Читать книгу Gault&Millau Weinguide Deutschland 2020 - Gault Millau - Страница 37

Оглавление

© BLUEJAYPHOTO/ISTOCK.COM

Verrücktes Jahr mit Happy End

Man könnte meinen, der letztjährige Hitzejahrgang stehe in einer Reihe mit 2003 und 2015. Und doch war alles ganz anders. 2018 war ein meteorologischer Regelverstoß.

Die Beschreibung „Vom Ostermontag bis zur Ernte kein Regen. Die Trockenheit war so groß, dass die Kartoffeln in der Erde wie Feigen zusammenschrumpften. Große Dürre.“ stammt aus dem Jahr 1947. Es hätte also noch schlimmer kommen können in Franken. Dennoch, 2018, das war: wärmster April, wärmster Mai, zweitwärmster August seit 1881. An genau 47 Tagen Temperaturen von 30 Grad und mehr. Niederschlagsdefizit von 40 Prozent. Damit bietet dieser Jahrgang beinahe alles für eine neue Version der Weinwirklichkeit. Nach der Winterruhe ging es für die Reben 2018 in die Vollen. Am 24. Mai begann die Blüte und war Ende Mai schon wieder zu Ende. Auch dies ein Rekord. Der Reifebeginn für Frühburgunder und Regent wurde am 2. Juli und für weiße Trauben am 9. Juli in die Geschichtsbücher eingetragen. Und dann ging bis zur Ernte alles ganz schnell.Die fränkischen Winzer kamen damit sehr gut zurecht. Sie hatten ihre Hausaufgaben gemacht: Mengen nicht überdrehen, Wassermanagement, rechtzeitige Lese. Der Silvaner kam gut mit diesen Bedingungen klar, die den Winzern in Franken wohl langfristig erhalten bleiben werden. Aber auch der immer wieder angezählte Riesling brachte wunderbar filigrane Resultate. Die Weine sind durch die Bank saftig, aber nicht fett, fruchtig, aber nicht überladen. Ein unerwartetes Vergnügen – und eben weit weg von 2003. Der Trend zum Schaumwein hält in Franken an. Immer neue Winzer versuchen sich an dieser Art Weinbereitung mit Erfolg, ob es der Pet Nat ist, der langsam dem „Jugend forscht“-Stadium entkommt, oder sehr karge, ernsthafte Schaumweine mit wenig oder keiner Dosage. Der Silvaner kann wirklich fast alles: Holz, Orange, Schaumwein. Man möchte ihm wirklich wünschen, dass die internationale Weinwelt dieses Potenzial erkennt. Im Zenit oder schon darüber hinweg scheint der Sauvignon Blanc zu stehen. Der Markt dafür ist wohl gesättigt. Neue Helden braucht das Land. Schon steht Chenin blanc im Taubertal …


Weinberge bei Castell

© FOTOPING/SHUTTERSTOCK.COM

FRANKEN AUF EINEN BLICK

Geographische Lage: Zwischen Aschaffenburg und Schweinfurt an den südwärts gerichteten Talhängen des Mains und seiner Nebenflüsse

Klima: Überwiegend kontinental mit trockenen, warmen Sommern und kalten Wintern

Böden: Verwitterungsböden des Urgesteins und Buntsandsteins im Mainviereck in Unterfranken und Spessart, Lehm-, Löss- und Muschelkalkböden im Maindreieck bei Wertheim und Miltenberg, Keuperböden im Bereich Steigerwald

Rebfläche: Circa 6100 Hektar, aufgeteilt in 23 Großlagen und 216 Einzellagen

Rebsorten: Müller-Thurgau, Silvaner, Riesling, Bacchus, Scheurebe, Spezialitäten wie Rieslaner, Spätburgunder, Domina, Portugieser, Regent

Geschichte: Franken ist die Heimat der weltberühmten Spitäler: Das Juliusspital und das Bürgerspital vereinen Weinbau mit sozialem Wirken.

Besonderheiten: Hier ist das Epizentrum des Silvaners. Nirgendwo sonst in der Welt gibt es eine derartige Qualität in dieser Rebsorte und so viele verschiedene Ausbauarten.


Gault&Millau Weinguide Deutschland 2020

Подняться наверх