Читать книгу Wenn es gegen den Satan Hitler geht ... - Georg von Witzleben - Страница 14
Drittes Kriegsjahr – 1916
ОглавлениеZum Jahresbeginn beherrschte Witzleben die Hoffnung, dass die geplanten Angriffe auf Verdun erfolgreich durchgeführt würden. Ende Februar griff auch seine Kompanie ein. Am 8. März hatte sie den Auftrag, beim geplanten Sturm auf Fort Vaux die Spitze der Angriffstruppe zu bilden. Jedoch wurde das stark befestigte Fort zäh verteidigt, Mondlicht und der Schnee erhellten zudem das Gelände: der Sturm schlug fehl.212 Witzlebens Kompanie hatte sich aber so gut geschlagen, dass ihr Kompanieführer von allen Vorgesetzten bis hin zum Divisionskommandeur gelobt wurde. Und am 11. März 1916 erhielt er für die »heldenhafte Tapferkeit«213 seiner Kompanie das Eiserne Kreuz 1. Klasse.214
Kurz darauf, am 25. März, übernahm Witzleben die neu aufgestellte 6. Kompanie seines Regimentes als Kompanieführer. Am 7. April wurde er bei einem Granatenangriff verwundet: Ein Splitter drang in die Stirn, ein weiterer traf ihn über dem linken Auge und ein dritter verletzte sein linkes Ohr.215 Im Lazarett angekommen, setzten für kurze Zeit seine Nerven aus, und er bemerkte auch einen Tag später – schon wieder auf seinem Posten, in einem neuen, aus Stein gebauten Unterstand –, als die Granaten wieder flogen, dass »meine Nerven doch gelitten hatten, durch die gemeine Angst, die ich hatte.«216 Monatelange Anspannung und psychisch belastende Situationen forderten auch von Witzleben ihren Tribut. Aber er verharrte auf seinem Posten und wurde auch von seinem Vorgesetzten als weiter einsatzfähig eingeschätzt. Schon zwei Wochen später übernahm er kurzzeitig als stellvertretender Kommandeur die Führung eines Bataillons des Regimentes.217
Am 30. April schließlich zum verdienten Fronturlaub entlassen, kam er Ende Mai zurück und freute sich Anfang Juni über die Nachricht, dass Fort Vaux nunmehr gefallen sei.218 Erste Kritik an der frontfremden militärischen Gesamtführung schimmert allmählich bei Witzleben durch: Bei einem Reitturnier begegnete er zahlreichen Herren der Obersten Heeresleitung (OHL) und konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie wohl noch nie einen Franzosen zu Gesicht bekommen hatten.219
Mitte August übernahm er schließlich – wieder als Kompanieführer – die Maschinengewehrkompanie des Regimentes mit 18 Maschinengewehren und zwei 5,7-cm-Kanonen und wurde immer wieder an vorderster Front in den Kampf geschickt.220 Ende August hielt sich Witzleben für drei Tage zu einem Gaslehrgang in Köln auf.221 Im September führte er kurzzeitig zwei Bataillone seines Regimentes222, um dann am 19. September zum Stab der 9. Reserve-Infanterie-Division versetzt zu werden. Sein Vorgesetzter war der Erste Generalstabsoffizier (Ia) der Division, Hauptmann im Generalstab (i.G.) Ernst Hesterberg, dem Witzleben nun zuarbeiten sollte.223 Er begann, seinen Vorgesetzten zu schätzen, und es entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis zwischen ihnen.224 Am 16. Dezember wurde er schließlich Vierter Generalstabsoffizier (Id).225
Weihnachten erlebte er dieses Mal – ganz anders als im Jahr vorher – in festlicher Umgebung im prunkvollen Saal des Divisionshauptquartiers: wieder eine der vielen unterschiedlichen Facetten des Krieges.226