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WM 2005
ОглавлениеDie Rollenverteilung am Kommentatorenplatz war klar: Dietmar Ernst kannte sich aus, Elmar nicht. Und so stellte Elmar während der Übertragung viele Fragen. Fragen, die wohl auch die meisten Zuschauer beschäftigten. Es war ein Herantasten an einen neuen Sport, der vom ersten Übertragungstag an eine überraschend gute Einschaltquote hatte. 300.000 Zuschauer sahen sich WM-Tag eins im Schnitt an, das war sensationell. Vor Beginn der Weltmeisterschaft hatte niemand im Hause DSF eine echte Prognose bezüglich der Einschaltquote gewagt. Erwartungen waren also nicht vorhanden, die Freude dafür umso größer. Und die Quote konnte im Verlauf des Turniers sogar noch gesteigert werden. Das Finale am 3. Januar 2005 zwischen Phil Taylor und Mark Dudbridge sahen durchschnittlich 540.000 Zuschauer. Für einen Spartensender, der zum ersten Mal von einer Randsportart ohne deutsche Beteiligung berichtete, war das sehr bemerkenswert. Eine Quote bei der traditionelle Sportarten wie Handball, Basketball oder Tennis im Normalfall nicht mithalten können.
Die Dartsszene hatte auch damals jede Menge Charaktere, unverwechselbare Typen wie Peter Manley, Wayne Mardle, Dennis Priestley, Kevin Painter, Colin Lloyd oder eben den Gott Phil Taylor. Und zwei der ganz Großen spielten ihre allerletzte Weltmeisterschaft: Keith Deller und John Lowe. Deller hat seit seinem WM-Sieg 1983 seinen Platz in den Geschichtsbüchern sicher, weil er der Erste war, der die Weltmeisterschaft aus der Qualifikation gewann. Lowe prägte die ersten rund 15 Jahren im Profi-Darts. Er ist dreimaliger Weltmeister, spielte seine 28. WM in Folge. Es gab keine WM-Partie von John Lowe, die nicht im TV übertragen wurde. Wir hatten also die wunderbare Gelegenheit, eine der Legenden des Darts zu verabschieden. Und was machten wir? Wir stiegen einfach aus. Die nackten Mädels von den Sexy-Clips warteten. Es war kurz vor 24 Uhr, Lowe kämpfte gegen den Kanadier John Verwey, es ging in den Tiebreak des entscheidenden Satzes, und wir waren raus. Das war ein Stich ins Herz jedes Dartsfans. Wir haben damals böse E-Mails erhalten. „Wie könnt ihr das machen?“ Wir konnten, weil wir, ehrlich gesagt, wenig wussten. John Lowe war unserem Sendungsleiter überhaupt kein Begriff. „Old Stoneface“, das war sein Spitzname, verlor 2:3 – und damit hatten wir Lowes WM-Abschied verpasst.
Phil Taylor gewann die Weltmeisterschaft 2005 sehr souverän. Er gab bis zum Finale insgesamt gerade mal drei Sätze ab und schlug auf dem Weg mit Dennis Priestley und Bob Anderson zwei Weltmeister, zudem im Viertelfinale den Mann, gegen den er ein Jahr zuvor eine unglaubliche Aufholjagd im WM-Finale hingelegt hatte: Kevin Painter. Ich war so sehr mit dem Drumherum beschäftigt, dass ich mich, ehrlich gesagt, kaum an einzelne Matches erinnere, aber Taylors Finalgegner Mark Dudbridge spielte damals die WM seines Lebens und hatte mit der Finalteilnahme für eine große Überraschung gesorgt. Dudbridge traf ich Jahre später bei der European Darts Championship in Mülheim an einem späten Vormittag zufällig mal in der Hotelsauna. „The Flash“, ein wirklich witziger Typ, versuchte doch tatsächlich, sich in der Sauna für das Spiel zu akklimatisieren. Kein Witz. Ich war gerade vom Laufen zurück und wollte noch ein wenig relaxen. Er wollte sich auf die hohen Temperaturen auf der Bühne einstellen und hockte sich deshalb vormittags in die Sauna. Das war natürlich kompletter Unsinn. Egal, wir kamen ins Gespräch, und Dudbridge, der sich immer gewundert hatte, weshalb die Leute ihn in Deutschland kannten, erfuhr des Rätsels Lösung: Die WM 2005 war die erste Weltmeisterschaft im deutschen Fernsehen. Leider hat Mark Dudbridge später nie mehr an diese Leistung anknüpfen können.