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Chris

Ich war so was von aufgeregt, dass ich heute mit Lilles Oma sprechen würde, dass ich vom Vormittag eigentlich nichts mitbekam. Irgendwie schaffte ich es aber, heute etwas geschickter unter dem „Lehrerradar“ zu bleiben und versuchte zumindest, wissend zu erscheinen. Die Doppelstunde Kunst brachte mir viel Zeit, um mir meine Strategie für heute Nachmittag zurecht zu legen. Ich hoffte, dass Lilles Oma mich wenigstens ins Haus ließ, ohne gleich los zu kreischen, wie beim letzten Mal, als sie mich gesehen hatte. Ich konnte ihr in der damaligen Situation nicht verübeln, dass sie einen Anfall bekommen hatte. Wäre mir in ihrer Situation vielleicht genauso ergangen. Man möchte ja nicht den Freund der Enkelin in deren Bett erwischen – ob angezogen oder nicht. Ich war froh, dass ich wenigstens meine Sachen angehabt hatte und nicht direkt in ihrem Bett gewesen bin, sondern nur davor, sonst wäre es doppelt peinlich gewesen. Bei dem Abgang durchs Fenster hatte ich mir die Hände an einer der Dachpfannen aufgeschürft und es hatte ein paar Tage gedauert, bis es beim Händewaschen nicht mehr gebrannt hatte. Davon war jetzt zum Glück nichts mehr zu sehen. War schon peinlich genug gewesen, beim Handball mit zwei Bandagen um die Handflächen aufkreuzen zu müssen. Ich war mir bis heute nicht sicher, ob Holger mir meine Entschuldigung abgekauft hatte oder ob er doch ahnte, dass was anderes dahintersteckte, als ich ihm gesagt hatte. Lille lächelte mich von der Seite immer wieder lieb an und ich wäre am liebsten mit ihr rausgegangen. Sie mühte sich ganz schön ab mit dem Linolschnittmesser und man sah genau, dass sie diese Kunsttechnik nicht mochte. Immer wieder schlich Herr Späth um unseren Tisch herum und suchte nach Fehlern. Zum Glück schnitze Lille so langsam, dass nicht viel schiefging und die erste Platte trotzdem schon fast fertig war. „Ich habe die ganze Zeit Schiss, dass ich mir das doofe Messer in die linke Hand ramme und den Finger abschneide“, raunte sie mir zu, als Herr Späth außer Hörweite war. „Na, so schnell geht der Finger nicht ab“, flüsterte ich zurück. „Ich habe einmal meinen Daumenballen erwischt: Es hat Wochen gedauert, bis der wieder zugeheilt war. Das will ich nicht noch mal erleben“, teilte sie mir mit. Ich musste grinsen. Manchmal übertrieb Lille es maßlos. Aber ich fand genau das süß an ihr. Wie eigentlich alles andere auch. Nach Kunst hatte sie Mädchensport und ich brachte sie noch bis zu den Umkleiden. „Ich warte dann nach der Schule an der Treppe auf dich. Ich habe den zweiten Helm immer noch.“ Das fand sie gut. Und ich freute mich irgendwie schon auf heute Nachmittag.

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