Читать книгу Game on! - Elmar Paulke - Страница 15
ОглавлениеDas war kein Sprung ins kalte Wasser, sondern eine richtige Arschbombe. 19. Dezember 2004: Die allererste Dartsübertragung in der Geschichte des Deutschen Sport Fernsehens (DSF) stand an. Bis zu diesem Sonntag hatte ich kein einziges Profi-Dartsmatch live gesehen. Ich kannte weder den Austragungsort, die Circus Tavern, noch war ich zuvor bei irgendeiner Veranstaltung der Professional Darts Corporation (PDC) gewesen. Und plötzlich durfte ich die Zuschauer durch die Darts-Weltmeisterschaft 2005 führen. Ein Turnier mit 48 Teilnehmern, das mit 300.000 Pfund dotiert war. Ich kannte keinen der Spieler persönlich, hatte mit niemandem im Vorfeld sprechen können. Einzig der Kontakt zur PDC bestand. Matt Porter, inzwischen seit vielen Jahren die rechte Hand von PDC-Chef Barry Hearn, fungierte damals noch als Ansprechpartner für die Medien. Die Turnierinformationen waren rar. Für die britischen Kollegen war so eine Darts-WM ja nichts Ungewöhnliches. Darts ist in Großbritannien seit Anfang der 1980er-Jahre ein wichtiges Thema. Für den Profiverband PDC, der Anfang der 1990er-Jahre gegründet wurde, war es die zwölfte WM-Auflage. Dass da einer bei null beginnt, konnten die Verantwortlichen nicht wirklich nachvollziehen. Phil Taylor, Peter Manley, Colin Lloyd waren für sie seit Jahren große Nummern. Für mich nicht. Natürlich kannte ich den WM-Modus, den Spielplan, doch am Ende ging es mir nicht viel anders als den meisten TV-Zuschauern.
Das erste Match, das wir übertrugen, war die Partie zwischen James Wade und Mark „Top Banana“ Holden. Wade, inzwischen bei acht Major-Siegen angekommen, galt zu dieser Zeit als hoffnungsvolles Talent, war gerade 20 Jahre jung. Dass Holden damals an der sogenannten Dartitis litt, wusste ich nicht. Dartitis ist eine Art Yips des Darts, eine Nervenkrankheit, bei der Spieler das Öffnen der Hand nicht mehr kontrollieren können. Er gewann das Match dennoch, und Wade erzählte mir mal Jahre später, dass es eine der bittersten Niederlagen in seiner Karriere war, weil alle schon im Vorfeld sagten: „Gegen einen Holden mit diesen Problemen kannst du nicht verlieren.“ Wade konnte. Er verlor 0:3 in den Sätzen. Wir waren live dabei und hatten trotzdem keinen blassen Schimmer von dem Drama, das sich vor unseren Augen abspielte.