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Kapitel 2 Überleben im Ärztezirkus

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Zirkus Medizin

Das Ärztekarussell dreht sich

Tablettenregen in allen Farben

Messwerte hangeln sich

In schwindelerregender Höhe

Von einem Plateau zum nächsten

Der Dompteur schwingt seine Peitsche

Die Clowns lachen schrill

Ein Lama spuckt verächtlich auf

Das Versuchskaninchen in der Manege

– Als Sie aus diesem Albtraum erwachen, stellen Sie fest, dass Sie immer noch im Wartezimmer sitzen. Ihr Termin verschiebt sich weiter nach hinten und die Luft ist von den vielen wartenden Leuten inzwischen so schlecht, dass Sie ein wenig eingenickt waren. Nun ist wieder alles da: die kalten Flure, die (meist uralten) Illustrierten, Ihr schales Beklommenheitsgefühl in der Magengegend.

So kann es Ihnen gehen, wenn Sie selbst zur betroffenen Person geworden sind. Der Ärztezirkus hält eine Fülle von Szenarien bereit, von denen ich Ihnen hier einige vorstellen möchte.

Als Sie zum ersten Mal in die Arztpraxis kamen, war alles noch ganz anders. Sie hatten sich entschieden, der Sache auf den Grund zu gehen und herauszufinden, was mit Ihrem Körper los ist. Der Doktor würde Ihnen sagen können, was Sie haben und was zu tun sei. So war es doch immer gewesen: Man hatte einen gebrochenen Arm oder eine Entzündung am Auge, ging zum Arzt, bekam einen Verband oder etwas verschrieben, und dann war wieder alles in Ordnung. Wenn es ganz schlimm kam, wurde man vielleicht noch an einen Facharzt überwiesen oder musste sich am Ende gar einer Operation unterziehen.

Doch dann passiert das Schockierende: Ihr Arzt findet nichts Eindeutiges und schickt Sie zu einer Reihe von Fachärzten. Die ersten beiden finden nichts Ungewöhnliches. Der dritte stellt etwas fest, aber er weiß keine Hilfe dagegen. Der vierte schlägt Ihnen eine Therapie vor, aber der fünfte sieht Ihren Fall wieder ganz anders und von dieser Behandlungsform rät er erst recht ab.

Dann findet man eine echte Spur. Seitdem nehmen Sie regelmäßig Medikamente, bekommen häufig Blut abgenommen, verfolgen verschiedene Behandlungsmethoden. Seitdem haben Wartezimmer und Sprechstundenhilfen einen festen Sitz in Ihrem Leben. Aber nichts hat Ihnen bis jetzt so recht helfen können. Immer wieder gibt es Rückschläge, mit denen niemand gerechnet hatte.

Das ist noch lange nicht die einzige schockierende Erfahrung, die auf Sie zukommen kann. Szenario 2 könnte folgendermaßen aussehen:

Es wird tatsächlich ein eindeutiger Befund festgestellt. Doch die Diagnose trifft Sie wie ein Hammer. Alzheimer – Sie werden nie wieder gesund werden. Oder Niereninsuffizienz – Sie werden fortan jeden zweiten Tag Ihres Lebens auf der Dialysestation verbringen. Von einem Tag auf den anderen ist Ihr Leben auf den Kopf gestellt und Sie müssen bitter erkennen, dass es viele Krankheiten gibt, für die man noch keine hilfreichen Therapien gefunden hat oder die noch gar nicht richtig bekannt und erforscht sind.

Vielleicht hatten wir in unserem Hinterkopf die Vorstellung eines Halbgottes in Weiß, der für alles eine Lösung hat und alles wieder in Ordnung bringen wird. Vielleicht haben Ärzte dieses Bild auch nach Kräften unterstützt und nicht die nötige Transparenz gezeigt, die ein realistischeres Bild der Medizin vermittelt hätte. Es verunsichert uns zutiefst, wenn wir feststellen müssen, dass die Fachleute, auf die wir vertraut haben, uns nicht so helfen können, wie wir es erwartet hatten. Auf die harte Tour lernen wir, dass der menschliche Körper ein unendlich komplexer Organismus ist und keine Maschine, die sich mit den richtigen Handgriffen und Ersatzteilen problemlos reparieren lässt.

Wie ein Schmetterling im Käfig

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