Читать книгу Game on! - Elmar Paulke - Страница 24
Vorbereitungen
ОглавлениеEin Übertragungstag beginnt für mich rund vier Stunden vor Sendungsbeginn. Dann bereite ich mich auf die anstehende Session, die zu kommentierenden Partien vor. Für mich heißt das: Statistiken aktualisieren, die englische Presse lesen, schauen, welche Ergebnisse die Spieler zuletzt hatten, und ob es in der Vergangenheit bereits spektakuläre Duelle zwischen den Gegnern der anstehenden Partien gab. Inzwischen gehört es auch dazu, Twitter- und Facebook-Kommentare zu durchstöbern. Und mit Dave Allen tausche ich mich aus, dem Mediendirektor der PDC. Seit rund zwei Jahren drehen wir im Vorfeld einer Session zusätzlich das ein oder andere Video. Teilweise gebe ich dabei meine Gedanken und Einschätzungen zum jeweiligen Übertragungstag zum Besten, meistens machen Shorty und ich das jedoch gemeinsam in Form eines Interviews. Dabei ist dann so ziemlich alles erlaubt, weil diese Videos vor allem für die sozialen Netzwerke produziert werden. Das darf ruhig etwas schräger und schriller sein. Außerdem gilt die feste Regel: Es gibt keinen zweiten Versuch. Egal, was passiert, wir unterbrechen das Interview nicht, wir ziehen es durch und senden. Und wir sprechen vorher nichts ab. Natürlich hatte das zur Folge, dass wir auch mal Unsinn erzählen und uns während des Gesprächs selber korrigieren. Anfangs erzählte ich Shorty immer wieder mal, was ich ihn gleich fragen würde. Das hatte zur Folge, dass Shorty anfing zu überlegen, was er später im Interview alles sagen wollte, und er dann gleich sämtliche Aspekte in die erste Antwort reinpackte. Shorty ist einfach spontan am besten. Und das meine ich als Kompliment.
Mit Dietmar endete die Vorbereitung auf die anstehende Session nicht selten damit, dass wir kleine Geldbeträge bei einem Online-Anbieter wetteten. Überraschenderweise gewann ich nie. Dietmar schon. Vor allem bei der WM 2008. Das war die erste Weltmeisterschaft im Alexandra Palace, die ungewöhnlich viele Überraschungen mit sich brachte. Es lief die Viertelfinalsession: ein verrückter Abend, weil in allen vier Partien der Favorit verlor. Phil Taylor schied gegen Wayne Mardle aus, Peter Manley gegen den Qualifikanten Kirk Shepherd, James Wade, die Nummer drei der Setzliste, unterlag John Part, und Adrian Lewis verlor gegen Kevin Painter. Drei dieser vier Matches gingen in den Entscheidungssatz. Und als die letzte Partie des Tages zwischen Taylor und Mardle lief, fragte ich Dietmar irgendwann, ob alles in Ordnung sei, denn er sagte kaum noch was, war irgendwie unruhig. Der Grund: Dietmar hatte auf alle vier Außenseiter gesetzt und das damit kombiniert, dass drei dieser vier Partien erst im letzten Satz entschieden wurden. Sein Einsatz waren ein paar Euro, sein möglicher Gewinn 2500 Euro. Erzählt hatte er mir bis dahin nichts davon. Wenn diese Wette aufging, würde er an diesem Freitagabend mehr Geld verdienen als mit seiner gesamten Expertentätigkeit bei dieser WM. Es stand 4:4 in den Sätzen, Mardle führte 5:4 in den Legs. Und dann passierte es tatsächlich. Mardle versenkte den ersten Matchdart in der Doppel-18 und weinte auf der Bühne vor Glück. Er schlug zum ersten und einzigen Mal Phil Taylor bei einem TV-Turnier, genau an diesem Abend. Und das mit 5:4 im Entscheidungssatz. Unglaublich. Dietmar hatte es die Sprache verschlagen.