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Ein neues Vertrauensverhältnis

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Zum Glück gibt es aber auch noch ein sechstes Szenario:

Ihr Arzt hat Zeit für Sie, hört Ihnen zu, interessiert sich für Ihre persönlichen Umstände, ist kompetent und erarbeitet mit Ihnen ein Behandlungskonzept, das nach und nach Erfolge zeigt.

Dieses Idealbild ist wohl selten ganz zu verwirklichen. Ärzte sind einem Berg an Sachzwängen ausgesetzt, sodass sie oft selbst darunter leiden, wie wenig Zeit ihnen letztlich für die Begegnung mit dem einzelnen Patienten bleibt. Mehr Zeit wünschen sie sich auch, um sich über medizinische Entwicklungen sorgfältig auf dem Laufenden halten und die Einzelfälle ihrer Patienten gründlich studieren zu können.

Trotz dieser frustrierenden Realitäten kann es eine gemeinsame Basis geben, die es auch in Zeiten von Misserfolgen und Ratlosigkeit möglich macht, einander zu vertrauen. Dietrich Grönemeyer stellt die Beziehung zwischen Arzt und Patient in das Zentrum der Medizin zurück. Er will ein neues Verständnis schaffen und fordert, dass es wieder zu einem engen gegenseitigen Vertrauensverhältnis kommen muss. Vertrauen kann entstehen, wenn Arzt und Patient sich mit einer Portion Respekt begegnen und offen über die Belange des Patienten sprechen. Der Patient braucht Zutrauen in die Kompetenz des Arztes, das nicht nur durch Behandlungserfolge zu gewinnen ist, sondern auch durch Transparenz.

Wer heilt, hat bekanntlich recht; aber auch wo es noch nicht zur Heilung gekommen ist, kann sich ein Patient dem Arzt anvertrauen, wenn er weiß, wie der Arzt die Lage einschätzt und warum er etwas tut. Ich empfinde ein solches Verhalten mir gegenüber als äußerst wohltuend und bin gerne bereit, Risiken und Fehlschläge mitzutragen, wenn ich vorher mit einbezogen worden bin.

Der Arzt ist seinerseits genauso gefragt, seinen Patienten echtes Vertrauen entgegenzubringen. Aus privaten Gesprächen mit praktizierenden Ärzten weiß ich, dass sie ihren Patienten oft skeptisch gegenüberstehen. Da fallen Sätze wie: „Der stellt sich doch an!“, „Viele wollen sich nur krankschreiben lassen“ oder „Die Hälfte meiner Patienten kommt, weil sie niemanden zum Zuhören haben“. Sie haben es satt, die Seelsorger der Gesellschaft spielen zu müssen, zumal sie dafür überhaupt nicht ausgebildet sind. Und wenn dann der vierte Patient mit dem abstrusen Therapievorschlag aus der neuen Illustrierten wedelt und enttäuscht ist, wenn er als Arzt nicht sofort auf diesen Zug aufspringt, kommt auch schon mal der Vorwurf: „Wer hat denn studiert, er oder ich?“ Manche haben zudem einschlägige Erfahrungen mit überzogenen Erwartungen gemacht und haben sich auf die Haltung zurückgezogen, sich nicht an den Karren fahren zu lassen – sonst wird man am Ende noch verklagt.

Vertrauen ist also auf beiden Seiten gefragt. Vonseiten des Arztes können schon Kleinigkeiten innerhalb der Praxisräume den Patienten vermitteln, dass sie hier als Menschen wahrgenommen werden: im Wartezimmer angenehme Sitzgelegenheiten statt harter Plastikstühle, dazu ein Wasserautomat, nette Pflanzen und Zeitschriften, die höchstens ein paar Wochen alt sind. Eine Terminorganisation, die wirksam darauf abzielt, Patienten nicht stundenlang warten zu lassen, zeigt, dass es hier nicht nur um den Arzt geht.

Das Wichtigste ist eine offene Kommunikation. Wenn ein Arzt sich erst einmal anhört, welches Anliegen der Patient vorzutragen hat, oder nachfragt, wie sich seine Beschwerden seit den bisherigen Behandlungsmaßnahmen entwickelt haben (anstatt seine Nase nur in die Papierbefunde zu stecken), fühlt sich der Patient ernst genommen und kann mitarbeiten. Vielleicht gibt es wichtige Beobachtungen und Informationen, die nur er über sich weitergeben kann, etwa über Tagesverläufe und Symptomreaktionen. In gewisser Weise ist der Patient der Experte für seinen eigenen Körper und Mediziner kommen immer mehr darauf, dass es vernünftig ist, sein Wissen über sich mit einzubeziehen. So kämpfen beide gemeinsam gegen den eigentlichen Feind: die Krankheit.

Wie ein Schmetterling im Käfig

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