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Depression

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So verging die Zeit, alles blieb unverändert!

Den nächsten Vormittag waren beide sehr schweigsam.

Gerhard hatte den Eindruck, Rainer wäre in depressiver Stimmung.

Gerhard war es wohl auch, obwohl er sich das, sich selbst gegenüber, nicht eingestehen wollte. Die nächsten beiden Tage vergingen ereignislos, langweilig.

Die Zellen waren untereinander abgetrennt durch massive Gitterstäbe. Die Zelle der beiden Europäer war die letzte in der Reihe. Jede vierte Zelle hatte ein Fenster, oder besser gesagt, ein Oberlicht.

Die Zellen der Thailänder waren mit sechs bis neun Insassen belegt.

Pritschenbetten waren pro Zelle jeweils zwei vorhanden. Diese Pritschen waren immer nur von Dicken belegt, die auch während des Tages darauf sassen oder lagen. Die Dicken waren offensichtlich die Zellenchefs. Die Dünnen schliefen auf dem Zellenboden, nur tagsüber gestattete einer der Dicken ab und zu einem Dünnen, eine Pritsche zeitweise zu benutzen. Doch das waren offensichtlich Ausnahmen.

Die Beseitigung der Fäkalien verlief in den anderen Zellen anders als bei den Europäern: das war für die Beiden ein zunächst undurchschaubares Mysterium.

Mehrmals täglich wurden die Eimer geleert, aber die Leerung erfolgte nicht, wie bei Gerhard und Rainer, in die leeren Essenseimer. Nein, wenn sie halbwegs voll waren, geschah Folgendes: In einer Zelle mit Oberlicht stellte sich ein Insasse vor das Oberlicht. Ein zweiter Insasse stellte sich auf dessen Schultern, sodass er hinausschauen konnte. Dann stellte sich ein dritter Mann, der in der Regel ein längerer Mensch war, daneben.

Dieser hob nun den zur Hälfte gefüllten Eimer auf seinen Kopf, und der Obenstehende schöpfte mit einem Blechschüsselchen den Eimer leer, indem er den Inhalt aus dem vergitterten Oberlicht kippte. So weit – so gut, also eine Hygienemassnahme.

„Sie wollen wohl nicht, dass die Scheisse stinkt“, sagte sich Gerhard. Der Eimer der Weissen wurde vom Hinkebein geleert.

Gegen Nachmittag klopfte dann einer aus der Nachbarzelle an die Gitterstäbe: er bedeutete Gerhard und Renee, den gemeinsamen Eimer an die Gitterstäbe zu stellen. Er ging in die Knie, und begann mit einem Becher beider Eimer in den Eimer der Nachbarzelle umzufüllen.

„Nett“, sagte sich Gerhard. Aber dann wurde dieser Eimer wiederum in den Eimer der Nachbarzelle umgefüllt, und von da aus gelangte die Gülle auf dem gleichen Wege durch die zweite Zelle nebenan zur dritten und zur vierten Zelle.

„Seltsam, seltsam“, sagte Gerhard Rainer, der den Vorgang ebenfalls verwundert verfolgte, „da geht offenbar unsere Scheisse auf Wanderschaft“

Die Zelle, in der diese Wanderschaft endete, verfügte wie die der Europäer über ein Oberlicht. Aus diesem wurde die Scheisse, sowie sie dort angekommen war, sogleich nach draussen entsorgt.

Ein weisser Koffer

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