Читать книгу Wie ein Schmetterling im Käfig - Frauke Bielefeldt - Страница 19

Der mündige Patient

Оглавление

Damit kommen wir zum letzten Szenario:

Ihre Erkrankung entpuppt sich als komplexer, als Ihr Hausarzt zunächst angenommen hatte. Es kommt zu Reibereien zwischen Ihnen, weil Sie beide überfordert sind. Sie verstehen, dass Sie als Patient selbst aktiv werden müssen, und beginnen sich zu informieren. Nach und nach entwickelt sich eine Verständigungsbasis zwischen Ihnen. Ihr Arzt macht immer wieder Vorschläge, bezieht aber auch Ihre Eigeninitiativen mit ein.

Es stellt sich heraus, dass Sie manche Aspekte mit anderen Fachärzten, Physiotherapeuten usw. angehen müssen und dass die „Zentrale“ für Ihren Behandlungsprozess letztlich bei Ihnen liegt. Sie lernen, diese Verantwortung anzunehmen und sich ein Beratungsnetz aufzubauen, sodass Sie Ihre Entscheidungen nicht völlig auf sich selbst gestellt treffen müssen. Sie lernen aber auch immer mehr, Ihrer Wahrnehmung zu vertrauen und Ihre Entscheidungen mit Ihrem Bauch, Kopf und Herzen abzustimmen.

So werden Sie zu einem mündigen Patienten, der seine Erwartungen an die Ärzteschaft an die Wirklichkeit angepasst hat und sein Schicksal in die Hand nimmt.

Dieser Zirkus kostet viel Kraft. Bringen Sie viel Geduld mit und lassen Sie sich nicht unterkriegen. Manchmal ist es sogar die beste Entscheidung, sich ein paar Wochen oder Monate vom Medizinbetrieb „Urlaub“ zu nehmen, indem man nur die nötige Dauermedikation aufrechterhält, um auch mal wieder für andere Seiten des Lebens freie Kapazitäten zu haben. Wenn Sie selten „Auslauf“ aus Ihrem Käfig haben, ist die wenige Zeit außerhalb zu kostbar, um sie ausschließlich in der Zirkusmanege zu verbringen.


Anstoß für Kranke

Über diese Fragen kann ich nachdenken:

Besteht zwischen mir und meinen Ärzten eine Vertrauensbasis?

Bin ich damit im Reinen, was mit meinem Körper therapeutisch gemacht wird?

Habe ich mich genügend informiert?

Sind meine Erwartungen den Ärzten gegenüber angemessen?

Habe ich gelernt, mich bei unangenehmen Begegnungen und Untersuchungen innerlich zu schützen?

Lebe ich eine Balance zwischen Eigeninitiative und Gelassenheit?

Gibt es etwas, das ich meinem Arzt gegenüber einmal ansprechen sollte?


Anstoß für Ärzte

Die Zeit mit mir ist für den Patienten von großer Bedeutung. Wenn ich ihm von Mensch zu Mensch begegne, kann ich mich mit ihm gegen seine Krankheit verbünden. Ich möchte offen und verständlich sprechen und muss Grenzen meiner Kompetenz nicht verstecken.

Wie ein Schmetterling im Käfig

Подняться наверх