musste schlucken, als ich dran dachte, dass diesmal Oma nicht da war, um mir ein Riesenfrühstück aufzutischen und ich vermisste sie ein bisschen. Heute würde ich nach der Schule gleich am Krankenhaus vorbeifahren. Jack hatte mir nämlich verraten, dass man mit einem anderen Schulbus direkt dort vorbeikam. Falls es nicht regnete, könnte ich natürlich auch mit Chris fahren, aber ich hatte etwas Sorgen, dass er wieder mehr wollte, als ich momentan noch bereit war, zu geben und ich wollte ihn nicht wieder abweisen.