Читать книгу Ich träum von dir... - Ellen Sommer - Страница 20
ОглавлениеLille
Heute sah es in der Küche und im ganzen Haus schon total weihnachtlich aus bei Oma. Ich war erstaunt, dass es irgendwie ins Haus passte und gar nicht so kitschig war, wie ich gedacht hatte. Wir hatten zwar gestern den ganzen Tag gebraucht, um das Haus umzudekorieren, aber es hatte sich gelohnt. Bei 13 Grad draußen hätten zwar Ostereier besser an die Zweige gepasst, aber ich wollte mich nicht beschweren. Oma ging heute mit ihren Freundinnen Luise und Selma in ein Konzert zur Feier von Luises Geburtstag und ich war überrascht, dass sie jetzt richtig ausgehfreudig wurde. So kannte ich sie gar nicht. Ich war aber ganz froh, dass sie Ablenkung hatte und sich nicht ständig bei Chris und mir einmischte. Von Selmas Hund Seppi und Luises Enkel Boris fing sie zum Glück nicht mehr an. Vielleicht hatte er ja auch was erwähnt. Das war das schlimmste Date meines Lebens gewesen. Na ja, eigentlich war das Date ganz nett, aber den Abschiedskuss hätte er sich lieber sparen sollen, dann könnten wir heute wenigstens noch Freunde sein… Um zwei schnappte ich mir meinen Rucksack und zockelte zur Bushaltestelle. Mit dem Bus brauchte ich fast eine Stunde bis zu Chris, weil der einen riesigen Umweg fuhr, aber ich wollte Oma nicht schon wieder fragen, ob sie mich fahren konnte und dass meine Vespa derweil verschrottet war, hatte ich langsam auch kapiert. Ich hoffte, dass Chris mich nachher mit seiner Suzi heimfahren würde, denn dann hätten wir noch ein paar Minuten mehr voneinander. Irgendwie fuchste es mich, dass ich immer noch nicht genau wusste, wie das mit dem Teppich funktionierte und wieso meine Vespa kaputt war, wenn Chris doch hier derjenige war, der den Motorradunfall hatte und nicht ich. Plötzlich kam mir der erschreckende Gedanke, dass ich womöglich auch so einen Blackout hatte, wie Chris und dass ich mich nur nicht daran erinnerte, im Krankenhaus gewesen zu sein. Das würde auch erklären, wieso ich mich in diesem Krankenhausbett gesehen hatte. OH MEIN GOTT! Das war die Erklärung! Ich war zutiefst geschockt. Wieso sagte mir keiner, dass ich auch einen Unfall hatte? Ich kam völlig verstört bei Chris an. Fast hätte ich die Ausstiegshaltestelle verpasst und ich konnte gerade noch rechtzeitig aus dem Bus springen, bevor die Tür schon wieder zu ging. „Hey Lille, was ist dir denn passiert?“, fragte mich Chris, als er die Tür aufmachte. Ich schaute ihn ganz verzweifelt an und merkte, dass mir Tränen in die Augen schossen. „Hey, du! Komm doch erst einmal rein.“ Er zog mich leise an sich und zusammen durchquerten wir den Flur. Seine Zimmertür ließ er diesmal unabgeschlossen, das bekam ich aber irgendwie gar nicht richtig mit. Ich heulte, was das Zeug hielt und Chris schüttelte mehrmals den Kopf, weil ich immer noch nicht in der Lage war, irgendwas zu erklären. Nach einer gefühlten Ewigkeit, hatte ich mich zumindest so weit beruhigt, dass ich ihn um ein Glas Wasser bitten konnte. Jetzt hatte ich vom Heulen Schluckauf. Das hasste ich am allermeisten. Ich regte mich so auf, dass ich fast wieder zu weinen anfing. Chris kniete sich zwischen meine Beine, nachdem ich, völlig fertig, auf sein Bett gesackt war. „Also, jetzt erzähl mal: Ist was mit Oma?“ Ich schüttelte meinen Kopf. „Ist dir was passiert?“ Ich schüttelte wieder den Kopf. Chris dachte nach: „Hat dich jemand geärgert?“ Ich musste unter Tränen grinsen, weil ich mir jetzt total dämlich vorkam. Was war ich nur für ein hysterisches Huhn. Er hatte ja keine Ahnung. „Nein, alles nicht, Chris. Mir ist nur gerade eingefallen, wieso meine Vespa nicht mehr in Omas Garage steht – zumindest glaube ich, dass ich jetzt weiß, wieso.“ Chris zog die Augenbrauen hoch und guckte ganz erstaunt. „Wie kommt denn jetzt deine Vespa ins Spiel?“ Und ich erklärte ihm, wie ich darüber nachgedacht hatte, dass ich ja nur die ewig lange Busfahrt oder die Fahrt mit Omas Auto als Alternative hatte, nachdem ich ja nicht selber mit dem Roller fahren konnte. „Aber du hättest doch anrufen können, dass ich dich abhole. Heute regnet es ja noch nicht mal!“, rief er aus. „Ja, hätte ich, habe ich aber gar nicht dran gedacht. Chris, ich habe gedacht, vielleicht habe ich auch so einen Blackout wegen eines Unfalls wie du. Nur dass du weißt, dass du einen Unfall und einen nachfolgenden Blackout hast und mir das bis vorhin gar nicht klar war!“ Er verstand nur Bahnhof, das sah man ihm an. „Ja aber wieso solltest DU einen Unfall gehabt haben?“ „Das weiß ich auch nicht…“ Er schüttelte den Kopf und meinte: „Nee, Lille das klingt jetzt nicht logisch.“