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Schlimme Nachrichten

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Horatius Tyk lehnte sich schwer atmend auf seinem Stuhl zurück.

»Wie? Weg?«, fragte der Koch, doch er ahnte schon, was nun folgen würde. Und tatsächlich flüsterte Horatius Tyk, sich die Hände knetend: »Er scheint entführt worden zu sein.«

»Entführt?«, entfuhr es dem Koch.

»Ja. So sieht es aus. Und er ist nicht der Einzige.« Der alte Mann stand auf und ging gebeugten Hauptes in der Küche auf und ab. »Der Herzog war mit einigen seiner Ritter auf der Jagd«, erklärte er. »Sie müssen irgendwo östlich der Nebelkuppe gewesen sein. Wo genau, das lässt sich im Augenblick nicht so recht sagen. Fest steht: Sie sind nicht zurückgekommen.« Und auf Don Basilicos fragenden Blick fügte er hinzu: »Keiner.«

Nun war es der Koch, der sich wieder hinsetzte. Einen Augenblick herrschte Stille. Dann schüttelte Don Basilico den Kopf. »Aber wer sollte das denn tun?«, fragte er. »Eine der Räuberbanden aus dem Rabenwald wird doch kaum in der Lage sein, es mit den Rittern des Herzogs aufzunehmen.«

»Nun, der Herzog war ja nur mit einer Hand voll Männern unterwegs. Ihr vergesst außerdem, dass sich zurzeit mehr als nur die üblichen Räuberbanden im Wald herumtreiben. Seit die drei Markgrafen zu Tode gekommen sind, sind Tausende von Soldaten ohne Herrn – und das heißt«, fügte er leise hinzu, »ohne Geld. Sie könnten marodierend umherziehen und Reisende überfallen.«

»Ja«, stimmte Don Basilico zu, »und sie könnten Unschuldige entführen und Lösegeld für sie fordern. Da wäre der Herzog natürlich eine besonders fette Beute.«

»Das wäre er.« Horatius Tyk seufzte tief. »Allerdings ist bis jetzt noch keine Forderung nach Lösegeld eingegangen – jedenfalls soweit ich weiß.«

»Ihr wüsstet es sicher, Meister Tyk«, sagte Don Basilico. »Euch als dem erfahrensten Schreiber des gesamten Reichs hätte man jeden Brief vorgelegt, um Eure Meinung dazu zu erfahren.«

»Vermutlich«, bestätigte der alte Mann. Ja, ein Schreiben von Erpressern würde zweifellos beim Haushofmeister landen und der würde als Erstes zu ihm kommen. Noch bevor er die Minister oder des Herzogs Bruder benachrichtigte. Noch wussten nur wenige vom Verschwinden des Herzogs. Doch bald schon würde es sich auf der Burg herumgesprochen haben – und dann im ganzen Reich. Und dann würde sich die Frage stellen, wer das Herzogtum regierte, solange der Herrscher verschollen blieb. Einen Erben gab es nicht, der die Regierungsgeschäfte so lange hätte übernehmen können, seit vor vielen Jahren der Sohn des Herzogs entführt worden und nie mehr wieder aufgetaucht war. Die Herzogin war bei der Geburt des Jungen gestorben und der Herzog hatte nicht wieder geheiratet. Des Herzogs Bruder, Fürst Heinrich, saß weit weg auf der Rabenburg. Er würde einen Regenten bestimmen oder die Geschäfte selbst übernehmen müssen.

»Was für ein Unglück, dass der Herzog keinen Nachfolger hat«, sagte Don Basilico, als habe er die Gedanken des alten Mannes gelesen. »Zwei Entführungen in einer Familie. Was für ein Unglück.«

»Ja«, sagte Horatius Tyk. »Und das ist nur die bessere Möglichkeit.«

»Bessere Möglichkeit? Was könnte denn schlimmer sein?«

Horatius Tyk sah sorgenvoll auf den Koch hinab und strich sich über den weißen Bart. »Tja«, sagte er. »Der Herzog ist nicht der Einzige, der verschwunden ist.«

»Ihr sagtet ja, dass seine Begleiter ebenfalls ...«

»Das ist es nicht, was ich meine«, sagte der alte Mann. »Es ist noch jemand verschwunden aus dem Kerker.«

»Aus dem Kerker?« Der Koch schaute ungläubig. »Aber dort sitzen doch nur die alten Raben des Fürsten und ...«

Sie blickten sich an. »Crudbert von Wrunkenstein«, vollendete Horatius Tyk den Satz, »der Verräter, der den Herzog ermorden und Krieg über das Reich bringen wollte.«

»Crudo«, flüsterte Don Basilico und seine Augen blitzten im Schein der Feuer.

Die Stunde des Narren

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