Читать книгу Seewölfe Paket 33 - Fred McMason - Страница 29

5.

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„Feuer!“ brüllte jemand in dem Moment, als sich fast aller Augen auf die See richteten.

Dichter, schwerer Qualm quoll aus der Luke auf der Kuhl hervor. Noch verwirbelte der Wind den grauschwarzen Rauch und drückte ihn über das Süll hinweg auf die Planken, wo er auffaserte und schnell verwehte. Aber eine zunehmend dichtere Wolke drang von unten herauf.

Einige Augenblicke lang starrten die Männer fassungslos auf die Luke. Keiner wollte glauben, was er sah. Doch der Rauch blieb und wälzte sich langsam zur Back.

„Schnell!“ befahl der Kapitän. „Holt Pützen! Öst Wasser! Eine Kette bilden!“

Noch züngelten keine Flammen hoch. Aber dann wäre es ohnehin zu spät gewesen, die „Respeto“ retten zu wollen.

Capitán Pigatto riß die Luke auf. Als erster stieg er die schmalen Tritte hinunter. Beklemmend legte sich der Qualm auf seine Lungen. Er mußte husten und wedelte hilflos mit den Armen durch die Luft, ohne jedoch den Rauch vertreiben zu können. Die Sicht blieb miserabel.

Zwei oder drei Kerle folgten ihm. Ihre Schritte polterten den Niedergang hinunter.

„Geht nach achtern!“ befahl Pigatto. „Irgendwo muß der verdammte Qualm seine Ursache haben.“

Das Spill für den Buganker lag vor ihm. Wenige Yards dahinter führten noch einmal Stufen nach unten.

Dem Kapitän fiel das Atmen zunehmend schwerer. Das Gefühl, ersticken zu müssen, ließ sich nicht mehr ignorieren. Tränen schossen ihm in die Augen, die zu brennen begannen.

Der Qualm war überall.

Pigatto wollte einen Befehl zur Kuhl rufen, doch schon der erste krächzende Laut hatte einen keuchenden Hustenanfall zur Folge. Er taumelte, krachte ans Spill und klammerte sich daran fest wie ein Ertrinkender an der nächstbesten aufschwimmenden Planke.

Der Schwelbrand war wieder aufgeflackert. Eine andere Erklärung fand er nicht. Aber vielleicht ließ sich die Glut noch löschen. Wasser mußte her. Verdammt, wo blieben die Kerle mit den Pützen? Falls Schiff und Ladung durch ihr Zögern verlorengingen, würde er jeden einzelnen zur Rechenschaft ziehen.

Keuchend und hustend, fast blind vor Tränen und Qualm, wandte er sich um und taumelte zurück. Seine Füße schienen kaum noch die Planken zu berühren. Im nächsten Moment geriet alles um ihn herum in Bewegung. Das Gefühl, inmitten eines rasenden Wirbels zu stehen, wurde übermächtig. Capitán Pigatto brach zusammen, bevor er den nach oben führenden Niedergang erreichte.

Nur mehr wie aus weiter Ferne registrierte er sich nähernde Schritte. Gleich darauf prallte jemand gegen ihn.

„Da liegt einer“, hörte er.

Die Männer bückten sich. Ohrenbetäubend laut schwoll das Dröhnen des Blutes in seinen Schläfen an. Pigattos Herz schlug wie rasend und vom Magen ging ein stärker werdendes Würgen aus. Vor seinen Augen wirbelten bunte Sterne durcheinander.

Ein Schwall kalten, salzigen Wassers schlug über ihm zusammen und ließ die Benommenheit vorübergehend erträglicher werden.

„Das ist der Capitán!“ Seltsam verzerrt drang die Stimme an sein Ohr. Aber immerhin verstand er noch, was der Kerl sagte.

„Wir müssen ihn nach oben schaffen. Pack schon mit an!“

„He!“ rief der andere offenbar zur Kuhl hinauf. „Fangt die Pütz auf und helft uns.“

Pigatto fühlte sich hochgehoben und unsanft über die Stufen in die Höhe gezerrt. Er war viel zu benommen, um sich gegen die rauhe Behandlung zu sträuben. Ununterbrochen hörte er jemanden stöhnen. Als er endlich begriff, daß er selbst die kläglichen Laute produzierte, wuchteten ihn die Kerle schon aus der Luke.

„Der Qualm da unten ist fürchterlich, der Capitán muß halb erstickt sein.“

„Habt ihr Feuer gesehen?“

„Nur Rauch. Doch der ist dichter als der schlimmste Nebel. Wenn einer von uns unter Deck gewesen wäre, hätten wir das Scheiß-Feuer vielleicht rechtzeitig bemerkt. Aber Pigatto mußte uns ja bestrafen. Damit hat er sich selbst einen verdammt schlechten Dienst …“

„Halt’s Maul, Berco!“ brüllte der Bootsmann.

„Die Wahrheit will niemand hören“, begehrte Angel Berco auf.

Tomas d’Alvarez, der Bootsmann, schlug überraschend zu. Seine Faust traf Berco mitten ins Gesicht und riß ihn von den Füßen.

„Noch ein Wort, und du bist der erste, der unter Deck krepiert!“

D’Alvarez wandte sich an den Feldscher, der neben dem Kapitän kniete und dessen Schläfen massierte:

„Was ist mit ihm?“

„Er hat die Besinnung verloren“, erwiderte Cazalilla. „Der Rauch lähmt seine Atmung. Gebt mir nasse Tücher!“

Barbara, Zapata und einige weitere Männer verschwanden in der Luke. Andere hantierten inzwischen auf dem Achterdeck, das vom Qualm noch verschont blieb, und drangen von dort aus vor. Aber auch sie hatten ihre Halstücher ins Wasser getaucht und schützend vors Gesicht gebunden. Der Rauch ließ sich so wesentlich besser ertragen.

Julio Cazalilla erhielt das Gewünschte. Erst betupfte er Pigattos Stirn, gleich darauf schlug er ihm das zusammengeraffte Tuch um die Ohren, daß es laut klatschte. Wenigstens erhielt der Kapitän auf diese Weise eine gesunde Gesichtsfarbe zurück.

Krampfhaft würgend, schlug er die Augen auf. Doch sein Blick ging durch den Arzt hindurch und verlor sich in weiter Ferne.

„Schafft ihn zum Schanzkleid! Schnell! Hängt ihn bäuchlings über den Handlauf, aber haltet ihn fest.“

Drei Männer genügten, um Cazalillas Befehl auszuführen. Der Kapitän hing kaum kopfüber außenbords, als er sich auch schon erbrach. Aus dem Würgen wurde ein krampfhafter, anhaltender Husten, der den Körper heftig schüttelte.

Der Arzt grinste breit.

„Capitán Pigatto ist unverwüstlich“, sagte er. „Was wollt ihr mehr?“

Wassereimer in Händen, tasteten sie sich vorwärts. Juan Barbara war überzeugt davon, daß der Qualm aus der Nähe der Vorpiek heraufdrang. Wahrscheinlich war der Schwelbrand wieder aufgeflammt, obwohl keiner der Crew das noch für möglich gehalten hätte. Manchmal ging es eben saudumm zu.

„Wir müssen bis zum untersten Deck“, bestimmte Barbara. Hinter dem Tuch klang seine Stimme seltsam dumpf.

„Wenn der Kahn inzwischen absäuft, sitzen wir gewaltig in der Tinte“, erwiderte Zapata.

„Denk an die Schätze in den Laderäumen.“

„Davon habe ich herzlich wenig, wenn ich erst im Himmel bin.“

„In der Hölle“, berichtigte der Segelmacher.

„Hä?“

Langsam drang der Rauch auch durch die feuchten Tücher hindurch. Jorge Zapata spürte ein stärker werdendes Brennen im Hals, das nur davon herrühren konnte.

Im Bereich des Vorschiffs und unmittelbar über der Bilge waberte der Rauch besonders dick. Zudem breitete sich ein Gestank wie nach verbranntem Fisch aus. Von hier in die Piek vorzudringen, war schier unmöglich.

„Wir müssen zurück!“ bestimmte Barbara. „Kippt das Wasser meinetwegen hier hin.“

Die Männer akzeptierten ihn als Anführer, weil er oft bewiesen hatte, daß er zu improvisieren verstand und seit mehr als zwanzig Jahren zur See fuhr. Die Erfahrung blieb bei einem so langen Zeitraum nicht aus.

Sie mußten zusehen, daß sie wieder an die frische Luft gelangten. Der Rauch rief bohrende Kopfschmerzen und eine zunehmend bleierne Schwere in den Beinen hervor.

„Wir können nur von oben her an die Vorpiek heran“, sagte Barbara. „Wenn wir die Planken über den Zwischendecksbalken zerschlagen …“

„Wenn! Wieviel Zeit bleibt uns überhaupt?“

„Auf jeden Fall genug. Sagt dem Zimmermann Bescheid und holt euch Pigattos Zustimmung.“

Unvermittelt fühlte sich Jorge Zapata an der Schulter gepackt. Der Segelmacher hinderte ihn daran, den anderen nach oben zu folgen.

„Wir gehen nach achtern“, raunte Juan Barbara ihm zu. „Ich habe mit dir zu reden.“

Der Rauch war inzwischen überall, er kroch wie ein unersättlicher Moloch durch die „Respeto“. Unter dem Achterdeck, ungefähr auf der Höhe des Spills für den Heckanker, war er aber noch einigermaßen erträglich.

„Wieviel Rum hast du herangeschafft?“ fragte der Segelmacher unvermittelt.

„Wieviel …? Ich verstehe nicht.“

„Du weißt, von was ich rede. Oder soll ich dir auf die Sprünge helfen?“

„Laß mich in Ruhe. Das Schiff ist in Gefahr, und dir fällt nichts Besseres ein, als über Rum zu reden.“ Zapata wollte sich losreißen, doch da geriet er bei Juan Barbara an den Falschen. Der hielt ihn mit eisernem Griff zurück.

„Wenn es dir lieber ist, daß ich dem Kapitän die Augen öffne! Ich habe im Gegensatz zu dir nichts zu verlieren.“

Zapata erschrak, aber er ließ sich nichts anmerken. Was wußte Juan? Hatte er eine Ahnung, wie der Schwelbrand in der Vorpiek ursprünglich entstanden war? Oder ging es ihm lediglich um den heimlich an Bord geschafften Rum?

„Ich gebe dir zwei Stunden Zeit“, sagte Barbara in dem Moment. „Dann mußt du dich entschieden haben, ob Pigatto dich auspeitschen oder kielholen lassen soll, oder du mir lieber ein kleines Schweigegeld zahlen willst.“

Darauf legte Juan es also an. Jorge Zapata lachte schrill, aber er merkte selbst, daß seine Stimme unsicher klang.

„Ich habe nichts“, erklärte er. „Such dir einen anderen Dummen, den du leichter einschüchtern kannst.“

„Zweihundert Reales, Jorge. Das ist der Preis für mein Stillschweigen. Ich weiß, du besitzt soviel, du hast es dir jahrelang vom Mund abgespart.“

„Dann werde ich das Geld bestimmt keinem solchen Mistkerl wie dir in den Rachen werfen!“

„Du wirst“, sagte Barbara zuversichtlich. „Weißt du, wie das ist, wenn du unter dem Kiel durchgezogen wirst und die scharfkantigen Muscheln am Rumpf dir das Fleisch von den Knochen fetzen? Pigatto läßt sich bestimmt Zeit, dich durchzuholen, darauf hast du mein Wort.“

In der ersten zornigen Reaktion war Jorge versucht, sich auf den Segelmacher zu stürzen und ihm an die Kehle zu gehen. Aber Juan Barbara schien genau das geahnt zu haben, denn er hatte sich bereits herumgeworfen und verschwand mit weit ausgreifenden Schritten hinauf zum Achterdeck.

Sehr zur Belustigung der Arwenacks hatte der Kutscher nacheinander seinen großen Kochkessel und eine Reihe kleiner Töpfe und Pfannen auf der Kuhl aufgereiht und schickte sich an, sie mit Seewasser und einer gehörigen Menge Sand auf Hochglanz zu bringen.

„Hä-hä-hä!“ äffte er die feixenden Gestalten nach, die ihm mehr oder weniger ungeniert bei der Arbeit zusahen, freilich ohne auch nur im Entferntesten auf die Idee zu verfallen, ihm bei der umfassenden Säuberungsaktion zu helfen.

Sauberkeit war eines guten Kochs oberstes Gebot – noch dazu, wenn er wie der Kutscher zugleich die Funktion des Feldschers innehatte. Auf Schiffen, auf denen die Kombüse zumeist vor Dreck starrte, waren die Kerle häufig krank, wenn sie nicht gleich wegen Dünnpfiff oder gar der Ruhr darniederlagen.

„Spül den Sand gut ab, Kutscher“, sagte Big Old Shane. „Die Körner knirschen sonst zwischen den Zähnen.“

Der Koch blickte nur kurz auf.

„Feiner Sand reinigt auch die Zähne“, erwiderte er. „Du solltest das beherzigen. Oder hast du nichts dagegen, wenn ich dir nacheinander alle Beißerchen ziehe?“ Er hatte die Lacher auf seiner Seite.

„Ihr habt es gehört!“ rief Shane in die Runde. „Ab morgen gibt es unserer gesunden Zähne wegen nur noch Sandsuppe, und zwar morgens, mittags und abends.“

Zu seiner Überraschung kippte der Kutscher tatsächlich einen ganzen Eimer voll Sand in den Kessel und schüttelte gleich mehrere Pützen Seewasser hinterher. Grinsend schlug er sich die Hemdsärmel bis hinter die Ellenbogen zurück, dann tauchte er die Arme ein und begann eifrig zu rühren.

„Wichtig ist, daß die Zutaten gut vermischt werden“, sagte er. „Damit sich kein Bodensatz bildet, der anbrennen kann, sobald der Kessel über dem Feuer hängt. He, Bill, ich brauche noch einige Gewürze! Du findest sie auf der Platte in der Kombüse.“

Bill, mit Ausnahme der Zwillinge der jüngste Mann an Bord, wirkte völlig verdattert. Offenbar war er sich nicht schlüssig, ob der Koch es ernst meinte oder nicht.

„Geh schon!“ befahl Edwin Carberry.

„Ab sofort achte ich mehr auf meine Pfunde“, erklärte der dickliche Paddy Rogers. „Das heißt, ich werde nur noch Obst und solche Sachen essen.“

„Es soll sogar Köche geben, die Wasser anbrennen lassen“, sagte Mac O’Higgins. Er erntete dafür einen bitterbösen Blick des Kutschers.

„Woher willst ausgerechnet du das wissen?“

Higgy grinste schräg.

„Weil ich es mit eigenen Augen sehe“, erklärte er. „Überzeuge dich selbst.“

Fast alle blickten in die Richtung, die Mac ihnen zeigte. Tatsächlich wirbelten von einer der Galeonen Rauchschleier auf.

„Das ist die ‚Respeto‘“, sagte Carberry verblüfft.

„Und wenn schon.“ Der Kombüsenmann verschluckte sich und mußte husten, im nächsten Moment richtete er sich steif auf und beschattete die Augen mit beiden Händen. Unbewegt starrte er zur „Respeto“ hinüber.

„Da brennt bestimmt kein Essen an.“

„Der Schlorren hat schon wieder Feuer gefangen“, bestätigte Old Donegal. „Möchte bloß wissen, was die Burschen da drüben treiben.“

Der Profos gab Alarm.

Die von der Galeone aufsteigende Rauchwolke wurde allmählich dichter, so daß der Wind sie nicht mehr auseinandertreiben konnte. Noch wehte sie in geringer Höhe auf die offene See hinaus, aber über kurz oder lang würde sie auch unter der Kimm zu sehen sein – sofern bis dahin die „Respeto“ nicht in Flammen aufgegangen war.

Solange der Kapitän noch unter den Folgen der Rauchvergiftung litt, lag es am Bootsmann und dem dürren Ersten, die Rettung des Schiffes zu versuchen. Die Fracht war zu kostbar, als daß sie kampflos aufgegeben werden durfte. Ein Umladen auf die anderen Galeonen barg die Gefahr, daß das Feuer plötzlich offen ausbrach und übersprang. Andererseits war wegen der dichten Qualmentwicklung unter Deck jeder Löschversuch von vornherein zum Scheitern verurteilt.

„Reißt die Luken auf!“ befahl d’Alvarez. „Die Stückpforten ebenfalls. Der Rauch muß wenigstens vom oberen Deck leichter abziehen können.“

Jemand meldete, daß Capitán de Vilches’ Schebecke den Kurs geändert habe und sich rasch näherte. D’Alvarez winkte barsch ab.

„Der soll sich um seinen eigenen Kram kümmern. Von dem und seinen Leuten habe ich die Nase voll.“

Das war nicht einmal übertrieben und sogar wörtlich zu nehmen. Ein großer, mordshäßlicher Kerl mit vernarbtem Gesicht und gewaltigem Kinn hatte ihn mit der Gewalt eines auskeilenden Pferdes niedergeschlagen. Ihm wollte d’Alvarez nicht noch einmal begegnen – schon deshalb, weil er sich revanchieren und vermutlich zur Waffe greifen würde. Der Bootsmann hielt es mit dem Bibelvers, der da besagte: Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Inzwischen hatte sich der Qualm auch einen Abzug über die Back gesucht, unter der einer der Wohnräume der Mannschaften lag. Für die Männer auf den anderen Schiffen des Konvois mußte es so aussehen, als brenne die „Respeto“ an allen Ecken und Enden. Der vorangegangene Schwelbrand war in seiner Rauchentwicklung nicht halb so schlimm gewesen.

D’Alvarez fragte sich, was derart heftig kokelte. Wahrscheinlich hatte die Glut diesmal auf die Fässer mit Teer und Pech übergegriffen. Das bedeutete aber auch, daß sie es verflucht schwer haben würden, das Feuer zu löschen.

Er beugte sich über die Lukenöffnung.

„Was ist los da unten?“ brüllte er. „Ich darf wohl erwarten, daß ihr euch beeilt!“

Eine Antwort blieb aus. Aber endlich war das Poltern der schweren, an eisernen Bändern aufgehängten Pfortendeckel zu hören. Sie schlossen die Geschützpforten wasserdicht ab. In rascher Folge zerrten die Männer nun die Pforten an beiden Seiten des Schiffes auf. Die Maßnahme hatte tatsächlich den gewünschten Erfolg, denn auch außenbords wirbelte plötzlich der Rauch auf.

Kommentarlos übernahm Pigatto wieder die Schiffsführung. Er wirkte zwar noch blaß, und sein Gesicht glänzte vom Schweiß, aber er ließ es sich nicht nehmen, selbst die Befehle zu erteilen.

„Dreht das Schiff quer zum Wind, damit er die oberen Decks frei bläst!“

„Davon würde ich abraten, Capitán“, sagte Zapata. „Die Gefahr, daß die Brise das Feuer erst richtig entfacht, ist zu groß.“

Pigatto funkelte ihn zornig an. „Du bist Decksmann! Wie ein Schiff zu führen ist, dürfte dir kaum bekannt sein.“

„Ich verstehe genug …“

„Willst du meine Anordnungen anzweifeln?“ unterbrauch der Capitán schroff.

„Nein“, sagte Zapata.

„Dann schweig!“

Die Segel killten, als sich die „Respeto“ quer vor den Wind legte. Die Krängung nach Backbord war deutlich zu spüren.

„Tucht die Segel auf!“

Während die Crew noch verbissen arbeitete, segelten die nachfolgenden Schatzschiffe in Luv heran. Pigatto sah, daß die Boote klariert wurden. Offenbar glaubten die Kapitäne, schon jetzt die Mannschaft abbergen zu müssen.

„Die sollen kein solches Affentheater aufführen“, schnaubte Pigatto. „So wahr ich auf diesen Planken stehe, ich bringe die ‚Respeto‘ heil ans Ziel.“

Er ließ zu den Schiffen signalisieren, daß sie auf Distanz bleiben sollten. Gleiches galt für die Schebecke, doch Don Julio de Vilches scherte sich offensichtlich einen Dreck um die Wünsche des Capitáns.

Pigatto zupfte schon wieder in seinen Nasenlöchern herum. Daß plötzlich Blut an den Fingerspitzen klebte, schien ihn zu irritieren.

„Wenn de Vilches unbedingt meint, sich einmischen zu müssen, knall ich ihm einen Drehbassenschuß vor die Figur, daß ihm Hören und Sehen vergeht. Linares, den Einpfünder auf der Back laden!“

Téofilo Linares wollte abwehren und sagen, daß es Wahnsinn sei, den Sonderbeauftragten seiner Majestät auf diese Weise zu provozieren, aber als er Pigattos Gesichtsausdruck sah, beeilte er sich, dem Befehl Folge zu leisten. So wenig ihm schmeckte, de Vilches’ Leute an Bord zu sehen, noch weniger gefiel ihm, der Meuterei bezichtigt zu werden. Und Miguel Pigatto war mit derartigen Anschuldigungen schnell bei der Hand.

Die voraussegelnde „Reputación“ halste, drehte in den Wind und bezog Warteposition. Auch auf der „Santos los Reyes Mayos“ und dem Flaggschiff des Generalkapitäns, der „Salvador“, war man auf den Qualm aufmerksam geworden. Beide Galeonen näherten sich auf Kreuzkurs.

Pigatto brüllte ein halbes Dutzend Namen. Die Betreffenden erhielten Zimmermannsbeile, Äxte und Sägen und sollten versuchen, von oben her zum Brandherd vorzustoßen.

„Wer den Qualm nicht mehr aushält, soll sich ablösen lassen. Aber ich erwarte, daß jeder sein Bestes gibt.“

Seewölfe Paket 33

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