Читать книгу Ich träum von dir... - Ellen Sommer - Страница 8
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Chris wartete in Mathe schon auf mich, denn heute hatte der Schulbus Verspätung. Sara und ich schlichen ziemlich betreten in den Klassenraum und erwarteten ein riesiges Donnerwetter von Herrn Heitmann. So wie es aussah, fehlten aber noch eine ganze Menge aus der Klasse und er machte gar keinen großen Aufstand. Glück gehabt! Ich sank schweigend neben Chris in die letzte Reihe und kramte erst einmal mein Schreibzeug und die Hausaufgaben raus. War klar, dass sowohl Sara als auch ich gleich drankamen. Sie hatte nur die Hälfte der Aufgaben richtig und Herr Heitmann notierte sich gleich ein dickes Minus auf seinem Plan. „Oh, je, die arme Sara“, dachte ich und überlegte, ob ich ihr fürs Wochenende eine gemeinsame Lernrunde anbieten sollte, aber sie würde bestimmt wieder ihr ganzes Wochenende mit Jack verbringen wollen. Chris nickte mir kurz zu, als ich mit meinem Teil fertig war und ich fragte mich, wieso dieser Mensch sowohl in Mathe als auch in Kunst so gut sein konnte. Das war doch fast schon ungerecht. Letztendlich kam ich mir bei dem Gedanken aber gleich fies vor, denn Chris hatte sicherlich bisher schon so einiges mitgemacht, worum ihn niemand beneidete und man konnte fast sagen, dass es doch so was wie ausgleichende Gerechtigkeit gab, dass er so viele Talente abbekommen hatte. Ich lächelte zu ihm rüber, achtete aber genau drauf, dass Herr Heitmann das nicht sah. Sara hatte mich im Schulbus gelöchert, wie es eigentlich bei dem Laternenfest in Chris WG gewesen sei und ich hatte versucht, möglichst wenig zu erzählen. Ging ja eigentlich niemanden was an, dass Chris und ich einen mehr als netten Nachmittag gehabt hatten. Selbst Oma hatte nichts Genaueres wissen wollen und das rechnete ich ihr hoch an. Momentan lief es ganz gut. Vor uns erklärte Nils gerade Sara die nächste Aufgabe und sein Kopf berührte fast ihren, damit er nicht zu laut sprechen musste und Herr Heitmann mitbekam, dass er ihr was erklärte, was in Stillarbeit erledigt werden sollte. Seitdem Chris mich drauf angesprochen hatte, dass Nils was von Sara wollte, fiel es selbst mir auf. Nur Sara merkte nichts davon, die sah momentan nicht anderes als ihren „Super-Jack“. Ich würde sie wohl darauf in einer ruhigen Minute ansprechen müssen. Nach Mathe kam ich aber nicht dazu, denn in der Pause war sie wieder komplett mit Jack beschäftigt. Chris und ich gingen gleich raus, um nicht wieder in ein Kreuzverhör zu geraten. „Da habe ich heute gar keinen Schnief drauf“, erklärte mir Chris und ich überlegte, was er mit „Schnief“ meinte, bis mir klar war, dass er keine Lust auf ein Gespräch mit Jack hatte. Wir gingen wieder an unseren Stammplatz hinter dem Pavillon und hofften, dass diesmal auch niemand auf die gleiche Idee kam. „Wie war eigentlich die Schlüsselübergabe mit deiner Tante?“, fragte ich ihn gleich, bevor er mich in seine Arme nehmen und küssen konnte. Chris ließ sich Zeit mit der Antwort und küsste mich ausführlich. Das war sehr nett, stillte meine Neugier aber nicht. „Du bist ganz schön neugierig, weißt du das?“, fragte er anschließend. Ich nickte. „Wurde mir schon das eine oder andere Mal gesagt, langsam glaub ich dran“, erwiderte ich lachend und küsste ihn kurz. „Kurz und knapp war es. Sie sieht mich so schnell nicht mehr wieder“, war alles, was er zu dem Thema sagte und ich war etwas enttäuscht, dass er nicht mehr dazu erzählte. Aber so war Chris. „Mr. Verschwiegen“ persönlich. Was soll es, so hatten wir dann mehr Zeit zum Knutschen und ich wollte mich nicht wirklich beschweren. „Wie wäre es, wenn ich morgen nach der Schule mit zu dir komme?“, fragte er mich plötzlich und ich war ganz überrascht, wie er jetzt zu dem Themenwechsel kam. „Ehm, tja, ich weiß nicht, wie Oma das fände, aber ich fände es super.“ „Wir könnten es ja als Lerngruppe für Bio tarnen“, bot Chris gleich eine Ausrede an und ich fand die Idee wirklich gut. Wie sich herausstellte, hatten wir tatsächlich bis zum nächsten Mal ein Referat auszuarbeiten und Herr Hofmann lieferte uns sogar die beste Ausrede der Welt. Noch nie hatte ich mich über ein Referat so gefreut. Chris grinste auch übers ganze Gesicht, als wir die Gruppeneinteilung erfuhren. Das war doch jetzt wirklich eine sehr nette Aussicht und Oma könnte ja wohl nichts dagegen haben, wenn uns der Direktor persönlich in die gleiche Gruppe eingeteilt hatte… Trotz allem beschloss ich, sie morgen einfach vor vollendete Tatsachen zu stellen und sie nicht vorher zu fragen. Wer fragt, kassiert womöglich noch ein nein, das war bei Oma durchaus denkbar. Nach der Schule ging es wieder einmal zum Handballtraining. Ich war nach den zwei Stunden so was von erledigt, dass ich zu Hause erst einmal die Füße hochlegte und bis zum Abendbrot schlief. Oma war ganz entsetzt, als sie hörte, dass ich nach dem Essen noch die ganzen Hausaufgaben machen musste.