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Zwölf mutige Männer

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Malediktus und seine Leute versuchten, nicht zu viel Aufhebens ihrer Maßnahmen zu machen. Natürlich musste dem Stallmeister und seinem Gesellen auffallen, dass die besten Rösser für den nächsten Morgen zu satteln waren, natürlich dachte sich Don Basilico seinen Teil, als er beauftragt wurde, ein Dutzend Taschen mit Wegzehrung für mehrere Tage zu füllen sowie ein Dutzend Weinschläuche, natürlich vermuteten die Torwächter Wichtiges, als sie die zwölf erfahrensten und mutigsten Männer der Burg über den Hof kommen und wenig später nach draußen reiten sahen, und auch die Soldaten auf dem Wehrgang und der Türmer Plinfix, der oben auf dem Turm, auf dem sowohl Xenia als auch ihre Großeltern lebten, seine neue Stube eingerichtet hatte, ahnten, dass diese Truppe keinen Ausflug zum Eisbaden machte, als sie sie hinter den kahlen Bäumen des Rabenwaldes verschwinden sahen. Es hatte schon länger etwas in der Luft gelegen. Doch was bisher nur ein ungutes Gefühl gewesen war, das wurde nun zur Gewissheit: Etwas Schlimmes war geschehen.

Weshalb machten sich des Herzogs beste Leute alle auf einmal in dieselbe Richtung auf den Weg? Warum trugen sie Kettenhemd, Schwert, Morgenstern und Helm? Und wozu führten sie Verpflegung für mehrere Tage mit sich?

Was für all jene, die vom Verschwinden des Herzogs noch nichts gewusst hatten, ein böses Zeichen war, war für die anderen ein Hoffnungsschimmer: Vielleicht gab es ja doch noch eine Möglichkeit, den Herzog zu finden – am Ende brachten sie ihn heil wieder, befreiten ihn aus Räuberhand, retteten ihn aus einer Notlage.

Viele auf der Burg fanden sich jetzt in der Kapelle ein, in der sonst meist nicht viel los war. Sie beteten darum, dass der Herzog wohlbehalten zurückkehren möge, zündeten Kerzen an und tuschelten an der Pforte zum Gotteshaus, um sich gegenseitig die jüngsten Gerüchte zu erzählen: »Der Herzog soll von einer Bande von Räubern im Elfenwald festgehalten werden!« – »Es soll im Rabenwald sein, nicht im Elfenwald.« – »Wie ich aus gut unterrichteten Kreisen erfahren habe, haben die Elfen den Herzog aus Räuberhand befreit und fordern jetzt die Herrschaft über ihren Wald für seine Freilassung.« – »Ich habe ja schon immer gesagt, dass man sich mit Elfen nicht anlegen soll. Magische Wesen haben einfach Kräfte, die ...« – »Pah, Ihr glaubt doch wohl nicht im Ernst an Elfen und den ganzen Zauberkram! Wenn Ihr mich fragt, ist der Herzog ganz einfach vom Weg abgekommen und dann hat ihn die Rabenkönigin verhext und ...« – »Wer fragt dich schon? Dir läuft doch der Wein von gestern Abend jetzt noch zu den Ohren raus.« – »Also hör mal! Nur weil wir ein bisschen gefeiert haben ...« – »Pst, da kommt Malediktus.«

»Was gibt es hier zu tuscheln?«, fragte der Haushofmeister, der trotz seiner mächtigen Gestalt die Fähigkeit besaß, plötzlich und unerwartet vor einem zu stehen, seit er seinen schrecklichen Husten los war.

»Nichts, Herr, nichts«, sagte einer der Knechte, dessen roter Nase man ansah, dass er gerne etwas zu tief in den Krug schaute. »Es ist nur ...«

»Ja?« Der Blick des Haushofmeisters bohrte sich in den des Knechts.

»Wir machen uns Sorgen.« Der Mann stockte und seufzte, ehe er weitersprach. »Um den Herzog. Er müsste doch längst wieder hier sein.« Da Malediktus weiter schwieg, fuhr er fort: »Und dann die Ritter, die sich auf die Suche nach ihm gemacht haben. Das lässt nichts Gutes ahnen, Herr.« Die Umstehenden nickten ernst und murmelten Zustimmung. Malediktus aber schaute nur verächtlich und sagte: »Ihr seid mir ein furchtsames Volk! Wenn sich der Herzog auf Angsthasen wie euch verlassen müsste, dann könnte einem wirklich angst und bange um ihn werden.« Er wedelte mit den Händen durch die Luft, um das Gesinde zu zerstreuen, und stellte in bestimmtem Ton fest: »Der Herzog ist auf der Jagd und hat sich lediglich Verstärkung kommen lassen, weil er mitten im Rabenwald auf mehrere Drachen gestoßen ist. Er möchte, dass seine Untertanen in Frieden und Sicherheit leben können, und will die Drachen deshalb besiegen. Seid also froh, dass unser Herrscher so gut für uns sorgt, und geht wieder an eure Arbeit.«

Zögerlich verlief sich die Gruppe, Malediktus aber murmelte für sich: »Zehn Drachen wären mir lieber als die Gefahr, die dort draußen wirklich lauert.« Und er trat in die Kapelle, die nun leer war. Fast leer.

Die Stunde des Narren

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