Читать книгу Game on! - Elmar Paulke - Страница 17

Es gab noch eine Schwierigkeit, mit der ich bei dieser ersten Darts-Weltmeisterschaft besonders schwer zu kämpfen hatte: die Rechnerei. Das hohe Tempo, die vielen verschiedenen Wege, die die Spieler gehen, um 501 Punkte auf Null zu bringen. Mir war schnell klar, dass ich kurzfristig keine Chance haben würde, mir das anzueignen. Profispieler rechnen ja irgendwann nicht mehr, sie haben durch jahrelange Erfahrung Schablonen im Kopf abgelegt, die sie sekundenschnell abrufen. Sie wissen einfach, dass sie bei 78 Punkten Rest Treble-18, Doppel-12 spielen. Und bei 141 Punkten Treble-20, Treble-19, Doppel-12. Der Vorgang ist automatisiert, so wie man auch beim Abbiegen ohne nachzudenken den Blinker setzt. Ich dagegen stand ganz schön auf dem Schlauch. Aber wofür hat man schließlich Experten?

Dietmar Ernst, ursprünglich Hausmeister aus Bochum und damaliger Teammanager des Deutschen Dartverbands, war die entscheidende Stütze an meiner Seite. Er hatte zwar mit dem Profiverband PDC nicht viel am Hut, verfolgte aber die internationale Szene seit den 80er-Jahren, war auf vielen Turnieren in England vor Ort und begleitete als Teammanager die deutsche Nationalmannschaft auf Turnierreisen. Dietmar erklärte den Zuschauern und teilweise auch mir das Spiel. Er rechnete laut mit, verdeutlichte den Sinn eines gerade gewählten Weges. Er kannte sich mit der Geschichte der Sportart Darts aus, wusste eine Menge über die Produktion von Dartsequipment. Sein Dartswissen war breit gestreut, und das war wichtig, weil wir über 30 Stunden von diesem Event berichteten und ich mich immer wieder gefragt hatte, wie wir die Zeit sinnvoll füllen könnten. Dennoch, einen wichtigen Aspekt bediente Dietmar Ernst nicht: Er war und ist kein Profispieler, er hat nie auf einer Bühne mit TV-Kameras gestanden, hat nie gegen die Taylors dieser Welt gespielt. Das war letztlich der Grund, weshalb wir ein paar Jahre später Roland Scholten verpflichteten. Für diese erste WM 2005 spielte das jedoch keine Rolle.