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III. A. 5. 1. c Frachtschiffe

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Frachtschiffe treten uns innerhalb der Stadt am häufigsten in Mosaiken entgegen, so besonders zahlreich in den Bildern LA28 am Piazzale delle Corporazioni, wo sie das Hauptmotiv sind. Der zeitliche Schwerpunkt dieser und der Mehrzahl der übrigen Abbildungen von Handelfahrzeugen liegt im späteren 2. Jh. n. Chr.

Am Piazzale sind die Schiffe oftmals paarweise zusammengestellt. Sie wenden einander mehrheitlich den Bug zu, seltener das Heck, Schiffspaare mit gleicher Fahrtrichtung begegnen kaum. Bisweilen trennt ein Leuchtturm die beiden Fahrzeuge. Diese antithetische Anordnung kann unter zweierlei Gesichtspunkten gedeutet werden. Zunächst einmal waren handwerkliche Aspekte bestimmend, da die vorgegebenen rechteckigen Bodenflächen möglichst gleichmäßig mit dem Mosaikbild bedeckt werden und sich in der Gesamtkomposition der Eindruck einer gewissen Symmetrie einstellen sollte. Der zweite Gesichtspunkt erschließt sich, wenn man die Mosaiken erzählerisch auffasst. Dann sind die Schiffe, welche einander den Bug zuwenden, so zu deuten, dass sie in entgegengesetzte Richtungen segeln. Spielt die Szene an einem Hafen, was vereinzelt durch den Leuchtturm angedeutet wird, dann wollten die Mosaizisten die Szene möglicherweise so verstanden wissen, dass je ein abfahrendes und ein ankommendes Schiff einander begegnen. Die Rahmenereignisse einer jeden Seereise, zunächst die Abfahrt und dann die Rückkehr des Schiffes, waren zweifelsohne für die Bewohner Ostias ein alltäglicher Anblick.

Das antithetische Ordnungsprinzip vom Piazzale findet man auch andernorts, so beispielsweise am großen Schiffsmosaik LA50 vor Grab 43 auf der Isola Sacra, bei welchem zugleich das Problem der Segeldarstellung besonders deutlich wird. Während nämlich bei beiden dargestellten Frachtern der Rumpf und die Schiffsladung überzeugend dargestellt sind, weist das Segel einen stark verzerrten Umriss auf, der aus dem missglückten Versuch resultiert, das im Wind geblähte Segeltuch in einer perspektivischen Schrägansicht wiederzugeben59.

Zwei große Frachtschiffe zeigt auch das Torlonia-Relief LA44 aus Portus, bei dem die auf die Einlösung eines Gelübdes hinweisenden Buchstaben V und L (V[otum] L[ibens]) den Charakter als Weihrelief verraten. Ein Zusammenhang mit der sicheren Rückkunft des Stifters von einer Seereise, die vermutlich auch mit ökonomischem Erfolg verbunden war, ist sehr wahrscheinlich. Die Fundstelle im Osten des sechseckigen Hafenbeckens legt eine Zugehörigkeit zum dortigen Tempel des Liber Pater nahe, dessen Errichtung in spätantoninischer Zeit gegebenenfalls einen t. p. q. für das Relief bedeuten würde60. Das Bildwerk selbst stellt in verschiedener Hinsicht eine Besonderheit dar. Auffällig ist zum einen der außerordentlich komplex und aufwendig umgesetzte Bildinhalt, eine Hafendarstellung, deren Detailtiefe über die aller übrigen Darstellung im latinischen Raum hinausgeht. Zum anderen sind sichere Weihreliefs mit Abbildungen von Frachtschiffen überhaupt nur sehr selten überliefert, was für Ostia und Portus gleichermaßen gilt. Neben dem genannten ist lediglich ein weiteres sicher identifiziert, nämlich das Weihrelief LA13 der fabri navales von Ostia61. Bei dem Relief LA12, auf welchem ein Frachtschiff entladen wird, ist die Bestimmung als Weihrelief nicht gesichert, da aber der Bildinhalt ebenfalls auf die Rückkehr von einer erfolgreichen Handelsfahrt rekurriert, könnte es sich auch hier um ein Votiv handeln. Zwar wurde ein Gelübde häufig am Ausgangspunkt der Reise ablegt, zwingend war dies indes nicht. Es konnte vielmehr auch aus einer plötzlichen Notsituation heraus – und in räumlicher Abwesenheit vom Kultort der Gottheit – ausgesprochen werden. Zum Zeitpunkt dieser Gelübde mag deshalb in manchen Fällen der zukünftige Aufstellungsort des Weihgeschenkes noch gar nicht festgestanden haben. Zumindest für die Schiffer aus Portus und Ostia ist es jedoch wahrscheinlich, dass sie das Gelübde schon zu Beginn ihrer Reisen genau an jenen Orten ablegten, der nach ihrer sicheren Rückkunft die Weihungen erhalten sollten. Vor diesem Hintergrund und mit dem Wissen um die Funktion der Häfen als Handelsknotenpunkte ist die relativ seltene Verwendung des Frachtschiffes als Bildmotiv in den Weihgeschenken bemerkenswert.

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