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III. A. 5. 1. a Kriegsschiffe
ОглавлениеIn Ostia sind Darstellungen von Kriegsschiffen allgemein selten, wobei zwei augusteische Grabdenkmäler aus dem Bereich vor der Porta Marina zu den wenigen Ausnahmen gehören. Alle Gräber aus diesem Bezirk waren auch noch dann erhalten geblieben, als sich die Stadt ab der mittleren Kaiserzeit in diese Gegend auszubreiten begann. Zu einem Grab an der Nordseite des Decumanus gehörte das marmorne Rostrum LA14, dessen Schiffsschnabel die Form dreier Schwerter besitzt, während der Obersporn die Gestalt eines Hundes oder Löwen aufweist41. Das Monument, welches unmittelbar an der Straße und ca. 25 m vor dem Stadttor angelegt worden war, datiert zwischen 30 und 20 v. Chr. Gegenwärtig steht es noch bis zu einer Höhe von ca. drei Metern an. Auf einer quadratischen Grundfläche mit je 7 m Seitenlänge erhob sich der eigentliche Grabbau aus Tuff, dessen Außenflächen mit Travertin und Marmor verkleidet waren. An der Front zur Straße waren zwei Anten ausgebildet, die eine rechteckige Exedra umfassten. Die an drei Seiten installierten Bänke werden von Delfinen gestützt. Unklar ist die ursprüngliche Position des Rostrums am Grab. Aufgrund der symmetrisch gebildeten Grabfront kommen grundsätzlich nur zweierlei Möglichkeiten in Betracht. Entweder saß der Schiffsschnabel zentral in der Mitte der Grabfront, wofür es allerdings bautechnisch keine konkreten Hinweise gibt; auch fehlen entsprechende Parallelen. Alternativ hätte man sich vorzustellen, dass das Rostrum in eine der seitlichen Anten eingelassen war. Dies würde zwar aus Gründen der Symmetrie die Existenz eines zweiten Rostrums voraussetzen, ist aber zumindest bautechnisch problemlos möglich. Der erhaltene Rostrumblock schließt hinten sowie an der Ober- und Unterseite glatt ab und bietet dadurch optimale Voraussetzungen für die Montage in eine der Mauerzungen. Durch die wahrscheinliche Position einige Meter über dem Boden würden die paarig angeordneten Schiffsschnäbel die optische Wirkung der Grabfront zu Straße hin klar bestimmt haben.
Ähnliches gilt im Hinblick auf die Wahrnehmung für das augusteische Schiffsrelief LA15 vom Grabmal des Cartilius Poplicola, das nicht direkt am Decumanus, sondern an einer der südlichen Nebenstraßen lag42. Der Grabgrundriss ist quadratisch und mit 6,20 m Seitenlänge nur wenig kürzer als der des oben besprochenen Monumentes. An der zur Straße blickenden Westfassade war das Schiffsrelief angebracht. Aus der Grabinschrift, die seitlich von je acht Rutenbündeln ohne Beil gerahmt wird, geht Poplicolas langjährige Tätigkeit als Magistrat ebenso hervor, wie die Verwendung öffentlicher Gelder bei der Errichtung seines Grabmals43. Der Schiffsfries besetzt gegenwärtig noch den rechten Abschnitt der Grabfront sowie die rechts anschließende Nebenseite. Links sind Soldaten mit Lanzen und Scuta aufgereiht. Wenn das linke Drittel des Frieses heute fehlt, so ist doch aufgrund des Erhaltenen klar, dass sich dort eine zu den Schiffen rechts spiegelbildliche Szene befand. Ob sich der Fries an den Seiten bis zur Rückfront weiter fortsetzte, ist nicht mehr zu entscheiden. Offenkundig ist die Beziehung des Grabmals zum Krieg, insbesondere aber zum Krieg zur See. Nimmt man ihre Entstehungszeit als Anhaltspunkt, dann könnten die Gründe für die Bildwahl in jenen Maßnahmen liegen, die der Verstorbene, Poplicola, in den Jahren zwischen 43 und 36 v. Chr. zum Schutz der Hafenstadt Ostia vor der Flotte des Sextus Pompeius ergriffen hatte44.
Die Lage der beiden herausragenden Grabmäler gerade vor der Porta Marina, also dem der See zugewandten Tor, ist gewiss kein Zufall. In Bezug sowohl auf diese Lage als auch auf ihre Ausstattung sind beide Monumente eng miteinander verbunden, wobei im Falle von LA15 die Tatsache des öffentlichen Auftrages bemerkenswert ist. Wenngleich nicht selbst Flottenchef oder Seesoldat, hatte Poplicola in der kollektiven Wahrnehmung der Stadtbevölkerung offenbar die Stellung eines dem militärischen Flottenwesen zugewandten Würdenträgers inne. Etwas schwieriger ist die Interpretation des Grabmals mit dem Rostrum, für das auf bildlicher Ebene eine Assoziation mit Aspekten eines realen Seekrieges gleichfalls evident ist. Möglicherweise handelt es sich um die Begräbnisstätte des ostiensischen Duovir P. Lucilius Gamala, für den als Wohltäter der Stadt ein öffentliches Begräbnis überliefert ist45 und den man ähnlich wie Poplicola auf indirektem Wege mit der Flotte in Verbindung gebracht haben könnte.
Wahrscheinlich nicht aus einem Grab stammt das Fresko LA34 mit Odysseus bei den Sirenen, für das eine allgemeine Ortszuweisung zur Porta Marina vorliegt46. In der zweiten Hälfte des 3. Jhs. entstanden, fasst es als einziges Fresko in Ostia das Schiff des Odysseus als Kriegsschiff auf, dessen hohe Bordwand und zahlreiche Riemen von Schnelligkeit und Kampfkraft zeugen. Sowohl die Farbigkeit der Malerei als auch die durch Fische belebte üppige Meereslandschaft ähneln einem Wandgemälde in den Vorstadtthermen von Pompeji (s. unten S. 80), welches Kriegsschiffe in einer Naumachie darstellt47. Auch das ostiensische Fresko, in dem die marine Fauna und Flora hervorgehoben werden, könnte aus einer Therme stammen; möglicherweise war es jenem Badegebäude zugehörig, das sich vor der Porta Marina zwischen Stadtmauer und Meeresufer erhob.
Über die genannten Beispiele hinaus begegnen Kriegsschiffe in Ostia selbst nur noch auf zwei Stirnziegeln aus Terrakotta, welche die Ankunft der Magna Mater darstellen (s. unten S. 40–43). Hinsichtlich Anzahl und Verbreitung bewegen sich diese Bilder demnach in einem engen Rahmen, was insbesondere dann auffällt, wenn man ihr Vorkommen mit dem der Abbilder von Frachtschiffen vergleicht.