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III. A. 4. 1 Lebensweltliche Einzelthemen

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Die Schiffsdarstellungen im Bereich der menschlichen Lebenswelt bilden Themen ab, die auf die durch das Individuum erfahrbare wirkliche Welt anspielen. Anders als in den mythologischen Schiffsszenen (s. unten) sind dies vor allem Darstellungen mit Fokus auf der realen Welt, in denen nichtreale Wesen wie Götter oder Personifikationen – sofern sie überhaupt in Erscheinung treten – nicht im Mittelpunkt stehen. Dazu zählen v.a. Darstellungen des menschlichen Arbeitslebens, so beispielsweise Szenen aus der Frachtschifffahrt oder der Fischerei12, aber auch die Darstellungen historischer Ereignisse sowie Landschaftsbilder mit Schiffen. Unter letztere zählen Darstellungen von Flüssen wie dem Tiber (LA57) und dem Nil (LA71) sowie ein Abbild des Fuciner Sees (LA3), insofern als diese allesamt lebensweltlich ausgerichtet sind. Die zahlreichen Nilbilder mit Pygmäen werden hingegen nicht in diese Rubrik eingeordnet, da sie i.d. R. einen mythologischen Hintergrund besitzen. Gattungsmäßig gehören die weitaus meisten lebensweltlichen Schiffsdarstellungen in die Gruppe der Reliefs und rundplastischen Objekte, während sie unter den Mosaiken, Fresken und Graffiti nur in geringerer Zahl vertreten sind.

In etwa einem Drittel der lebensweltlichen Darstellungen begegnen Frachtschiffe13, die anhand mehrerer Eigenschaften identifiziert werden. In eindeutigen Fällen verrät sich das römische Frachtschiff durch eine Reihe typischer Baumerkmale wie etwa das Verhältnis der Rumpflänge zur Rumpfhöhe, den ausschließlich aus Segeln bestehenden Antrieb (vgl. Zeichnung 1) oder die an Bord geführte Handelsfracht. Eine indirekte Zuordnung ist dann möglich, wenn eine Interaktion mit einem im Bild gegebenen Hafen stattfindet. Dies ist beispielsweise beim Torlonia-Relief LA44 der Fall sowie am Mosaik LA225 aus Rom, wo die jeweils dargestellte Hafeninfrastruktur aus Molen und Kaimauern auf den Warenumschlag hindeutet. Im Vergleich zu Frachtschiffen ist innerhalb der Lebensweltszenen der Anteil von Kriegsschiffen (vgl. Zeichnung 2) etwas geringer, nur jedes vierte Bildobjekt zeigt diese Thematik14. Gemeinsame Darstellungen von Kriegs- und Frachtschiffen fehlen im Fundus anscheinend gänzlich. Eventuell blieben sie deshalb aus, weil der gemeinsame Anblick beider Schiffsklassen ein relativ seltenes Ereignis in jener wirklichen Welt darstellte, welche die Bilder weitest möglich spiegeln sollten. Auch die Kombination von Frachtschiffen und Fischerbooten begegnet sehr selten, es ist mit LA53 nur ein einziges Exemplar sicher belegt. Ausschließliche Darstellungen von Fischerbooten stellen unter den lebensweltlichen Bildern einen Anteil von etwas über einem Zehntel15. Schiffe in anderem Zusammenhang als dem als Kriegs- oder Frachtschiff oder als Fischerboot sind nur in wenigen Exemplaren überliefert. Unter diese zählen die Schiffsbrücken in den Relieffriesen LA55 und LA56 der Trajans- bzw. Markussäule sowie die Schiffsbrücke auf der linken Nebenseite des Portonaccio-Sarkophages LA4316. Der Bau eines Schiffes begegnet im lebensweltlichen Kontext nur ein einziges Mal, nämlich auf dem Fragment des Sarkophagkastens LA96 aus Rom17.

Der Kennzeichnung realer Landschaften dienen in den betreffenden Bildobjekten sowohl personelle als auch topographische Indikatoren. Auf den Plinthenreliefs der beiden Statuen LA57 und LA71 im Louvre und im Vatikan kommen Flusslandschaften von Tiber und Nil zur Darstellung, die zum einen durch die Gottheit selbst und ihre Attribute identifiziert werden können. Zum anderen erscheinen auf dem Tiberrelief zwei flache Kähne, wie sie tatsächlich in der kaiserzeitlichen Tiberschifffahrt verwendet wurden18. Bei dem Sarkophagrelief LA98 im Vatikan und einigen Wandgemälden (LA236, LA256, LA262), welche wahrscheinlich ebenfalls reale Gewässer abbilden, ist der inhaltliche Schwerpunkt stärker von den Schiffen fort und auf die Hafendarstellung selbst verlagert. Die das Panorama belebenden Schiffe steigern die Überzeugungskraft der Bilder als Spiegel der Realität. Ihre Popularität erklärt sich vor allem durch das Bedürfnis auch und gerade jener gesellschaftlichen Kreise, die berufspraktisch nicht in diese Sphären eingebunden waren, am maritimen Geschehen zumindest virtuell teilzuhaben.

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