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In der Schmiede

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Mit gewaltigem Dröhnen fuhr der Hammer herab und die Funken flogen nach allen Seiten. »Heiliger Abraxas!«, rief Meister Goldauge aus und wackelte mit dem Kopf. »Müsst Ihr solchen Lärm machen, Meister Gisbert?«

»Ohne Lärm geht es nun mal nicht!«, entgegnete lachend der Schmied und schlug erneut auf das glühende Metall ein, das er auf dem Amboss liegen hatte.

Der Rabe fügte sich in sein Schicksal, schwang sich aber sicherheitshalber hoch zur Dachluke, wohin der Feuerregen nicht reichen würde. Er blickte hinaus und suchte noch einmal die Straße und den Platz ab. Doch außer zwei neuen Gästen in der Schänke gegenüber und einem Vogel, den er bisher in der Gegend noch nie gesehen hatte, fiel ihm nichts Besonderes auf. Er beobachtete den eleganten Flügelschlag des Elstermännchens, das sich von Giebel zu Giebel schwang und auf Beute zu warten schien. Ja, für wild lebende Vögel war es keine leichte Zeit. Aber der Geselle dort drüben würde es nicht allzu schwer haben, sich aus einem Futtertrog oder einer frisch gefüllten Krippe ein paar Leckerbissen zu holen. Flink wie eine Schwalbe schoss die Elster plötzlich von einem der Kamine herab, jagte pfeilschnell über den Karren eines Bauern dahin, der einige Rüben über den Hof schob, und verschwand irgendwo im Gebälk einer alten Scheune. Der Bauer aber merkte nicht einmal, dass ihm etwas abhandengekommen war. »Und Ihr habt ihn nirgends gesehen?«, fragte Meister Goldauge den kräftigen Mann, dessen Oberkörper nur mit einem ledernen Wams bedeckt war und dessen Haut im Schein des Feuers glänzte.

»Also hier war er jedenfalls nicht.«

»Wo kann er nur sein?«, fragte Meister Goldauge – mehr sich selbst als den braven Schmied, der nun das rot leuchtende Hufeisen prüfend in die Höhe hielt, für gut befand und zum Abkühlen in einen Wasserbottich tauchte. Mit lautem Zischen schoss eine Dampfwolke in die Höhe und umhüllte die mächtige Gestalt des Schmieds. Als sich der Nebel lichtete, sah Meister Goldauge, dass ein Mann eingetreten war.

»Seid gegrüßt, mein Herr«, sagte der Schmied und wischte sich die feuchten Hände an seiner Lederschürze ab. »Was kann ich für Euch tun? Hat Euer Gaul ein Eisen verloren? Ist Euch das Schwert im Kampf geborsten?«

Der Fremde hielt sich nicht lange mit Begrüßungen auf. »Nichts dergleichen, guter Mann. Ich suche einen Jungen«, sagte er. »Er soll hier am Ort leben.«

Der Schmied erkannte, dass der Fremde nicht die Absicht hatte, seine Dienste in Anspruch zu nehmen, und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. »Das tun viele«, sagte er, während er hinüberging zu der steinernen Form, in die erneut glühendes Metall aus dem Ofen geflossen war. »Hat der, den Ihr sucht, auch einen Namen?«

»Tyk«, sagte der Fremde. »Marius Tyk.«

Der Schmied hielt inne und sah überrascht zu dem Mann hin, der immer noch in der Tür stand und dessen Gesicht gegen das Licht draußen nicht zu erkennen war. »Seltsam«, sagte er. »Der Junge wird heute viel gesucht. Gerade fragte mich der Vogel hier...« Er wies auf den Platz, auf dem eben noch Meister Goldauge gesessen hatte. Doch der Balken über dem Amboss war leer. Durch die Dachluke war gerade noch eine schwarze Flügelspitze zu erkennen und er meinte, ein leises Flattern zu vernehmen. Aber das mochte auch das Lodern der Flammen in seinem Ofen sein. »Hm. Tja, der Rabe«, wiederholte er, »hat auch gerade nach ihm gefragt, wisst Ihr.« Der Schmied drehte sich um – doch auch der Fremde war mit einem Mal verschwunden.

Die Stunde des Narren

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